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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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Er leuchtet ihn kurz mit seiner Taschenlampe an, richtet den Strahl auf mein Gesicht, danach wieder auf den Ausweis, und dann sagt er: »Glaubst du, ich kann nicht rechnen?«
    Und ich sage: »Hä?«
    Und der Türsteher sagt: »Junge, du bist erst zwanzig.«
    Und ich sage: »Nein, ich bin zweiundzwanzig.« Der Türsteher gibt mir den Ausweis zurück und sagt: »In deinem Führerschein steht aber, dass du erst zwanzig bist.« Ich starre darauf und rechne nach. Tatsächlich, nächsten Januar werde ich einundzwanzig.
    »Ähm«, sage ich. »Ähm, ja. ‘tschuldigung.«
    Die Dumpfbacke, dieser hoffnungslos verkiffte Typ aus
dem Copyshop, hat auf meinem Ausweis das falsche Geburtsjahr eingetragen. Ich mache ein paar Schritte vom Eingang des Clubs weg. Tiny kommt mir nach und lacht sich einen ab. Und auch Jane kichert hemmungslos. Tiny haut mir mit seiner Pranke auf die Schulter und sagt: »Das kann nur Grayson passieren! Sich einen gefälschten Ausweis besorgen, auf dem steht, dass er zwanzig ist. Total wertlos!«
    Und ich sage zu Jane: »Dein Freund hat sich im Jahr vertan«, und sie sagt: »Tut mir leid, Will«, aber so leid kann es ihr auch wieder nicht tun, sonst würde sie sich nicht halb totlachen.
    »Wir können versuchen, dich trotzdem reinzuschmuggeln«, schlägt Jane vor, aber ich schüttle den Kopf.
    »Geht ihr nur rein«, sage ich. »Ruft mich an, wenn es aus ist. Ich häng noch ’ne Weile bei Frank’s Franks rum oder so. Und ruft mich an, falls sie ›Annus Miribalis‹ spielen, okay?«
    Und dann passiert es tatsächlich: Sie gehen. Sie reihen sich einfach wieder in die Schlange ein, und ich sehe, wie sie in den Club reingehen, und keiner von beiden macht Anstalten zu sagen, Nein, nein, wir wollen nicht ohne dich auf das Konzert.
    Damit mich keiner falsch versteht. Die Maybe Dead Cats sind eine wirklich großartige Band. Aber ihretwegen stehen gelassen zu werden tut trotzdem weh. Als wir zusammen in der Schlange gewartet haben, habe ich die Kälte gar nicht gespürt, aber jetzt ist mir auf einmal eiskalt. Es ist einfach grässlich hier draußen, die Art von Kälte, die einem das Hirn gefrieren lässt, wenn man durch die Nase einatmet. Und da steh ich nun ganz allein mit meinem total wertlosen Hundert-Dollar-Ausweis.
    Ich gehe zurück zu Frank’s Franks, bestelle einen Hotdog und esse ihn ganz langsam. Aber ich kann natürlich nicht die ganzen zwei, drei Stunden, die das Konzert dauert, an einem einzigen Hotdog herumkauen – man kann einen Hotdog nicht langsam und genüsslich verspeisen. Mein Handy liegt vor mir auf dem Tisch und ich starre ständig darauf, hoffe unsinnigerweise, dass Jane oder Tiny mich vielleicht anrufen. Und während ich so dasitze, werde ich allmählich erst richtig sauer. Wie übel ist das eigentlich, so sitzen gelassen zu werden – allein in einem Hotdog-Restaurant  –, nur vor mich hinzustarren und nicht einmal ein Buch dabeizuhaben, das mir Gesellschaft leisten könnte. Es sind gar nicht mal nur Tiny und Jane. Ich bin auf mich selbst sauer, dass ich sie einfach so habe gehen lassen; dass ich die Jahreszahl auf dem verdammten Ausweis nicht überprüft habe; dass ich hier rumsitze und darauf warte, dass das Handy vielleicht klingelt, obwohl ich genauso gut nach Hause fahren könnte.
    Und während ich so über alles nachdenke, begreife ich, dass genau darin das Problem liegt, wenn man immer dorthin geht, wohin man gerade geschubst wird: Manchmal landet man dann eben in einer solchen Situation.
    Ich hab die Nase voll davon, immer herumgeschubst zu werden und es auch mit mir machen zu lassen. Von meinen Eltern herumgeschubst zu werden ist das eine. Aber auch noch von Tiny Cooper herumgeschubst zu werden – erst die Sache mit Jane, dann soll ich mir einen gefälschten Ausweis besorgen, dann lacht er mich aus, weil dabei nur Scheiße herausgekommen ist, und dann lässt er mich hier sitzen, mit einem ziemlich miserablen Hotdog, wo ich noch nicht einmal
richtig gute Hotdogs besonders gern mag. Das ist ein riesengroßer Bullshit.
    Vor meinem inneren Auge sehe ich Tiny, sein fettes lachendes Gesicht: Total wertlos! Total wertlos! Nein, nicht ganz. Ich kann damit Zigaretten kaufen, obwohl ich nicht rauche. Ich kann mich sogar in ein Wahlregister eintragen lassen. Ich kann – oh, hallo . Ähm. Jetzt habe ich immerhin eine Idee.
    Gegenüber vom Storage Room, da ist er doch. Dieser Laden. So ein Neonschriftzug-und-keine-Fenster-Laden. Ehrlich gesagt mach ich mir nicht viel aus Pornos –

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