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Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frayn
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um die Ecke von der Frontseite des Hauses gekommen und stützte sich auf die Lehne einer Bank. Eine Zeitlang geschah nichts. Beide waren erstarrt. Er augenscheinlich von ihrem Anblick. Sie von dem Wissen, dass sie sich nicht umdrehen konnte, um sich zu bedecken, ohne seinen Fuchsaugen noch mehr zu bieten. Jetzt, am hellichten Tag und angezogen, sah er noch zwielichtiger aus als in der Nacht. Sein bleiches Gesicht wurde verdunkelt von den grauen Schlacken unrasierter Barthaare. Sein Kopf mit den sich lichtenden Haaren schwitzte wie alter Käse. Seine Hose war zerrissen. Auf seinem schmuddligen Hemd befanden sich große feuchte Flecken. Er klammerte sich krampfhaft an eine Tasche, die um seinen Hals hing. Ihr fiel der Ausdruck »entflohener Sträfling« ein.
    Er sprach. »Wasser«, sagte er, und seiner Kehle entrang sich ein heiseres Sträflingskrächzen.
    Er verschwand im Haus. Georgie sprang sofort auf und wickelte sich in ihr Handtuch, doch jetzt, da der Eindringling das Haus besetzt hatte, war ihr der geplante Rückzug abgeschnitten. Sie lief zum Tor, blieb jedoch beim Anblick der ungeteerten Straße stehen, da sie ihre Sandalen im Haus gelassen hatte. Sie rannte zurück zur Liege und griff nach ihrem Telefon, um irgend jemanden anzurufen … Oliver, Nikki … Aber jetzt war der Akku endgültig leer.
    Ihr fiel nichts Besseres ein, als weiter zu tun, was sie bislang getan hatte, und zwar, auf Oliver zu warten. Vielleicht tauchte er wie durch ein Wunder just in diesem Moment auf.
    Es tauchte jedoch nicht Oliver, sondern erneut der Eindringling auf. Er sah noch beunruhigender aus als zuvor. Er hatte offenbar nicht nur Wasser getrunken, sondern es sich auch über den Kopf laufen lassen, und die Fransen seines dünnen grauen Haars hingen von seinem glänzenden runden Schädel wie Seetang von einer angespülten Mine.
    »Ich gehe davon aus, dass hier ein unbeabsichtigter Fehler Ihrerseits vorliegt«, sagte er, »und nicht ein Versuch, Geld von mir zu fordern, was mir, wie ich zugeben muss, auch schon passiert ist.«
    Er zögerte und sagte dann in einem anderen Tonfall: »Oder haben Sie irgendwas mit der Stiftung zu tun?«
    Welcher Stiftung? Sie sah ihn verständnislos an.
    »Der Fred-Toppler-Stiftung.«
    Eine Klinik vielleicht. Natürlich. Er war kein Sträfling. Er war Patient einer Klinik, auf Freigang.
    »Sind Sie auch Gast?« fragte er. »Der Stiftung?«
    Sie riskierte es, den Kopf zu schütteln.
    »Denn verstehen Sie, das ist das Gästehaus der Stiftung«, sagte er. »Es ist für Gäste der Stiftung reserviert. Ich versuche, jemand Verantwortlichen zu finden, der Ihnen behilflich sein kann, dorthin zu kommen, wo Sie eigentlich sein sollten. Bedauerlicherweise bin ich in die falsche Richtung gegangen. Und deshalb zurückgekommen. Ich muss anscheinend in die entgegengesetzte Richtung gehen.«
    Er wandte sich ab und ging zum hinteren Eingang der Villa. Doch mittlerweile hatte Georgie Zeit gehabt, sich etwas zu fangen. Er war ein kranker Mann, der Hilfe und Verständnis brauchte. Vielleicht hatte er vergessen, seine Medikamente zu nehmen. Oder er hatte so viele genommen, dass er nicht mehr wusste, was er tat. Jedenfalls schien er zutiefst verwirrt. Die Einwirkung der mittäglichen Sonne war seinem Zustand wahrscheinlich auch nicht gerade zuträglich.
    »Hut!« rief sie ihm nach. »Sonnencreme!«
    Sie wedelte mit ihrem eigenen Hut und ihrer Sonnencreme herum, doch er verschwand um die Ecke. Sie wartete, in das Handtuch gewickelt. Nach einer Weile ließ ihre Beunruhigung nach, die Heftigkeit der Sonneneinwirkung jedoch nicht. Sie legte das Handtuch weg, zog den Rest ihres Bikinis aus, streckte sich auf der Liege aus und trug die Sonnencreme auf.
    Unter den Bäumen des Alkmeon-Wegs wurde spätmorgendlicher Kaffee serviert. Alle saßen auf Korbstühlen um Dr. Wilfred, doch ließ ihre Haltung darauf schließen, dass ihr Wohlbehagen von Respekt gezügelt wurde.
    Dr. Wilfred hingegen war vollkommen entspannt. In der verwirrenden Vielfalt von Gesichtern und Namen um ihn herum war er sich keiner Identität so sicher wie seiner eigenen. Seine kurze Panik während des Frühstücks, als er für einen Augenblick wieder zu Oliver Fox geworden war, hatte sich längst gelegt. Er war Dr. Norman Wilfred, und die langen Jahre, die er Oliver Fox gewesen war, waren in der Vergangenheit versunken wie die kurzen Phasen, als er Ophelia oder der Weihnachtsmann gewesen war. In mancher Hinsicht war er mehr Dr. Norman Wilfred, als er je Oliver Fox

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