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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Eugen Strietzel. Er zog dafür einen Zettel aus der Jackentasche, las Wirkstoff und Medikamente vor.
    »Was ist mit diesem Zeug möglich?«, fragte einer der Kollegen aus Bochum.
    »Das sollten wir herausfinden, vor allem die Möglichkeit der Beschaffung und das nötige Hintergrundwissen könnten interessant für uns werden. Wir müssen mit einbeziehen, dass die vermeintlichen Täter unter dem Einfluss bewusstseinsverändernder Drogen standen, die Taten unter Anweisung ausübten, ohne davon zu wissen. Diese Anweisungen können theoretisch auch telefonisch erfolgt sein«, antwortete Joshua. Unruhe breitete sich aus. Jack hob beschwichtigend die Arme.
    »Ein ferngesteuerter Mörder!«, rief Oskar Zimmer dazwischen und führte gleichzeitig den rechten Zeigefinger an die Stirn.
    »Wir können es zumindest nicht ausschließen.«
    Joshua schien diese Vorstellung ebenfalls absurd. Bei genauerem Hinsehen sprach allerdings so manches für diese These.
    Lutz Bernstein, ein Kollege vom Drogendezernat, versprach, sich Klarheit über die angesprochenen Präparate zu verschaffen.
    Inzwischen war René Wollmann, der Fallanalytiker des BKA mit dem Brillanten im Ohr, nach vorn getreten. Nachdem Schorndorf, der sich bis dahin auffällig zurückhaltend zeigte, Wollmann aufs freundlichste begrüßt hatte, begann dieser sein Referat. Unter den Zuhörern deuteten einige ein Gähnen an.
    »Was ich von Ihnen bekommen habe, ist sehr dürftig, aber ich möchte trotzdem versuchen, eine erste Analyse anzustellen. Dem Täter geht es, im Gegensatz zu vielen psychisch gestörten Serientätern, keinesfalls um die Anerkennung der Tat. Sein Leitmotiv dürfte Vergeltung sein. Vergeltung für ein Unrecht, welches ihm widerfahren ist. Die eigentlichen Zielpersonen sind die vermeintlichen Täter, nicht die Mordopfer.«
    Wollmann machte eine kurze Pause, die Augen wanderten langsam durch den Raum, als suchten sie eine anerkennende Geste.
    »Sie meinen, da unternimmt jemand einen persönlichen Rachefeldzug gegen die Justiz?«, wollte Gamerschlag wissen.
    »Bitte verwechseln Sie nicht Vergeltung mit blinder Rache. Der Täter hat die Taten lange vorher geplant. Er musste die Lebensgewohnheiten der Opfer studieren, die Ausführung der Taten genauestens organisieren. Der primitive Trieb nach Rache hätte diese Logistik nicht möglich gemacht. Aber vielleicht ist Vergeltung das falsche Wort, es handelt sich eher um eine Art Abrechnung.«
    »Jemand fühlt sich unschuldig verurteilt und rächt, pardon, rechnet nun mit allen ab, die an dem Prozess beteiligt waren?«, zweifelte Oskar Zimmer.
    »Ja, so könnte es sein. Falls die Opfer nicht privat verbandelt waren. Wobei es sich meiner Ansicht nach um mehr als ein Gefühl handeln muss. Viele Straftäter geben vor, unschuldig verurteilt worden zu sein, es handelt sich dabei um Schutzbehauptungen. Es ist ihre persönliche Art, die Tat zu verarbeiten. In der Regel dauert dieser Prozess ein bis zwei Jahre, danach tritt Einsicht und schließlich Reue ein. Wenn, wie es im vorliegenden Fall den Anschein hat, die Sucht nach Vergeltung selbst viele Jahre später, nach der Entlassung, dermaßen ausgeprägt ist, liegt entweder eine schwere Persönlichkeitsstörung vor oder …«
    Wollmann breitete vielsagend die Arme aus.
    »Da wären wir auch ohne den Klugscheißer draufgekommen«, flüsterte Joshua Karin ins Ohr.
     
    Im Büro blätterte Joshua die Gerichtsprotokolle durch. Er überflog sie, ohne Details nachzulesen.
    »Mord, Brandstiftung, schwere Körperverletzung, das komplette Programm. Wo fangen wir an?«
    »Ich würde sagen«, antwortete Karin, »wir benötigen sämtliche Ermittlungsakten. Und die kommen laut Jack erst morgen.«
    Daniels Angewohnheit war es, vor der Annahme eines Telefonats auf das Display zu sehen. Beim Anblick der heimischen Nummer entfloh ihm ein entsetztes »Oh je«. Joshua kniff Karin ein Auge zu und betätigte die Mithörtaste. Der einsetzende Lärm erschreckte Karin. Peter Gabriels ›Solsbury Hill‹ quäkte in mäßiger Qualität aus dem überforderten Lautsprecher.
    »Macht doch mal die Musik aus. Wer hat euch erlaubt … der Mike macht die Musik immer so laut«
,
 schrie ein Junge gegen Gabriels Stimme, »außerdem schmeißt er mit CDs nach mir«
,
 Daniels Hautfarbe wandelte sich in eine unnatürlich aussehende Blässe.
    »Macht sofort die Stereoanlage aus!«, schrie Daniel. Das Gerangel um den Telefonhörer deutete darauf, dass der Wunsch ungehört versiegte. Daniel brüllte

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