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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fahrer. »Die Sache geht schon in Ordnung. Ein bißchen Fun muß sein.«
    »Nicht auf meine Knochen.«
    »Kosten heißt das«, stellte Kelly richtig. Sie konnte diesen Typen mit der Glatze ebenfalls nicht leiden. Aber sie waren nun mal mit ihm zusammen unterwegs, und da ließ sich eben nichts mehr machen. Jetzt mußten sie die Sache auch durchziehen.
    Wie es sich für einen derartigen Bau gehörte, lag Graystone Hall ziemlich einsam. Praktisch in der Mitte zwischen zwei Dörfern, in denen die Zeit ebenfalls stehengeblieben zu sein schien. Das wußten die vier jungen Leute besonders, denn sie wohnten hier und zogen zumeist am Wochenende los, um auf die Pauke zu hauen, denn irgend jemand hatte in dem nächstgrößeren Ort eine Disco auf das platte Land gestellt, in der es ganz schön abging, denn dort wurde nicht nur Musik gemacht, sondern auch hin und wieder gestrippt.
    Das Ziel war noch nicht zu sehen. Um heranzufahren, mußten sie von der Straße ab und in die Wildnis hinein, wie immer so schön gesagt wurde. Es war ein leeres Land, ein wenig bewaldet, ansonsten nur von Feldern oder Wiesen bedeckt. Früher waren die Felder noch bestellt worden. Heute lagen die meisten brach, denn von ihren Ernten konnten Bauern nicht überleben.
    Durch die brettflachen Wiesen zogen sich Feldwege, als wären sie mit einem Lineal gezogen worden. Allerdings waren sie auch tagsüber nur schwer zu erkennen, denn im Laufe der Zeit hatte ein dichter Unkrautgürtel die lehmige Oberfläche überwuchert.
    Über einen dieser Wege lenkte Bernie Salsa den alten Fiat. Der Wagen schaukelte auf und nieder. Jedes kleine Schlagloch spürten die vier Fahrgäste. Besonders Simon mußte immer wieder den Kopf einziehen, um nicht ständig gegen die Wagendecke zu schlagen.
    Kelly Kidman saß gespannt neben ihm. Hin und wieder zeigte sie ihre Zungenspitze. Mit ihr fuhr sie um den kleinen, herzförmig geschnittenen Mund herum. Ein Zeichen, wie nervös sie war. Ihr gefiel überhaupt nicht, was da ablief. Sie wäre am liebsten ausgestiegen und wieder zurückgelaufen. Das traute sie sich in dieser finsteren Novembernacht aber auch nicht. Sie nahm sich nur vor, Graystone Hall auf keinen Fall zu betreten. Zu gut hatte sie die Geschichten in Erinnerung, die sich um den Bau rankten. Es gab sogar Menschen, die behaupteten, daß die Mauern von Graystone Hall aus Leichen bestünden. Das war natürlich Quatsch, aber schaurig hörte es sich schon an.
    Sie fuhren weiter. Selbst bei eingeschaltetem Fernlicht war das Haus noch nicht zu sehen. Aber seine Nähe konnten die vier jungen Leute irgendwie spüren. Die Umgebung veränderte sich ein wenig. Sie blieb flach, doch auf dem Boden wuchs jetzt nicht nur noch Unkraut oder dürres Buschwerk, sie sahen auch die ersten Bäume, die sich wie verkrüppelte Gestalten in die Höhe schoben und ihr Astwerk in alle Richtungen hin wegstreckten.
    »Furchtbar«, sagte Kelly leise. Sie drückte sich gegen ihren Freund.
    »Was ist denn?«
    »Die Bäume.«
    »Wieso?«
    »Schau sie dir an, Simon. Die sehen aus wie tot. Sie… sie… sind abgestorben, weil sie auf einem Boden wachsen, dem sämtliche Kraft entzogen wurde. Er lebt nicht mehr, Simon. Er ist tot. Ebenso tot wie dieses verdammte Haus, zu dem ihr wollt.«
    »Glaubst du, was du da gesagt hast?«
    »Ja, ich spüre es.«
    »Was denn?«
    »Da kommt was auf uns zu. Da strahlt was ab, das weder Mensch noch Tier verschont.«
    »Toll.« Bernie Salsa hatte alles gehört. »Und was soll uns da entgegenstrahlen?«
    »Der Geist des Totenhauses.«
    Salsa mußte lachen. »Jetzt hast du selbst von Geistern gesprochen. Super, die werden wir bald zu sehen bekommen.«
    Roy Walker kicherte und rieb dabei seine Hände. »Ich habe mal gehört, daß Geister Menschen fressen. Habe ich, ehrlich.«
    »Dann werden sie dich als ersten holen«, sagte Kelly.
    »Von wegen. Ich bin unverdaulich. Hast du das nicht gewußt? Mich kotzen sie wieder aus.«
    »Mahlzeit«, sagte Simon.
    Bernie Salsa fuhr wieder etwas schneller.
    Die Witze und lockeren Bemerkungen waren den Insassen vergangen. Jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach. Sie schienen verunsichert zu sein, was die Umgebung anging, und in der Tat hatte sie etwas.
    Niemand sprach darüber. Sie spürten es nur. Es mochte an den Bäumen liegen, die jetzt vermehrt auftraten, so daß sich die Lücken zwischen ihnen verringerten. Das bleiche Licht der Scheinwerfer ließ sie immer stärker aussehen wie alte, grau angestrichene Gerippe. Sie standen nicht

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