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Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frayn
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Entschuldigen Sie einen Augenblick.«
    Ihr Telefon klingelte. »Gott sei Dank«, sagte sie. »Ich habe mehrmals versucht, dich anzurufen! Ist alles in Ordnung …? Du liegst wo …? Oh, in der Sonne. Ich verstehe. Was ist aus diesem Vergewaltiger geworden …?«
    Sie blickte zu Oliver, während sie zuhörte und den Kopf von einer Seite zur anderen neigte, um ihm eine distanzierte und spöttische Einstellung zu dem Gehörten zu signalisieren. Er lächelte sie an, und plötzlich fiel ihm aus keinem besonderen Grund Georgie ein.
    Panik wallte in ihm auf. Wann hatte sie gesagt, dass sie ankommen würde? Morgen? Aber das war gestern gewesen. Morgen war heute.
    »Ich?« sagte Nikki ins Telefon. »Nein. Noch nicht … Ich weiß, aber es ist alles ein bisschen durcheinandergeraten …«
    Sie blickte Oliver direkt an. Sie lachte. »Ja, ist er … Ja, mehr denn je. Aber reden wir nicht über mich. Wo genau bist du?«
    Sie wartete einen Moment. Das Telefon am anderen Ende der Leitung war offensichtlich tot. Sie steckte ihres zurück in die Tasche und lachte. »Eine alte Schulfreundin«, sagte sie. »Sie ist süß, und ich mag sie ziemlich gern. Aber sie ist völlig verrückt. Ihr ganzes Leben lang bringt sie sich in die lächerlichsten Situationen.«
    »Aber ein Vergewaltiger ?«
    »Ja, na ja. Meine verrückte Freundin hat etwas angefangen mit einem anderen Verrückten, den sie kaum kennt, und ist Gott weiß wo. Der andere Verrückte taucht nicht auf, und dann plötzlich mitten in der Nacht ist er doch da, und er geht ins Bett mit ihr, nur ist er nicht ihr Verrückter, sondern irgendein anderer Verrückter. Und dieser andere Verrückte, der nicht ihr Verrückter ist, ist jetzt wieder weg. Glaube ich. Nur dass ihr Akku immer leer ist, weil ihr wahrscheinlich noch nicht eingefallen ist, das Telefon an die Steckdose anzuschließen und ihn aufzuladen. Das Ende der Geschichte kenne ich noch nicht.«
    Olivers Augenblick der Panik war vorüber. Er konnte genausogut ihre Nachricht gestern nicht abgehört haben, dachte er. Er hörte sie vielleicht erst heute ab. Er würde sie heute abhören, sobald er wieder in seinem Zimmer war, wo er sein Telefon gelassen hatte. Wenn er die Nachricht erst heute abhörte, dann war morgen immer noch morgen.

20
    Georgies Telefon war nicht tot. Zumindest nicht zu dem von Nikki vermuteten Zeitpunkt. Es war nur still geworden, weil Georgie nicht mehr atmete. Sie hatte aufgehört zu atmen, weil sie von Kopf bis Fuß plötzlich wie gelähmt war.
    Das Problem war folgendes:
    Der Morgen war vorangeschritten und der Angreifer war nicht zurückgekehrt, ihre Zuversicht hingegen doch. Er war offensichtlich aus ihrem Leben verschwunden, auf so unerklärliche Weise wie er hineingeraten war und wie viele andere nicht weniger verwirrte und unerwünschte Männer in der Vergangenheit. Ihr Leben war wieder normal. Oder so normal, wie es in ihrem Fall nur sein konnte.
    Sie hatte die Tür zum Garten wieder aufgeschlossen und sich auf einen Regiestuhl gesetzt, den sie draußen vorfand, um in der Sonne auf Oliver zu warten. Sie hatte eine gute Sicht in jede Richtung und war bereit, sofort ins Haus zurückzulaufen und die Tür wieder zu verriegeln, sollten zufällig weitere unerwünschte Nicht-Olivers auftauchen. Nach einer Weile war ihr aufgegangen, dass sie eine noch bessere Sicht hätte, wenn sie sich vom Haus entfernte und auf eine der Liegen am Pool legte. Es war allerdings so heiß, dass sie hineingegangen war und sich einen Bikini angezogen hatte. Sie konnte im Bikini genauso schnell rennen wie in Bluse und Hose. Sie lag noch nicht lange in der Sonne, als sie sich Sorgen zu machen begann, dass sie einen weißen Streifen auf der Brust bekommen würde. Sie zog das Oberteil aus und drehte sich eine Weile später auf den Bauch, um nicht einen tomatenroten Streifen zu bekommen. Versuchte es erneut mit ihrem Telefon und stellte fest, dass ein wenig Leben darin zurückgekehrt war.
    Während sie in das Gespräch mit Nikki vertieft war, wurde sie sich allmählich bewusst, dass … was? Irgend etwas. Ein Gefühl im Rücken. Ein Unbehagen … Die leise feuchtkalte Berührung durch einen fremden Blick. Sie war nicht allein. Sie wurde beobachtet. In diesem Augenblick überkam sie trotz der Hitze eine eiskalte Lähmung.
    Ganz langsam wandte sie den Kopf. Er. Natürlich. Er war zurückgekommen. Wozu, so erinnerte sie sich jetzt, da ihr Gedächtnis aufgefrischt war, alle die Irren neigten, die sie glaubte, losgeworden zu sein.
    Er war

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