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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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dem Opfer die Kehle durchtrennt. Beide Male wurde die Tatwaffe am Tatort gefunden, ebenso äußerst auffällige Spuren. In beiden Fällen gaben die Tatverdächtigen an, zum Tatzeitpunkt eine Amnesie gehabt zu haben. In beiden Fällen fehlen Motiv und Geständnis. Der Modus Operandi ist immer derselbe. Ich wette, dass Florenz List nicht der Täter ist.«
    Zimmer verharrte einige Sekunden stumm, warf ihm misstrauische Blicke entgegen, schien intensiv nachzudenken. Dann zog er die Mundwinkel siegessicher hoch.
    »Okay. In Ordnung. Wetten wir. Was willst du verlieren?«
    Joshua ärgerte sich. Eine Wette war die denkbar schlechteste Motivation, sie könnte sich zum Feind neutraler Ermittlungen entwickeln. Auf der anderen Seite waren sie somit gezwungen, jedes Gegenargument genauestens zu überprüfen. Ohnehin gab es kein Zurück, wollte er nicht den letzten Rest Respekt verlieren. Nachdenklich rieb er sein Kinn.
    »Also gut. Sollten Sie recht haben, laden wir das gesamte KK 11 in unseren Partykeller im LKA ein. Wir sorgen für Speisen, Getränke, Bedienung und kostenlose Hin- und Rückfahrt. Umgekehrt erwarten wir das von euch, einverstanden?«
    Joshua dachte keine Sekunde darüber nach, wie er das den Kollegen vermitteln würde, falls Zimmer tatsächlich richtigliegen sollte, er war absolut sicher. Zimmer stand auf und hielt Joshua die wulstige rechte Hand hin, Joshua schlug ein. Anschließend bot er ihm freundlich einen Stuhl an.
    »So macht die Arbeit Spaß.«
    Zimmer schien wie ausgewechselt, zog einen Stapel Akten an sich.
    »Ich würde sagen, ihr könnt das Bier schon mal kalt stellen.«
    Er blätterte beinahe vergnügt durch Vernehmungsprotokolle und Berichte, der Kollege Wachmann schien nur anwesend, um den Stuhl zu wärmen und gelegentlich zustimmend zu nicken.
    »Fangen wir mal an. Die Tatwaffe ist voller erstklassig erhaltener Fingerprints des Herrn Richter. Fußspuren am Tatort stammen von Schuhen der Marke › Prada ‹ , die wir gestern Abend in seinem Haus sicherstellen konnten. Alibi Fehlanzeige. Na, was sagen Sie dazu, Herr Kollege?«
    »Passt wunderbar mit den anderen Fällen überein. Was noch fehlt, ist ein Zeuge, der ihn kurz nach der Tat in der Nähe des Tatortes gesehen hat. Nur, um den Modus Operandi komplett zu machen.«
    Zimmer schluckte. Das wäre der nächste Trumpf gewesen. Trempe hatte ihm das Ass kackfrech aus dem Ärmel gezogen und somit die Pointe geraubt. Nicht nur das, er war dabei, Zimmers Argumentation umzudrehen und für sich zu nutzen.
    »Auch da kann ich mit dienen. List hat auf dem Weg, wenige Meter vom Tatort entfernt, einen Kleinwagen touchiert und sich vom Acker gemacht. Der Fahrer hat sich das Kennzeichen merken können.«
    Zimmer wurde bei den letzten Worten immer leiser. Er spürte ein unangenehmes Kribbeln im Magen.
    »Sagen Sie jetzt nicht, das war in den beiden anderen Fällen auch so.«
    »So ähnlich.«
    Joshua erzählte von dem Video in der Meerbuscher Tankstelle und dem Foto des Geldautomaten inklusive bestätigender Zeugenaussagen.
    »Im Fall Hornbach haben wir sogar DNA-Material des Tatverdächtigen auf der Kleidung des Opfers gefunden«, setzte Joshua noch ein Argument drauf. Oskar Zimmer lehnte sich in den Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust. Joshua gewann den Eindruck, dass auch Zimmer Zweifel kamen. Aber so schnell wollte der Kollege nicht nachgeben.
    »Schön, das sieht wirklich eindeutig aus. Immerhin ist Thalbach auch aufgrund der Beweislage verurteilt worden. Wer sagt denn, dass es sich nicht tatsächlich um ähnlich ausgeführte Einzeltaten handelt?«
    »Mein Gefühl«, antwortete Joshua, ohne noch einmal auf die fehlenden Motive einzugehen. Zimmer machte eine abweisende Handbewegung.
    »Mein Gefühl sagt mir, dass es bald Freibier im LKA gibt.«
    Wachmann hatte vorsorglich Kopien aller den Fall betreffenden Ermittlungsunterlagen angefertigt und überreichte sie Joshua.
     
    Das Gesicht war eingefallen, die Wangenknochen deutlich sichtbar. Die leicht gräulichen Haare standen in wirren Strähnen durcheinander, der Dreitagebart passte nicht zu ihm. Die Haut war farblos, kleine Falten zeichneten sich ab. Karin saß einem in Windeseile gealterten Mann gegenüber. Viel tiefer aber waren die Risse in der Seele. Udo Hornbach hatte abgeschlossen. Mit der Hoffnung und auch dem Willen, eines fernen Tages das fortzuführen, was ihm als ein unbeschwertes und zufriedenes Leben in schwindender Erinnerung blieb. Er war angepasst worden an

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