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Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frayn
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weißt du. Wie immer. Ein bisschen frisch.«
    »Bist du noch in Zürich? Im Flughafen?«
    »Ich sitze im Taxi.«
    »Was ist mit deiner Freundin?«
    »Nikki? Sie ist mit ihrer Stiftung beschäftigt. Konnte ihre Skier nicht allein lassen.«
    »Skier?«
    »Habe ich dir doch gesagt.«
    »Im Juni?«
    »Sie fahren hoch hinauf.«
    »Ich dachte, das wäre irgendein Kulturinstitut?«
    »Ist es auch. Kultur und Skifahren.«
    Erneutes Schweigen.
    »Ja, gut … Wollte nur wissen, ob alles okay ist.« Seine Stimme klang erstickt. »Ich liebe dich.«
    »Ich weiß. Ich auch – ich dich.«
    Sie legte auf. Sie versuchte, dem Taxifahrer im Rückspiegel nicht in die Augen zu blicken.
    »Spiros«, sagte er und reichte ihr über die Schulter eine Visitenkarte. »Sie wollen Taxi? Spiros. Nicht Stavros. Stavros ist mein Bruder. Er fährt sehr schlecht. Bringt Sie um.«
    Sie dachte nicht an Griechenland. Sie dachte an Nikki, an ihre Stiftung hoch in den Alpen. Ihr fiel nicht mehr ein, was Nikki darüber erzählt hatte. Nur irgendwas von Skiern oder Skifahrern. Sie dachte an die Skier, die über die weißen hohen Schneefelder durch die prickelnde kalte Bergluft schwangen. Und Nikki, die dort oben bei ihnen ihr geordnetes, weißes, gutorganisiertes Leben lebte. Wenn sie nur so wie sie hätte sein können!
    Sie tippte auf eine Nummer auf ihrem Handy, drehte sich zur Seite, damit Spiros sie nicht mehr sah, und hielt die Hand vor den Mund. Es gab Gespräche, bei denen sogar sie etwas befangen war.
    »Auch elektrisch«, sagte Spiros. »Auch echte antike Amphoren. Auch Geruch von Sickergrube. Rufen Sie Spiros. Sie mögen Mr. Fox Oliver nicht? Kein Problem. Sie telefonieren, fragen nach Spiros.«

12
    Nikki zog sich langsam im Dunkeln aus. Sie zog sich langsam aus für den Fall, dass Dr. Wilfred anrief und Hilfe brauchte. Sie hatte alle Lichter ausgeschaltet und die Tür zur Terrasse geöffnet, um ausnahmsweise die natürliche Nachtluft zu atmen. Hin und wieder bewegten sich die Stores oder schwankte die Plumbago im Schein des Nachtlichts. Sie schaute sich nicht um. Sie sorgte sich nicht wegen Eindringlingen. Und als ihr Telefon endlich klingelte, wäre sie vor Überraschung beinahe aufgesprungen. Sie ließ es eine Weile klingeln, bevor sie sich meldete.
    »Nikki Hook«, sagte sie mit einer Stimme, die zu einem freundlich aufgeschlossenen Blick und frisch gebügelten Blusen passte.
    »Nikki!« flüsterte eine Stimme am anderen Ende. »Ich bin’s.«
    Ihr fiel keine Antwort ein. Wer immer ich war, es war nicht das Ich, auf das sie einen verrückten Augenblick lang gehofft hatte.
    »Georgie!« sagte die Stimme. Georgie? Ach, ja, Georgie. »Hallo, Georgie«, sagte Nikki.
    »Nikki, hör mal. Ich habe was sehr Dummes getan.«
    Natürlich. Georgie rief nur an, wenn sie etwas sehr Dummes getan hatte. Nikki wartete.
    »Ich weiß, ich weiß!« sagte Georgie. »O Nikki. Warum passiert mir so was nur? Aber hör mal, hör zu. Ich muss dich um etwas Schreckliches bitten. Ich weiß, es ist furchtbar, aber – «
    »Du hast Patrick gesagt, dass du bei mir bist.«
    »Bitte entschuldige, Nikki. Ich weiß, ich hätte dich zuerst fragen sollen. Ich werd’s nie wieder tun. Ich verspreche es, ich verspreche es, ich verspreche es. Er wird nicht anrufen, da bin ich ganz sicher, er hat deine Nummer nicht, aber er könnte sie irgendwie rauskriegen, das sähe ihm ähnlich, und wenn er anruft … Er hat so komisch geklungen, als er gerade angerufen hat. Wie das Wetter ist und so. Womöglich ruft er beim Wetteramt an, um es nachzuprüfen.«
    »Und wie war das Wetter?«
    »Ich habe gesagt, frisch. Stimmt das?«
    »Es hat ungefähr dreiunddreißig Grad.«
    »O nein! Nicht sehr gut für Skier.«
    »Für Skios? Ziemlich normal. Aber mach dir keine Sorgen. Wenn jemand fragt, ist es frisch. Ich denke erfrischende Gedanken.«
    »Oh, danke, Nikki. Was sollte ich bloß ohne dich tun?«
    »Es ist frisch dort, wo du bist, oder?«
    »Hier hat es auch ungefähr dreiunddreißig Grad.«
    »Und das ist wo? Aber vermutlich sollte ich nicht fragen.«
    »Also … Ich glaube, es ist ein Geheimnis. Da ist diese Frau, die ihn immer anruft.«
    »Er ist verheiratet, oder?«
    »Verheiratet?« Es herrschte Schweigen. Nikki hörte die fernen Geräusche eines Wagens, der über eine unbefestigte Straße fuhr. Und Georgie, die nachdachte. »Wahrscheinlich. Jetzt, wo du es sagst.«
    »Georgie! Du weißt es nicht einmal?«
    »Er will nicht darüber sprechen. Er lächelt immer nur.«
    »O nein! Erinnere

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