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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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über die Band nachgelesen.
    »Ja«, sagt sie. »Schrödinger. Nur dass der Name der Band komplett daneben ist, weil es bei Schrödinger um das Paradox in der Quantenphysik ging, dass unter ganz bestimmten Bedingungen eine Katze, die man nicht sieht, gleichzeitig lebendig und tot sein kann. Nicht möglicherweise tot.«
    »Oh«, sage ich, weil ich noch nicht mal so tun kann, als hätte ich das gewusst. Ich fühle mich wie der totale Blödmann, deshalb wechsle ich schnell das Thema. »Wie ich
höre, hat Tiny Cooper die ganze Wucht seines Tiny-Cooper-Charmes aufgefahren, und das Musical wird jetzt tatsächlich aufgeführt?«
    »Ja. Was ist eigentlich dein Problem mit Tiny Dancer ?«
    »Hast du es denn gelesen ?«
    »Ja. Wenn er das wirklich so durchziehen kann, wird das eine Riesensache.«
    »Na ja, ähm, ich bin sozusagen der Co-Star. Gil Wrayson. Das soll ich sein, wie man sich unschwer denken kann. Und ähm, na ja, ich, also ich mag das einfach nicht.«
    »Aber findest du es nicht auch irgendwie großartig, so was wie der Co-Star in Tinys Leben zu sein?«
    »Ich hab keine Lust, im Leben von irgendwem der Co-Star zu sein«, sage ich. Darauf kommt keine Antwort mehr. »Und wie geht es dir so?«, frage ich nach ungefähr einer Sekunde.
    »Ganz okay.«
    »Nur okay?«
    »Hast du meine Nachricht in deiner Jackentasche gelesen?«
    »Deine was? Nein. Da war eine Nachricht?«
    »Ja.«
    »Oh. Bleib dran.« Ich lege den Hörer auf dem Schreibtisch ab und wühle mich durch meine Taschen. Das mit den Jackentaschen ist bei mir nämlich so: Immer wenn ich Abfall habe – also zum Beispiel ein Snickers-Papier –, aber weit und breit kein Abfalleimer zu sehen ist, endet es schließlich damit, dass meine Taschen als Abfalleimer zweckentfremdet werden. Und ich bin nicht gerade ein Meister darin, bei mir den Müll wegzubringen. Deshalb dauert es ein paar Minuten, bis ich den herausgerissenen, zusammengefalteten Zettel entdecke. Außen drauf steht:
     
    An: Will Grayson
    Von: Schließfach-Houdini
     
    Ich greife nach dem Hörer und sage: »Ich hab sie gefunden.« Mir ist dabei im Magen etwas flau, auf eine Weise, die sich gleichzeitig prickelnd anfühlt und auch wieder nicht.
    »Und, hast du sie gelesen?«
    »Nein«, sage ich und überlege, ob ich die Nachricht vielleicht besser ungelesen lassen sollte. Noch besser hätte ich Jane gar nicht angerufen. »Bleib dran.« Ich falte den Zettel auseinander:
     
    Sehr geehrter Mr Grayson,
    Sie sollten sich immer vergewissern, dass niemand Sie beobachtet, wenn Sie Ihr Schließfach aufschließen. Sie können nämlich nie wissen (18), ob sich nicht jemand (26) Ihre Zahlenkombination merkt (4). Danke für die Jacke. Ritterlichkeit scheint doch noch nicht ausgestorben zu sein.
     
    Hochachtungsvoll
    Jane
     
    P.S. Ich mag es, dass du deine Jackentaschen so behandelst wie ich mein Auto.
     
    Als ich einmal durch bin, lese ich den Brief noch einmal. Beide Wahrheiten werden durch ihn noch wahrer. Ich will sie. Nicht. Vielleicht bin ich ja doch ein Zombie. Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll, also stürze ich mich ins Getümmel und sage das Dümmste, was man nur sagen kann. »Wie
süß.« Das ist der Grund, warum ich mich immer an Regel Nr. 2 halten sollte.
    Während des darauffolgenden Schweigens habe ich Zeit, über das Wörtchen süß nachzudenken – wie herablassend es klingt, wie es den anderen klein macht, wie man eine Person dadurch in ein Baby verwandelt. Ein Wort, das wie eine Neonschrift in der Dunkelheit leuchtet und immer wieder aufblinkt: »Fühl dich mies!«
    Schließlich sagt sie: »Nicht gerade mein Lieblingsadjektiv.«
    »’tschuldigung. Ich wollte damit sagen, dass –«
    »Ich weiß, was du damit sagen wolltest, Will«, sagt sie. »Ich entschuldige mich . Ich, ähm, ich weiß auch nicht. Ich komm gerade aus einer Beziehung und will wohl wahrscheinlich das Loch bei mir füllen, und du scheinst mir der geeignetste Kandidat zu sein, um dieses Loch zu füllen, und … oh Gott, das klingt total schmutzig, am besten ich leg jetzt auf.«
    »’tschuldigung wegen dem süß. Es war nicht süß. Es war  –«
    »Vergiss es. Vergiss den Zettel. Ich bin noch nicht mal … Denk einfach nicht mehr dran, Grayson.«
    Nachdem wir beide einigermaßen betreten aufgelegt haben, dämmert mir, wie das unausgesprochene Ende des »Ich bin noch nicht mal …«-Satzes lautet. »Ich bin noch nicht mal … in dich verliebt, Grayson, weil du nämlich, also wie soll ich dir das bloß möglichst

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