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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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die Juwelen fehlen.
    »Glaubst du an Epiphanien?«, fragt sie. Wir gehen weiter.
    »Ähm, könntest du die Frage vielleicht etwas näher erläutern?«
    »Also, ich meine, glaubst du daran, dass man sich ändern kann? Eines Tages wachst du auf und du begreifst etwas, du siehst etwas auf eine Weise, wie du es vorher nie gesehen hast, und – bumm! Epiphanie! Etwas hat sich für immer verändert. Glaubst du daran?«
    »Nein«, sage ich. »Ich glaube nicht daran, dass irgendetwas plötzlich geschieht. Tiny, zum Beispiel. Glaubst du etwa, Tiny verliebt sich jeden Tag? Falsch. Er glaubt , dass er das tut, aber er tut es nicht wirklich. Alles, was ganz plötzlich geschieht, kann mit derselben Wahrscheinlichkeit genauso plötzlich ungeschehen sein. Verstehst du, was ich meine?«
    Sie sagt eine Weile nichts. Geht nur neben mir her. Meine Hand hängt herunter, direkt neben ihrer, und sie berühren sich leicht, aber zwischen uns passiert nichts. »Ja, vielleicht hast du recht«, sagt sie schließlich.
    »Warum fragst du?«, sage ich.
    »Keine Ahnung. Einfach so.« Unsere Sprache hat eine lange, gut dokumentierte Geschichte, und in all der Zeit hat
niemand »einfach so« mal »was völlig anderes« gefragt – und dann auch noch zu »Epiphanien«. Keine der Fragen, die man »einfach so« stellt, stellt man »einfach so«.
    »Wer hatte denn eine Epiphanie?«, frage ich.
    »Ähm, ich glaube, du bist so ungefähr die ungeeignetste Person, um darüber zu reden«, sagt sie.
    »Warum?«
    »Ich weiß, dass es ziemlich blöd von mir war, auf das Konzert zu gehen«, sagt sie auf einmal, ohne jeden Zusammenhang. Wir kommen zu einer Bank, und sie setzt sich hin.
    »Schon in Ordnung«, sage ich und setze mich neben sie.
    »Nein, nicht in Ordnung, weil schlimmer geht’s kaum. Ich bin jetzt total verwirrt.«
    Verwirrt. Das Telefongespräch. Ihre sanfte Mädchenstimme. Epiphanien. Endlich begreife ich. Die Wahrheit.
    »Dein Ex-Freund«, sage ich. Ich spüre, wie mir die Felle davonschwimmen, weit weit in den Ozean hinaus, und schlagartig wird mir klar: Ich mag sie. Sie ist hübsch und wirklich klug, genau auf die richtige, leicht abgehobene Weise, und in ihrem Gesicht ist eine Weichheit, die alles, was sie sagt, noch eine Spur schärfer und klarer werden lässt, und ich mag sie, und es ist nicht nur so, dass ich weiß, dass ich zu ihr ehrlich sein sollte , sondern ich will es. So wie eben Liebe und Wahrheit miteinander verbunden sind, denke ich. »Ich hab eine Idee«, sage ich.
    Ich spüre ihren Blick auf mir und zurre die Kapuze meiner Daunenjacke enger. Meine Ohren sind so kalt, dass es brennt.
    Und sie sagt: »Was für eine Idee?«
    »Wir vergessen zehn Minuten lang, dass wir Gefühle haben.
Wir versuchen nicht, uns selbst oder den anderen zu schützen, und sagen uns einfach die Wahrheit. Zehn Minuten lang. Danach können wir uns wieder so langweilig wie sonst verhalten.«
    »Gefällt mir«, sagt sie. »Aber du musst anfangen.«
    Ich schiebe den Ärmel meiner Daunenjacke zurück und schaue auf die Uhr. 22:42. »Bereit?«, frage ich. Sie nickt. Ich schaue noch einmal auf die Uhr. »Okay, und … los. Ich mag dich. Ich hab nicht gewusst, wie sehr ich dich mag, bis ich mir gerade eben vorgestellt hab, wie du mit einem anderen Jungen auf dem Konzert bist, aber jetzt weiß ich es, und ich weiß, dass das jetzt aus mir einen Tuntenquäker macht, aber so ist es. Ja. Ich mag dich. Ich finde dich wirklich toll und auch sehr süß und mit süß meine ich schön, aber ich will nicht schön sagen, weil das so klischeemäßig klingt, aber du bist schön, und ich hab noch nicht mal was dagegen, dass du ein Musiksnob bist.«
    »Das ist kein Snobismus, sondern guter Geschmack. Also, es gibt da diesen Jungen, mit dem ich eine Zeit lang zusammen war, und ich wusste, dass er auch auf dem Konzert sein würde, und ein bisschen wollte ich deswegen mit dir dorthin, weil ich wusste, dass Randall da sein würde, aber irgendwie wollte ich auch ohne dich dorthin, weil ich wusste, dass er da sein würde, und dann hat er mich gesehen, als MDC gerade ›A Brief Overview of Time Travel Paradoxes‹ gespielt haben, und er hat mir ins Ohr gebrüllt, er hätte gerade eine Epiphanie erlebt und wüsste jetzt, dass wir füreinander bestimmt seien, und ich hab darauf geantwortet, da wär ich mir nicht so sicher, und darauf hat er das Gedicht von e.e. cummings zitiert, in dem es darum geht, dass Küsse wichtiger sind als
Weisheit, und dann stellt sich raus, dass er MDC

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