Will & Will
dass es mehr war.
und tiny weiß das auch. es scheint jedenfalls so. denn bis auf ex-freund 1 verlassen alle ex-freunde die bühne, und schnell stellt sich heraus, dass jetzt alle noch einmal einzeln auftreten werden und wahrscheinlich jeder davon für tiny und das publikum eine andere lektion bereithält.
weil es eine weile dauern wird, bis irgendwann ex-freund 18 an die reihe kommt, denk ich mir, dass jetzt ein guter zeitpunkt wäre, um mich noch mal bei dem anderen will grayson zu melden. ich befürchte kurz, dass er vielleicht sein handy ausgestellt hat, aber als ich rausgehe, um ihn anzurufen
(gideon bleibt, um mir den platz freizuhalten), ist er gleich dran und sagt, dass er in einer halben minute da ist. ich erkenne ihn sofort, obwohl er auch irgendwie verändert wirkt.
ich: hallo
d.a.w.g.: hallo
ich: wahnsinnsaufführung
d.a.w.g.: kann man so sagen. ich bin froh, dass du da bist.
ich: ich auch. vor allem auch noch, also weil … ich hatte da eine idee. na ja, eigentlich stammt die idee von einem freund von mir, aber wir haben uns gedacht …
ich erkläre es ihm.
d.a.w.g.: das ist total krank.
ich: ich weiß.
d.a.w.g.: glaubst du, dass sie wirklich alle da sind?
ich: haben sie jedenfalls gesagt. aber selbst wenn nicht, gibt es ja immerhin dich und mich.
der andere will grayson erstarrt vor schreck.
d.a.w.g.: du zuerst. ich mach dann gern mit, aber glaub ja nicht, dass ich anfange.
ich: abgemacht.
d.a.w.g.: das ist total verrückt.
ich: aber ich tu’s für tiny.
d.a.w.g.: ja, für tiny.
ich weiß, dass wir jetzt wieder reingehen sollten, aber es gibt noch etwas, das ich ihn unbedingt fragen möchte, wo er gerade vor mir steht.
ich: kann ich dich was persönliches fragen, von will grayson zu will grayson?
d.a.w.g.: ähm … na klar.
ich: hast du das gefühl, dass du dich verändert hast? ich meine, seit dem ersten mal, als wir uns getroffen haben?
d.a.w.g. denkt eine sekunde nach, dann nickt er.
d.a.w.g.: ja. ich glaub, ich bin nicht mehr der will grayson, der ich war.
ich: ich auch nicht.
ich öffne die tür zum zuschauerraum einen spalt und spähe hinein. sie sind bereits bei ex-freund 5.
d.a.w.g.: ich glaub, ich geh jetzt besser wieder hinter die bühne. jane fragt sich bestimmt schon, wo ich bin.
ich: jane?
d.a.w.g.: ja, jane.
es ist echt süß – als er ihren namen sagt, huschen ungefähr zweihundert unterschiedliche gefühle über sein gesicht, alles von riesengroßer angst bis zu höchster glückseligkeit.
ich: dann wollen wir mal wieder auf unsere plätze.
d.a.w.g.: viel glück, will grayson.
ich: viel glück uns allen!
ich schleiche mich zurück in den saal neben gideon, der mich auf den neuesten stand des bühnengeschehens bringt.
gideon (flüsternd): ex-freund 5 hatte es dauernd nur von hodenschützern. hatte fast schon fetischcharakter, würd ich sagen.
auch danach wirken die ex-freunde ziemlich schematisch gezeichnet, aber mir wird bald klar, dass das absichtlich so ist, weil tiny damit zeigen will, wie oberflächlich er alle seine freunde bloß gekannt hat. dass er viel zu sehr in sein eigenes verliebtsein verliebt war, um wirklich darüber nachzudenken, in wen er da eigentlich verliebt war. eine schmerzhafte wahrheit, vor allem für einen ex-freund wie mich. (ich sehe ein paar weitere jungs unbehaglich auf ihren sitzen hin- und herrutschen, woran ich erkenne, dass ich wahrscheinlich nicht der einzige ex unter den zuschauern bin.) nach und nach kommen alle siebzehn ex-freunde dran, bis vor dem achtzehnten auf einmal die bühnenscheinwerfer ausgehen und die schaukel in die mitte der bühne geschoben wird. dann wird plötzlich tiny angestrahlt. er sitzt auf der schaukel, und mir ist, als würde mein leben zu diesem augenblick zurückgespult und ich würde ihn noch einmal erleben, nur diesmal als musical. alles ist genau so, wie ich es in erinnerung habe … bis es das dann nicht mehr so ist, weil tiny einen neuen wortwechsel zwischen uns erfunden hat.
ich-auf-der-bühne: tut mir wirklich leid.
tiny: das muss es nicht. ich hab mich in dich verliebt. und ich weiß, dass ich mich in jede neue liebe hineinstürze – bis ich unsanft lande. es geht immer auf und ab, wie auf einer schaukel.
ich-auf-der-bühne: ich hab so die nase voll von mir. ich tu dir einfach nicht gut, jemand schlechteren als mich hättest du dir gar nicht aussuchen können. ich bin wie eine entsicherte handgranate, die jeden
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