Will Trent 02 - Entsetzen
kein Häuschen für einen Parkwächter. Der Besitzer der Garage verließ sich auf die Ehrlichkeit von Fremden. Die Bezahlbox hatte Fächer mit den Nummern der einzelnen Stellplätze darauf. Von bezahlwilligen Parkenden wurde erwartet, dass sie vier einzelne Dollarscheine zu einem festen Päckchen zusammenfalteten und es in winzige Schlitze steckten. An einem Draht hing ein dünnes, scharfes Stück Metall, das den Leuten helfen sollte, das Geld hineinzustopfen.
Amandas Absätze klapperten über den Beton, als sie zu Kayla Alexanders weißem Prius gingen. Ein Team war bereits mit dem Auto beschäftigt. Kameras blitzten, Indizien wurden gesichtet, Plastiktüten gefüllt. Die Techniker trugen alle Schutzanzüge, sie schwitzten heftig in der unbarmherzigen Hitze. Die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass Will sich vorkam, als würde er durch feuchte Baumwolle atmen.
Amanda hob den Kopf und schaute sich um. Will folgte ihrem Blick. Oben an der Wand war eine einzelne Überwachungskamera befestigt. Sie war so ausgerichtet, dass sie eher die Leute erfasste, die das Gebäude betraten, als die Autos, die auf dem Parkplatz standen.
»Was haben wir?«, fragte Amanda.
Sie sagte es leise, aber dies war ihr Team, und alle warteten nur darauf, dass sie diese Frage stellte.
Charlie Reed trat vor, er hatte zwei Beweismittelbeutel in der Hand. »Seil und Isolierband«, erklärte er und hob die jeweilige Tüte. »Wir haben beides im Kofferraum gefunden.«
Will nahm die Tüte mit dem Seil, das ein unbenutztes Wäscheseil zu sein schien, die ordentlich zusammengelegten Schlaufen waren noch mit einer Plastikbanderole umwickelt. Eine Seite war leicht rötlich verfärbt, hier hatten die Fasern Blut aufgesaugt. »Habt ihr es so aufgerollt gefunden?«
Charlie warf Will einen Blick zu, der ihn fragen sollte, ob er ihn wirklich für so blöd halte. »Genau so«, sagte er. »Auf beiden keine Fingerabdrücke.«
Amanda sagte: »Er hatte sich gut vorbereitet.«
Will gab das Seil zurück, und Charlie fuhr fort: »Im Kofferraum war ein Blutfleck, der Emma Campanos Blutgruppe entsprach. Wir müssen das erst noch mit einem Arzt abklären, aber die Verletzung scheint nicht lebensbedrohlich zu sein.« Er deutete auf einen Halbkreis aus dunklem Blut im Kofferraum. Will schätzte, dass er ungefähr der Größe des Kopfs eines siebzehnjährigen Mädchens entsprach. »Ausgehend von der Blutmenge, würde ich sagen, es war ein böser Schnitt. Der Kopf blutete sehr stark. Ach ...« Das Folgende war nun direkt an Will gerichtet. »Wir haben mikroskopische Blutspritzer auch in Emma Campanos Schrank gefunden, direkt über der Stelle, wo Sie den Urin entdeckt haben. Ich vermute, sie wurde entweder auf den Kopf getreten oder geschlagen, das hat die Spritzer verursacht. Wir haben die Rückwand herausgeschnitten, aber ich weiß nicht, ob die Menge für eine Untersuchung reicht.« Dann fügte er noch hinzu: »Vielleicht ist das der Grund, warum er Seil und Isolierband nicht brauchte. Er schlug sie bewusstlos, bevor er sie aus dem Schrank holte.«
Amanda hatte das offensichtlich bereits vermutet. »Weiter.«
Charlie ging um das Auto herum und deutete auf verschiedene Stellen. »Das Lenkrad, die Türverkleidung und das Kofferraumschloss zeigen schwache Spuren desselben Bluts, das wir im Kofferraum gefunden haben. Das sind klassische Handschuh-Übertragungsspuren.« Er meinte damit, dass der Entführer Latexhandschuhe getragen hatte. »Was den Abfall angeht, da nehmen wir an, dass er von der Besitzerin stammt.«
Will schaute in das Auto. Der Schlüssel steckte in der Zündung direkt neben einer Art Kippschalter, der wohl der Hebel für die Getriebeautomatik war. Styroporbecher lagen herum und leere Fast-Food-Tüten und Schulbücher und Papiere und geschmolzenes Make-up und klebrige Flecken von verschütteter Limonade und anderer Unrat, der darauf hindeutete, dass Kayla Alexander zu faul gewesen war, um sich für das Zeug einen Mülleimer zu suchen. Ansonsten aber war nichts Auffälliges zu sehen.
Charlie fuhr fort: »Auf den Sitzen haben wir Spuren von Körperflüssigkeiten gefunden. Könnte Blut, Urin, Sperma, Schweiß, Speichel sein. Das Sitzmaterial ist dunkel, und wir haben nicht viel, aber es ist immerhin etwas. Ich werde die Flecken ausschneiden und schauen, ob wir im Labor etwas aus dem Stoff herauslösen können.«
Will fragte: »Das Blut auf der Außenseite war ausschließlich von Emma?«
»Das stimmt.«
»Also hat er wahrscheinlich nach der Zeit im
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