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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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gebeten hat, mir ein Lied zu widmen, was er früher nie gemacht hätte, und ich hab einfach das Gefühl, dass ich jemanden verdiene, der mich aufrichtig und uneingeschränkt mag, was bei dir ja nicht so ist, und, ach, ich weiß nicht.«
    »Was für ein Lied?«
    »›Annus Miribalis‹. Er ist der Einzige, der meine Schließfachkombination kennt, und er hat MDC gebeten, das Lied meiner Schließfachkombination zu widmen, was einfach, also ich meine, das ist einfach … also, ja!«
    Obwohl es die Minuten der Wahrheit sind, erzähle ich ihr das mit dem Lied nicht. Ich kann nicht. Ist mir viel zu peinlich. Weil klar, wenn dein Ex-Freund so was macht, ist es irgendwie nett. Aber wenn das ein Junge macht, der dich in deinem orangen Volvo nicht küssen wollte, dann ist es nur seltsam und vielleicht sogar fies. Sie hat recht damit, dass sie jemand verdient, der sie vorbehaltlos liebt, und vielleicht kann ich derjenige auch nicht sein. Trotzdem könnte ich den Typen umbringen. »Ich hasse Jungs, die Mädchen mit irgendwelchen Gedichten kommen. Und weil wir ja ehrlich zueinander sein wollen. Meiner Meinung nach ist man mit Weisheit besser dran als mit den meisten Küssen. Von Weisheit hat man bestimmt mehr, als wenn man solche Warmduscher küsst, die nur deshalb Gedichte lesen, weil sie damit den Mädchen schneller an die Schlüpfer kommen.«
    »Wow!«, sagt sie. »Derselbe Will, aber zwischen ehrlich und normal ist so ein riesiger Unterschied!«
    »Um die Wahrheit zu sagen, mir ist ein durchschnittliches Allerweltsarschloch mit schielendem Glasauge lieber, dem vor Blödheit dauernd der Mund offen steht, als diese ganzen
Typen, die mich aus meiner abgeklärten Haltung herauslocken und bei den Mädchen ausknocken wollen, indem sie Gedichte lesen und halbwegs gute Musik hören. Ich hab mir meine Abgeklärtheit hart erarbeitet. In der Mittelstufe hab ich genug einstecken müssen. Aber jetzt bin ich cool. Dahinter steckt ehrliche Erfahrung.«
    »Du kennst ihn doch gar nicht«, sagt sie.
    »Muss auch echt nicht sein«, sage ich. »Du hast ja recht. Vielleicht hab ich dich nicht auf die Weise gern, wie jemand dich gernhaben sollte. Ich mag dich nicht auf die Ich-rufdich-jeden-Abend-vor-dem-Einschlafen-an-und-les-dir-ein-Gedicht-vor-Weise. Ich bin crazy, okay? Manchmal denke ich, mein Gott, Wahnsinn, die ist superscharf und schlau und abgehoben, und zwar auf genau die Art und Weise, dass ich sie erst recht will, und dann denke ich wieder, was für eine unglaublich bescheuerte Idee und dass mit dir zusammen zu sein bestimmt wie eine langwierige, unnötige Wurzelbehandlung wäre, ab und zu unterbrochen von kurzen Knutschsitzungen.«
    »Mannomann, du machst ja Komplimente!«
    »Aber es stimmt wirklich beides. Außerdem ist es egal, weil ich sowieso dein Plan B bin. Vielleicht bin ich dein Plan B, weil ich das so empfinde, und vielleicht empfinde ich das so, weil ich dein Plan B bin, aber was auch immer, das alles läuft darauf hinaus, dass du und Randall füreinander bestimmt seid, während es meine Bestimmung ist, mich in mein selbstauferlegtes inneres Exil zurückzuziehen, was ja mein Naturzustand ist.«
    »So ein riesengroßer Unterschied!«, sagt sie noch einmal. »Kannst du nicht immer so sein?«
    »Nur schwer«, sage ich.
    »Wie viele Minuten haben wir noch?«
    »Vier«, sage ich. Und dann küssen wir uns.
    Diesmal beuge ich mich zu ihr vor und sie dreht sich nicht weg. Es ist kalt und unsere Lippen sind trocken und unsere Nasenspitzen feucht. Verschwitzte Stirn unter der Wollmütze. Ich kann ihr Gesicht nicht berühren, obwohl ich das gern möchte, weil ich Handschuhe anhabe. Aber dann, wow, als ihre Lippen sich öffnen, wird alles warm und ihr zuckersüßer Atem strömt in meinen Mund und ich schmecke wahrscheinlich nach Hotdogs, aber das kümmert mich nicht. Sie küsst, als würde sie mich verschlingen wollen, und ich weiß nicht, wo ich sie berühren soll, weil ich alles von ihr will. Ich will ihre Knie berühren und ihre Hüfte und ihren Bauch und ihren Rücken und überhaupt alles von ihr, aber wir sind in diese vielen Kleidungsstücke eingezwängt, deshalb sind wir nur wie zwei Marshmallows, die aneinander kleben, und sie lächelt mich an, während wir uns weiter küssen, weil sie auch weiß, wie lächerlich das alles ist.
    »Besser als Weisheit?«, fragt sie, und ihre Nase streift dabei meine Wange.
    »Steht Kopf an Kopf«, sage ich und lächle ebenfalls, ziehe sie noch näher an mich ran.
    Ich hatte bisher keine Ahnung,

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