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Willkommen im sonnigen Tschernobyl

Willkommen im sonnigen Tschernobyl

Titel: Willkommen im sonnigen Tschernobyl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blackwell
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namens Antonio, der auf einem kleinen Hof in der Nähe geboren und aufgewachsen war. Antonios Familie lebte in einer länglichen, ebenerdigen Hütte, die aus groben Itauba-Brettern gezimmert war. Sie befand sich auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von Bäumen. Im Hof wuselten Kinder herum. Es gab Hühner, einen Brunnen und eine Küche im Freien, in der Antonio für uns Früchte mit der Machete zerteilte. Es hatte etwas Paradiesisches. Dass dies eine von Veränderungen gebeutelte Landschaft war, sah man wohl nur, wenn man seit dreißig Jahren hier lebte.
    Antonios Vater Raimundo hatte den Hof in den 1970ern aufgebaut; er kam mit einer Reihe von Siedlern, die die brasilianische Regierung – besessen von der Idee, das vermeintlich unproduktive Land zu erschließen – unterstützte. Neue Siedler konnten ein Grundstück von hundert Hektar für einen Spottpreis erwerben.
    »Damals war es schön«, sagte Raimundo. Wir saßen im Vorgarten des eigentlich immer noch ziemlich schönen Hofes. »Der Wald war riesig, und es gab dort, was das Herz begehrt«, erzählte er. »Wild und alle möglichen anderen Lebewesen. Damals war alles einfacher.«
    Genau wie Nestor litt Raimundo nun unter den Auswirkungen der jüngsten Abholzungswelle, von ihm kamen dieselben Klagen über die großen Sojafarmen. Doch Raimundo hasste die Sojabauern nicht. Ihm war ein Haufen Geld angeboten worden, er hatte abgelehnt und fertig. »Wir haben ein gutes Gefühl, weil alles, was sie tun, für Brasilien ist«, erklärte er. »Aber was soll ich sagen? Wir spüren die Hitze wegen des gerodeten Landes.«
    »Ist es erst einmal abgeholzt, wird es nie wieder so wie vorher«, sagte Antonio. »Das wissen wir ganz sicher.«
    Und es war noch nicht vorbei. Wir fragten Raimundo, was er glaubte, wie es dort aussehen würde, wenn sein Sohn sein Alter erreicht hätte.
    »Wenn sie kein Gesetz machen, dass jeder Mann den Wald schützen muss, in dem er lebt, wird nichts mehr da sein«, sagte er. »Nichts.« Ihm war nicht bewusst, dass ein solches Gesetz bereits existierte – vermutlich weil es nur ungenügend durchgesetzt wurde.
    Ricks Hütte befand sich tief im Wald, zu Fuß waren es wohl zehn Minuten von Antonios Haus. Der Pfad führte durch die Wälder, über einen hölzernen Steg, der ein schattiges klares Flüsschen querte, und schließlich zu einer sandigen Lichtung. Die Hütte war einfach, ein paar kahle Räume aus Planken, die mit der Motorsäge zurechtgesägt worden waren. Wir befestigten unsere Hängematten auf der schmalen Veranda.
    Eine Wespe belästigte Adam. Als er versuchte, ihr zu entkommen und einen Sprung zur Seite zu machen, wurde sie wütend und stach ihm in die Wange. »Was habe ich falsch gemacht?«, fragte er sich. Und mit Blick auf den wuchernden Dschungel um uns herum zog er den Schluss: »Der Wald ist mein Feind.«
    Wir ließen unsere Taschen in der Hütte und versammelten uns als Truppe vor Rick, unserem Kommandanten. »Seid ihr bereit für euer Dschungelabenteuer?«, knurrte er.
    Rick war selbst nie in die Tiefen seines eigenen Waldes vorgedrungen – weil das Areal so groß war, behauptete er. Doch Tang gab zu verstehen, es läge daran, dass Rick immer denselben Weg nahm.
    »Hast du den See gesehen?«, fragte Tang.
    »Nein«, sagte Rick.
    »Hast du das Feld gesehen?«, fragte Tang.
    »Nein«, antwortete Rick und lächelte reumütig. »Ich kenne insgesamt wahrscheinlich höchstens fünfzig Hektar.«
    Der Höhepunkt unseres Spaziergangs durch Ricks Regenwald war ein herrlicher Tauari-Baum. Sein Fuß breitete sich in riesigen, flossenähnlichen Dreiecken über dem Boden aus, die gewaltige, beinahe sechs Meter hohe Zwischenräume einfassten. Das war weniger ein Baum als eine Gruppe tastender Holzwände, die sich zusammengefunden hatten, um ein Minarett zu bilden.
    Rick blickte hinauf. »Wie ihr seht, ist dieses Ding hier wie ein Kunstwerk«, kommentierte er. »Tausende solcher Bäume wurden gefällt, vielleicht sogar Millionen. Tauari ist eine wirt schaftlich nutzbare Art. Das meiste davon ging nach Frankreich. Aus irgendeinem Grund lieben sie dieses Holz dort. Ja, die Europäer sind verrückt nach Tauari.«
    Er schlug mit der Faust auf eine der gigantischen Wurzeln. Es hallte dumpf und dröhnend.
    Der Baum war spektakulär, von einer geheimnisvollen Schönheit. Und doch wurde mir, während ich im Dschungel unter diesem Baum stand, klar, dass ich endlich aufhören musste, eine Einsicht zu bekämpfen, die mich auf dieser Reise schon eine ganze

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