Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)
verwirrt«, würde der neue Dr. Norman Wilfred sagen, der bereits wieder zu Oliver Fox wurde. »Ich kann mich gar nicht oft genug entschuldigen … Ein Moment unerklärlicher geistiger Umnachtung … So etwas ist mir noch nie passiert …«
Also keine Zeit verschwenden. Sofort geradeaus den Weg entlang, links, die rechte Terrasse, bevor der verdrängte Namensträger eintraf. Keine Zeit, ein sauberes Hemd anzuziehen – und außerdem hatte er sowieso kein sauberes Hemd, um es anzuziehen. Er musste gehen, wie er war, in seinem schneeweißen Bademantel.
Er war so schnell aus der Tür, dass er beinahe vergaß, den Zimmerschlüssel mitzunehmen – und tatsächlich den Champagner vergaß! –, lief zurück, um ihn zu holen – und rannte wie der Blitz wieder aus der Tür. Er hörte sein Telefon klingeln – es steckte noch in der Tasche seines schmutzigen Hemds –, konnte es jedoch nicht holen, weil die Tür hinter ihm bereits ins Schloss fiel und der Schlüssel lag, wo er ihn in der Küche hingelegt hatte, als er den Champagner aus dem Kühlschrank nahm.
Verbrannte Brücken. Rückzug nicht mehr möglich.
11
Georgie Evers ging die Treppe des Flugzeugs hinunter in die heiße mediterrane Nacht, das Telefon am Ohr, und wartete darauf, dass Oliver sich meldete.
»Hallo!« sagte er schließlich.
»Hallo!« sagte sie. »Ich bin’s. Ich habe gesehen, dass es einen Flug nach Thessaloniki gab. Ich habe gedacht: ›Thessaloniki? Mein Gott, ist das nicht in Griechenland ?‹ Ich bin zum Ticketschalter gelaufen und dann zum Gate. Und in Thessaloniki – ich kann’s selbst kaum glauben! – wurde gerade ein Flug abgefertigt …«
Sie hielt inne, weil ihr klargeworden war, dass sie und Oliver gleichzeitig redeten. Nein, auch er hatte aufgehört zu sprechen.
»Und jetzt bin ich hier. Auf Skios! Ich steige gerade aus dem Flugzeug …! Oliver? Bist du noch dran?«
Denn jetzt reagierte Oliver beunruhigenderweise überhaupt nicht mehr. Sie drückte die Taste und wählte erneut.
»Hallo!« sagte Oliver.
»Hallo!« sagte sie. »Wir sind unterbrochen worden.«
Doch er sprach immer noch.
»Es klingt wie ich«, sagte er. »Aber ich bin es nicht. Es ist nur mein Telefon, das so tut. Erzählt ihm eure Sorgen, und es wird sie sich geduldig anhören und sie mir mitteilen, sobald ich daran denke, auf die Taste zu drücken.«
Klar. Sie kannte den Text nur zu gut. Aber jetzt war es wirklich blöd. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er im Flughafen auf sie wartete, da er nicht wusste, dass sie heute noch kommen würde. Aber er hätte zumindest am anderen Ende der Leitung warten können. Denn sie hatte keine Ahnung, wohin sie jetzt sollte. Jemand hatte ihm sein Haus überlassen. Aber welches Haus? Wo? Wie hießen die Leute, die es ihm zur Verfügung gestellt hatten?
Sie versuchte noch einmal, ihn anzurufen, während sie auf ihren Koffer wartete, und noch ein weiteres Mal, nachdem er gekommen war, aber es meldete sich immer nur die Mailbox. Plötzlich fühlte sie sich verloren und einsam. Die meisten anderen Passagiere aus Thessaloniki waren Griechen, und als sie aus der Gepäckausgabehalle kam, waren sogar die Schilder, die die wartenden Chauffeure und Taxifahrer hochhielten, mit abschreckend unverständlichen Buchstaben beschriftet. Es war jedoch eins darunter, auf dem eine englische Übersetzung beigefügt war: SKIOS TAXI. Es wurde gehalten von einem Mann mit kahlem Kopf und dickem Bauch. In der Mitte seines kahlen Kopfes saß wie eine Fliege eine schwarze Warze.
»Sprechen Sie Englisch?« fragte sie ihn.
»Strabolgi?«
»Oh, hallo, ja, tut mir leid, strabolgi , vielleicht können Sie mir helfen …«
»Ich warten Strabolgi«, sagte er. Er wandte sich um und sagte etwas zu einem Mann, der auf der Bank hinter ihm saß, dann schwerfällig aufstand und langsam zu ihr ging. Er hatte einen dicken Bauch, einen kahlen Kopf und eine schwarze Warze, die wie eine Fliege auf seiner Nasenspitze saß. Er streckte ihr die Hand hin.
»Spiros«, sagte er. »Stavros, er spricht Englisch nicht gut. Wohin Sie wollen?«
Sie erklärte ihm, dass sie sich hier eigentlich mit einem Freund hätte treffen sollen, nur hatte sie das Flugzeug versäumt dank der Schwierigkeiten, die ein anderer Freund gemacht hatte, etc., etc., und dann hatte sie plötzlich einen Flug nach Thessaloniki entdeckt, etc., etc., und das Handy ihres Freundes, etc., etc., und sie wusste von dem Haus, in dem sie wohnen sollten, nur, dass es irgendwelchen Leuten gehörte, bloß
Weitere Kostenlose Bücher