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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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gar nichts tun, mir gefällt es, sie einfach nur wahrzunehmen. Wahrzunehmen, wie sie riecht, nämlich wie zuckersüßer Kaffee,
und den Unterschied zwischen ihrem richtigen Lächeln und ihrem Fotolächeln wahrzunehmen, und die Art und Weise, wie sie auf ihrer Unterlippe herumkaut, und die blasse Haut an ihrem Nacken. Ich will einfach nur das Vergnügen haben, alle diese Dinge in sicherer Entfernung wahrzunehmen  – ich will nicht feststellen müssen, dass ich das alles wahrnehme. Ich will nicht darüber reden oder irgendetwas tun müssen.
    Ich hatte daran gedacht, während wir beide mit dem bewusstlosen, Rotz und Wasser heulenden Tiny zwischen uns dastanden. Ich hatte darüber nachgedacht, wie es wäre, über diesen gestürzten Riesen hinwegzusteigen und Jane zu küssen … und meine Hand auf ihrem Gesicht und ihr so unglaublich warmer Atem … und dann eine Freundin zu haben, die irgendwann wütend wird, weil ich immer so schweigsam bin, und dann würde ich nur noch stiller werden, weil es dieses eine Lächeln zwischen uns gewesen war, über den schlafenden Leviathan hinweg, was ich an ihr so gemocht hatte, und danach würde ich mich eine Weile lang einfach nur beschissen fühlen, bis wir schließlich Schluss machen würden, was dann der Zeitpunkt wäre, um wieder einmal meinen Schwur zu erneuern, mich für alle Zeiten an meine beiden Regeln zu halten.
    Ich könnte das alles tun.
    Oder ich könnte mich gleich einfach nur an meine Regeln halten.
    »Vertrau mir«, sage ich zu Tiny, »du wirst mein Leben nicht besser machen. Hör einfach auf, dich einzumischen, okay?«
    Er antwortet mit einem Schulterzucken, das ich als Nicken
interpretiere. »Also, hör zu«, sagt Tiny. »Wegen Nick. Der Punkt ist der, dass er und Gary echt lange zusammen waren und erst gestern oder so miteinander Schluss gemacht haben. Aber es hat wirklich zwischen uns gefunkt.«
    »Extrem schlechte Idee«, sage ich.
    »Aber sie haben miteinander Schluss gemacht«, sagt Tiny.
    »Ja, aber wie wäre das, wenn mit dir jemand Schluss macht und flirtet dann am nächsten Tag mit einem Freund von dir?«
    »Ich denk drüber nach«, sagt Tiny, aber ich weiß, dass er sich wahrscheinlich einfach nicht zusammenreißen kann und die nächste kurze, zum Scheitern verurteilte Liebesbeziehung haben wird.
    »Aber hey.« Tiny wird munterer. »Du solltest mit uns nächsten Freitag in den Storage Room gehen. Nick und ich wollen da hin, um diese Band zu sehen, die… ach ja, die Maybe Dead Cats. Intellektueller Poppunk. Geht in Richtung Dead Milkmen, aber nicht so haha-lustig.«
    »Danke, dass du mich auch noch einlädst«, sage ich und stoße ihm mit dem Ellenbogen in die Seite. Er stupst mit seinem Ellenbogen spielerisch zurück und ich falle fast die Treppe runter. Mit Tiny Cooper befreundet zu sein ist so, als hätte man einen Riesen zum besten Freund: Er kann einfach nicht anders als dir die Knochen brechen.
    »Nach dem Desaster letzte Woche konnte ich mir nicht vorstellen, dass du wirklich mitkommen willst.«
    »Hey, warte mal, ich kann wirklich nicht mitkommen. Der Storage Room ist erst ab einundzwanzig.«
    Tiny, der vor mir hergeht, ist schon an der Tür. Er stößt mit der Hüfte gegen den Metallrahmen und die Tür fliegt auf.
Draußen. Wochenende. Das jähe, klare Licht von Chicago. Die kalte Luft umströmt mich, das Licht flutet herein und Tiny steht voll im Gegenlicht der untergehenden Sonne, deshalb kann ich ihn kaum sehen, als er sich wieder zu mir dreht und sein Handy herauszieht.
    »Wen rufst du an?«, frage ich, aber Tiny antwortet nicht. Er hält nur das Handy in seiner riesigen, fleischigen Pranke, und dann sagt er: »Hallo, Jane«, und ich reiße die Augen auf und mache mit der Hand eine Bewegung, wie wenn man jemand die Kehle durchschneidet, doch Tiny grinst nur und sagt: »Hör zu, also Grayson will nächsten Freitag zu den Maybe Dead Cats mitkommen. Sollen wir uns vielleicht vorher irgendwo zum Essen treffen?«
    »…«
    »Okay, das Problem ist nur, dass er keinen Ausweis hat. Kennst du da nicht diesen Typen?«
    »…«
    »Du bist nicht schon zu Hause, oder? Dann komm noch mal her und lad seinen dürren Hintern bei dir ein.« Tiny legt auf, sagt zu mir: »Sie ist schon unterwegs«, und dann lässt er mich einfach allein vor der Schultür stehen, während er die Treppe hinunterstürmt und zum Parkplatz hüpft – ja, hüpft.
    »Tiny!«, rufe ich, aber er dreht sich nicht um, er hüpft einfach weiter. Ich fange jetzt nicht an, ihm nachzuhüpfen

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