Will Trent 02 - Entsetzen
Campano-Haus die Handschuhe gewechselt?«
Charlie überlegte sich seine Antwort gut. »Das klingt einleuchtend. Wenn er dieselben Handschuhe benutzt hätte, dann wäre Adams und Kaylas Blut ebenfalls außen auf dem Auto.«
Amanda fragte: »Wäre es in der Hitze nicht getrocknet?«
»Möglicherweise, aber das neue, nasse Blut hätte das getrocknete wieder verflüssigt. Ich würde zumindest eine gewisse Kreuz-Kontamination erwarten.«
»Warum sind Sie so sicher, dass das Blut von Emma ist?«
»Das bin ich nicht wirklich«, gab Charlie zu. Er fand eine Rolle Papiertücher und riss ein Blatt ab, mit dem er sich den Schweiß vom Gesicht wischte. »Ich kann nur nach der Blutgruppe gehen. Das Blut, das wir auf dem Auto gefunden haben, ist Null-positiv. Emma war die Einzige im Haus, von der wir wissen, dass sie diese Blutgruppe hat.«
»Ich will ja Ihre Methoden nicht infrage stellen«, fing Will an und tat dann genau das. »Woher wissen Sie so sicher, dass es ausschließlich Null-positiv ist?«
»Blutgruppen vertragen sich nicht besonders miteinander«, erklärte Charlie. »Wenn man Null-positiv mit irgendeiner Gruppe A oder B zusammenbringt, gibt es eine heftige Reaktion. Das ist der Grund, warum man im Krankenhaus bei einem Patienten die Blutgruppe bestimmt, bevor man ihm eine Transfusion gibt. Es ist ein ganz einfacher Test - dauert nur ein paar Minuten.«
Amanda mischte sich ein. »Ich dachte, Null-positiv ist universell?«
»Das ist Null-negativ«, erwiderte Charlie. »Es hat mit den Antikörpern zu tun. Wenn die Blutgruppen nicht kompatibel sind, dann verklumpen die roten Blutkörperchen. Im Körper kann das zu Pfropfen führen, die Gefäße blockieren und zum Tod führen.«
Amandas Ungeduld war unübersehbar. »Ich brauche keine Vorlesung in Naturwissenschaften, Charlie, nur die Fakten. Was haben Sie sonst noch gefunden?«
Er schaute sich zu dem Auto um, den Männern, die Beweisstücke sammelten und in Tüten steckten, dem Fotografen, der jeden leeren McDonald's-Becher und jede Schokoriegeltüte dokumentierte. »Nicht viel«, gab er zu.
»Was ist mit dem Gebäude?«
»Die beiden oberen Stockwerke sind leer. Die haben wir uns gleich als Erstes vorgenommen. Ich schätze, da oben hat seit sechs Monaten, vielleicht seit einem Jahr keiner mehr einen Fuß reingesetzt. Dasselbe gilt für das obere Parkdeck. Die Betonabsperrung steht schon eine ganze Weile da. Ich vermute, der Bau ist so alt, dass er gar nicht für die neueren, größeren Autos ausgelegt war, und deshalb haben sie oben abgesperrt, damit es nicht zum Einsturz kommt.«
Amanda nickte. »Melden Sie sich, wenn sich sonst noch was ergibt.«
Sie ging auf das Gebäude zu, Will hinter ihr her. »Barry hat keine weggeworfenen Gummihandschuhe gefunden«, sagte sie und meinte damit den Leiter der Hundestaffel. »Am Nachmittag fanden die Hunde eine Spur, die vom Haus der Campanos zu dem Wäldchen am Ende ihrer Straße führt, aber dort gab es dann zu viele Gerüche, und sie verloren die Spur.« Sie deutete auf den Bereich direkt hinter der Garage. »Dort hinten gibt es noch einen Pfad, der direkt in dasselbe Wäldchen führt. Wenn man sich hier auskennt, dauert es von hier bis zu den Campanos nur zehn Minuten.«
Will fiel wieder ein, was Leo ihm vor einigen Stunden gesagt hatte. »Die Mädchen haben letztes Jahr die Schule geschwänzt, bis die Nachbarin von gegenüber Abigail steckte, dass Emmas Auto in der Auffahrt stand. Sie könnten angefangen haben, hier zu parken, damit man sie nicht mehr verpetzen konnte.«
»Aber Kaylas Auto stand heute in der Auffahrt«, warf Amanda ein.
»Sollten wir die Nachbarn noch einmal befragen, sehen, ob ihnen noch irgendwas einfällt?«
»Sie meinen, ein drittes Mal?« Sie sagte nicht nein, gab aber zu bedenken: »Der Fall ist inzwischen überall in den Nachrichten. Es wundert mich, dass sich noch keiner eingeredet hat, er hätte was gesehen.«
Will wusste, das war oft ein Problem mit den Aussagen von Augenzeugen, vor allem, wenn es bei dem Verbrechen um Kinder ging. Die Leute wollten so unbedingt helfen, dass ihr Hirn ihnen etwas vorgaukelte, das gar nicht passiert war. »Wie heißt dieser Junge - derjenige, der den Prius meldete?«
»Lionel Petty.« Sie drückte auf einen roten Knopf neben der Tür. Ein paar Sekunden vergingen, dann ertönte ein Summen und ein Klicken.
Will öffnete Amanda die Tür und folgte ihr dann einen langen Gang hinunter, der zum Copy Right führte. Die Klimaanlage war eine Wohltat nach der
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