Willi von Bellden (German Edition)

hieß, er kauerte sich dicht neben mich. Doch letztendlich blieb sie aus.
    Anny, mit Mimi an ihrer Seite, eilte zu ihrem Mann.
    »Da, schau dir das an! Ich wette eins zu hundert, dass unser Sportsfreund Willi dieses versteckte Tor zur Außenwelt schon früher genutzt hat. Sieh dir nur die Haare und das Blut an, das an dem Draht klebt!«
    Dumpf wurde mir meine frische Wunde am Rücken bewusst, die ich seitdem völlig außer Acht gelassen hatte. Es gab schließlich größere Sorgen.
    Anny kroch auf allen vieren auf der Erde herum, um sich das Ganze aus der Nähe anzusehen. Mimi tat es ihr gleich. Als sie wieder auf zwei Beinen stand, trafen sich unsere Augen. Ich unterwarf mich, indem ich nach unten blickte.
    »Bestimmt ist Lissi durch dieses Loch verschwunden«, meinte Anny, ohne auf mein Geständnis einzugehen.
    »Wir müssen im Dorf suchen. Du nimmst das Auto, ich hole Basko und Willi an die Leine. Vielleicht können sie ihre Fährte aufnehmen. Mimi, du bleibst hier bei Anka und den Kleinen. Tiara und Lulu sollen das Loch hinter dem Lorbeer notdürftig flicken, ich habe keine Lust, dass noch einer von den Welpen hindurchhuscht«, wies sie ihre Familie an. Alle machten sich daran, die ihnen zugewiesenen Aufgaben wahrzunehmen.
    Ich roch sie sofort, als wir auf der Straße waren. Basko bestätigte mir nickend, ihre Fährte ebenfalls aufgenommen zu haben. In rasantem Tempo zogen wir Anny an der Leine hinter uns her, was sie billigend in Kauf nahm. Schließlich verfolgten wir das gleiche Ziel.
    Vom Beginn unserer Straße witterten wir ihren Geruch, der uns durch die Königsgasse in Richtung Hauptstraße führte. Dort ging es durch den Hinterhof von Bauer Conte. Wir mussten uns hochgradig konzentrieren, denn hier kamen uns vielerlei Düfte unter die Nase, die abzulenken drohten. Nur kurz schaute ich hoch zu Edda, die in ihrem Bauerngarten Unkraut zupfte und uns verständnislose Blicke zuwarf. Anny winkte ihr entschuldigend zu. Beim nächsten Spaziergang durch das Dorf würde sie ihr wahrscheinlich eine Erklärung liefern müssen, doch Edda ist eine feinfühlige, warmherzige Frau mit einem großen Herz und viel Verständnis.
    Nachdem wir uns wieder auf der Straße In der Bitz befanden, führte uns ihre Fährte in Richtung des Dorfplatzes. Hier konnte ich Lissi ganz intensiv wittern, mal links, mal rechts, mal in dem Bushäuschen, das mitten auf dem kleinen Dorfplatz steht. Doch zu meinem Erstaunen führte die Spur von dort nicht mehr weiter.
    »Es ist eindeutig, dass sich Lissi an diesem Platz eine geraume Zeit aufgehalten hat«, bellte ich aufgeregt meinem Freund zu, »hier ist ihr Geruch sehr intensiv.«
    Basko nickte gedankenverloren mit seinem Kopf.
    »Ganz deiner Meinung. Die Spur endet sogar hier. Ich bin mir ganz sicher: Von hier aus ist sie nicht mehr eigenpfotig weggelaufen«, bellte er zurück.
    Oh nein, auch das noch, dachte ich. Wie konnte sie von hier aus plötzlich verschwinden? Meines Wissens besaß sie keine Flügel und auch keine Räder.
    Abrupt blieb ich stehen und kläffte Anny an. Ich faselte etwas von Spur verlieren und nicht aus freien Stücken weggegangen. So genau kam es ja nicht drauf an; sie verstand mein Bellen sowieso nicht.
    Doch sie spürte sofort, was ich ihr verdeutlichen wollte.
    Zärtlich strich sie mir und meinem Freund über den Kopf.
    »Das habt ihr gut gemacht, ihr beiden. Und nun verliert sich also hier ihre Spur! Ich muss sofort die Polizei und die umliegenden Tierheime benachrichtigen«, sprach sie mehr zu sich gewandt als zu uns.
    Im Laufschritt rannten wir drei nach Hause. Als wir kurz vor unserem Haus angelangt waren, bog Tanner mit unserem A3 gerade die Einfahrt ein. Wir schauten ihn erwartungsvoll an, doch er schüttelte ebenfalls nur resigniert seinen Kopf.
    Anny berichtete ihm davon, dass wir Lissis Spur am Dorfplatz verloren hatten. Im Moment konnte sie nicht viel mehr tun, als zu telefonieren.
    Zuerst hinterließ sie beim Bürgermeister unseres kleinen beschaulichen Örtchens die Nachricht, dass wir einen kleinen weiblichen Welpen vermissten, der seit der Mittagszeit abhandengekommen war. Falls er etwas hörte, sollte er uns umgehend informieren.
    Dieter Pilger ist ein verantwortungsbewusster und hilfsbereiter Mann. Ich bezweifelte keine Sekunde, dass er sich selbst an der Suche nach meiner Tochter beteiligen würde, sobald diese Nachricht ihn erreichte.
    Danach rief Anny die Polizeistation in Birkenfeld an. Sie sollten uns bitte ebenfalls Bescheid geben, wenn sich jemand