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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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provokanten Unterton in sich. Bornmeier biss die Lippen zusammen. Er hatte sich mittlerweile an den despektierlichen Umgangston Joshuas gewöhnt. Er schätzte die fachlichen Qualitäten, vor allem den Ehrgeiz des Fahnders. Niemandem sonst gestattete Bornmeier derartige Unhöflichkeiten.
    »Nun, die Angelegenheit ist … sensibel. Der leitende Ermittler der Duisburger Mordkommission, KHK Zimmer, hat gestern Abend den Vorsitzenden Richter des Düsseldorfer Landgerichts, Florenz List, unter Mordverdacht festgenommen. Was natürlich völlig absurd ist. Ich bin seit vielen Jahren mit Herrn List befreundet, es muss sich um einen makabren Irrtum handeln.«
    »Ich nehme an, der Kollege Zimmer wird Gründe gehabt haben, ihn festzunehmen.«
    Joshua versuchte angestrengt, die aufkommende Wut zu unterdrücken. Seit Wochen bemühte er sich mit erfolgloser Überzeugungsarbeit, und jetzt, da ein Richter betroffen war, liefen die Ermittlungen wie selbstverständlich an.
    »Das mag sein. Aber einen Richter des Landgerichts unter Mordverdacht festzunehmen, weil er zur Tatzeit angeblich Gedächtnislücken aufweist, finde ich geradezu hanebüchen. Einem hochangesehenen Mitglied der Gesellschaft so etwas nur zu unterstellen, grenzt schon an Frechheit. Ich denke, Sie werden wenig Mühe mit Herrn Lists Entlastung haben. Dieser Zimmer kann sich schon mal warm anziehen.«
    Joshua konnte die Wut nicht mehr zurückhalten, wie die Lava eines Vulkans schoss sie aus ihm heraus.
    »Herr Staatsanwalt, Ihre verdammte Borniertheit kotzt mich an!«
    Joshua war aufgesprungen und hatte die Tür bereits aufgerissen, als er dem Staatsanwalt ins Gesicht schrie.
    »Thalbach ist zu lebenslanger Haft verurteilt worden, Hornbach steht kurz davor, hat bereits einen Selbstmordversuch hinter sich. All das hatte Sie nicht die Bohne interessiert, da klammern Sie sich stur an Indizien. Aber wehe, ein ehrenwertes Mitglied der Gesellschaft ist betroffen …«
    Im letzten Augenblick, einen Wimpernschlag bevor er Bornmeier sagen wollte, er möge sich einen anderen Ermittler suchen, stockte Joshua. Bornmeiers Gesicht lief rot an. Joshua rannte hinaus und schmiss die Tür hinter sich ins Schloss.
     
    »Jack war eben hier. Er stellt eine MK zusammen. Treffen um 17 Uhr. Er wollte wissen, ob du auch mitspielen willst«, begrüßte Karin ihn.
    »Blöde Frage«, antwortete Joshua barsch, immer noch rot im Gesicht vor Zorn.
    »Verstehe ich nicht, du warst es doch, der das wollte.«
    Joshua berichtete seiner Kollegin von dem Gespräch mit Bornmeier. Karin war überrascht, dass die Fälle Thalbach und Hornbach in dem Zusammenhang neu aufgerollt werden.
    »Hat sich schon jemand um die Ermittlungsakten der Duisburger gekümmert?«
    »Wann denn?«, wollte Daniel wissen. »Man will sie uns heute Nachmittag bringen.«
    »Das ist zu spät. Ich hole sie.«
    Daniel wollte in der Zwischenzeit zu Thalbach, Karin Udo Hornbach besuchen. Sie mussten noch einmal ganz von vorn beginnen, jedes Detail könnte von jetzt an in einem anderen Licht erscheinen.
     
     

27
    Eine dunkle Stimme bat ihn herein. Beim Anblick Zimmers hatte Joshua den Eindruck, der Kollege würde jeden Moment explodieren.
    »Ah, da ist ja unser Superbulle. Möchte den Kollegen der Provinz mal zeigen, wie man einen Mordfall löst, richtig?«
    Zimmer betrachtete die Führung der Ermittlungen durch das LKA anscheinend als persönliche Niederlage. Joshua hatte mit Gegenwind gerechnet, blieb gelassen.
    »Es handelt sich um eine Anweisung des Innenministeriums, der ich allerdings voll und ganz zustimme. Sie können den Fall nicht allein lösen, da es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Serientäter handelt. Wir würden uns allerdings freuen, einen Kollegen mit Ihrer Erfahrung und Kompetenz mit im Team zu haben.«
    »Das Gesülze kannst du dir sparen. Wir haben den Fall so gut wie gelöst. Ihr wollt nur noch den Deckel drauf machen und die Lorbeeren einheimsen, ist doch immer dasselbe.«
    Aus seiner Sicht musste es sich so darstellen, dachte Joshua. Er fühlte sich schlecht, suchte nach einer Möglichkeit, die Lage zu entschärfen. Sie waren auf die Kooperation mit dem KK 11 aus Duisburg angewiesen. Sollten die Kollegen sich stur stellen, würde das die Ermittlungen unnötig in die Länge ziehen. Er musste Zimmer aus der Reserve locken.
    »Ein Mann hat lebenslänglich bekommen, einem zweiten steht dies bevor. In beiden Fällen verlief die Tat genauso wie in eurem Fall. Der Täter hat sich von hinten angeschlichen und

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