Will & Will
antörnt, schwulen jungs zu helfen.)
die einzige, die mir sorgen macht, ist maura, die eine dicke schwarze wolke ausschnaubt, als ich lizzie die geschichte erzähle. maura versucht, meine stumme nicht-beachtung ihrer person zu torpedieren, indem sie die ohren spitzt, wo sie nur kann. ich weiß nicht, ob sie jetzt so laut schnaubt, weil sie glaubt, ich erfinde die ganze geschichte nur, oder weil sie es unmöglich findet, dass ich mich einfach aus dem unterricht stehlen will. vielleicht ist sie auch nur eifersüchtig auf lizzie, was aberwitzig ist. weil lizzie nämlich richtig schlimme akne hat und immer aussieht, als wäre sie von einem bienenschwarm gestochen worden. aber egal. maura kann vor sich hinschnauben, bis sie allen hirnschleim rausgepustet hat, der dann auf dem boden kleine pfützen bildet. ich reagiere nicht.
tiny vor der schule ausfindig zu machen ist nicht schwer. er tritt ungeduldig von einem fuß auf den anderen. ich werd nicht anfangen, mit ihm auf dem schulgelände rumzuknutschen, deshalb geb ich ihm so eine typische jungs-umarmung (zwei berührungspunkte! nur zwei!) und erklär ihm, dass er
sagen soll, er würde im herbst hierherziehen und wollte sich frühzeitig mal umschauen, falls jemand fragt.
irgendwas an ihm hat sich seit unserem letzten treffen leicht verändert – müdigkeit, vermute ich mal. ansonsten scheint es um seine seelische gesundheit bestens zu stehen.
tiny: hier ist also der magische ort.
ich: nur wenn du völlige versklavung, multiple-choice-tests
und noten für etwas magisches hältst.
tiny: wird sich noch zeigen.
ich: wie geht’s mit dem musical voran?
tiny: was dem chor an stimme fehlt, macht er durch seine energie wett.
ich: ich kann’s kaum erwarten, es zu sehen.
tiny: ich kann’s auch kaum erwarten, dass du’s siehst.
während wir in die cafeteria unterwegs sind, klingelt es zur mittagspause. plötzlich sind wir von lauter leuten umringt, die tiny ungefähr genauso anstarren, wie sie jemanden anstarren würden, der sich hoch zu ross durch die gänge bewegt. vor ein paar tagen habe ich noch mit gideon witze darüber gemacht, dass unsere schließfächer alle grau gestrichen sind, damit leute wie ich farblich mit ihnen verschmelzen und es sicher durch die flure schaffen können. aber mit tiny klappt das nicht. fast alle köpfe drehen sich zu ihm um.
ich: schauen dich immer alle so an?
tiny: nicht immer. wahrscheinlich fällt den leuten hier bei dir mehr auf, wie groß ich bin. hast du was dagegen, wenn ich deine hand halte?
wenn ich ehrlich bin, hab ich was dagegen. aber weil er mein freund ist, müsste meine antwort ja wohl eigentlich lauten, dass ich nichts dagegen habe. wahrscheinlich würde tiny mich auf seinen starken armen in die cafeteria tragen, wenn ich ihn darum bitte.
ich greife also nach seiner hand, die groß und verschwitzt ist. aber ich kann anscheinend mein unwohles gefühl dabei schlecht verbergen, denn er sieht mich kurz von der seite an und lässt meine hand dann wieder los.
tiny: das wollte ich nicht.
ich: es liegt nicht an dir. ich bin einfach nicht der typ, der händchen haltend durch die schule geht. auch nicht wenn du ein mädchen wärst. auch nicht, wenn du ein cheerleader mit großen titten wärst.
tiny: aber ich war mal ein cheerleader mit großen titten.
ich bleibe stehen und schaue ihn an.
ich: nicht wirklich, oder?
tiny: nur kurz. ich hab die pyramide zum einsturz gebracht.
wir gehen weiter.
tiny: ich vermute, dass ich meine hand bei dir in die hintere hosentasche stecke, kommt wohl nicht in frage?
ich: *hüstel, hüstel*
tiny: war nur ein scherz.
ich: darf ich dich wenigstens zum mittagessen einladen? vielleicht gibt es ja sogar eintopf! mjam, mjam.
ich muss mir immer wieder vorsagen, dass es das ist, was ich mir wünsche – denn schließlich wünscht sich das doch jeder, oder? hier ist ein junge, der mir seine zuneigung zeigen möchte. hier ist ein junge, der sich in sein auto setzt und über eine stunde fährt, um bei mir zu sein. ein junge, der keine angst davor hat, was alle anderen wohl denken, wenn sie uns miteinander sehen. ein junge, der glaubt, dass das zusammensein mit mir seiner seelischen gesundheit guttut.
eine der frauen hinter der cafeteria-theke lächelt tiny tatsächlich freundlich an, als er ganz gierig auf die empanadas guckt, die es anlässlich der ›latino-woche‹ gerade gibt (vielleicht ist es auch der ›latino-monat‹). sie sagt, ›hier, mein
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