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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte verloren, und sie hatte Simon und seine Freunde verloren.
    Graystone Hall war Sieger!
    Nicht umsonst wurde es das Totenhaus genannt. Wer hier eintrat, starb, oder er hatte etwas mit Toten zu tun. Das war alles möglich. Nichts Genaues wußte sie. Komischerweise war Kelly nicht einmal froh darüber, das Haus nicht betreten zu haben.
    Sie merkte kaum, daß sie ein Bein vor das andere setzte und ebenfalls auf das Haus zulief. Sie schwankte bei jedem Schritt und hielt die Arme gestreckt wie eine Seiltänzerin, die ihre Balance bewahren will.
    Der Wind blies in ihr Gesicht. Er brachte die feuchten Dunsttücher mit, die sich klebrig um ihre Haut drehten. Das leere Ast- und Zweigwerk der Bäume wurde immer wieder von den kurzen Böen geschüttelt. Die dabei entstehenden Geräusche klangen für Kelly wie der Beifall in der Dunkelheit versteckter Skelette.
    Die Eingangstür war geschlossen. Sie wurde auch nicht mehr geöffnet.
    Das Haus hatte seine Opfer gefunden und sie geschluckt.
    Kelly kannte sich selbst nicht mehr. Sie lief noch immer weiter. Plötzlich wuchs sie über sich selbst hinaus, obwohl sie von der Gefahr wußte, die Graystone Hall ausstrahlte.
    Sie merkte die Veränderung. Etwas wehte ihr entgegen. Es waren Gedanken, es war ein Strom, es war einfach das Böse, das sie ebenfalls an das Haus heranlockte.
    Es war Kellys Glück, daß sie in ein Loch hineintrat und deshalb stolperte. Sie fiel auf die Knie, stützte sich mit den Händen ab und spürte in der rechten Kniescheibe den Schmerz, als wäre dort eine Pfeilspitze hineingedrungen.
    Dieser Schmerz hatte auch seinen Vorteil. Er brachte sie wieder zurück in die Realität. Ihr Gefühl sagte ihr, daß sie eine unsichtbare Grenze erreicht hatte. Wenn sie jetzt weiterging, geriet sie voll und ganz in den Bann des Hauses.
    Das wollte Kelly nicht.
    Noch immer kniend bewegte sich die junge Frau zurück. Sie hörte sich selbst laut keuchen und auch sprechen. Dabei verstand sie ihre eigenen Worte nicht, aber der unheimliche Einfluß, den sie sich auch jetzt nicht erklären konnte, ließ nach.
    Die Normalität bekam sie zurück. Und normal war auch das Licht, in dem sie hockte. Für Kelly war es wie ein Platz auf der Bühne. Doch auf diese Zuschauer konnte sie gern verzichten.
    Sie erlebte auch, daß sie wieder klar denken konnte. Kelly war klar, daß sie etwas tun mußte. Die Polizei konnte ihr vielleicht helfen. Dafür war sie da.
    Aber wer glaubte ihr schon?
    Die Beamten, die Kelly kannte, würden nicht den Mumm haben, das Haus zu betreten. Sie waren allesamt hier in der Gegend aufgewachsen, und Graystone Hall war tür sie tabu!
    Ich bin allein! Schoß es ihr durch den Kopf. Ich bin verdammt noch mal allein auf mich gestellt!
    Sie wollte aufstehen und zurück zum Wagen gehen. Etwas hielt sie davon ab. Das war so furchtbar, daß sie es kaum fassen konnte.
    Schreie!
    Schreckliche Schreie, wie sie nur Menschen in allerhöchster Not ausstoßen konnten. Und diese Schreie waren hinter den Fassaden von Graystone Hall erklungen…
    ***
    Das Flaus war wie eine Maschine, die immer nur kleingestellt worden war, damit sie auf wenigen Touren lief. Aber sie lief, und sie vergaß ihre Kraft nicht.
    Das spürten die drei Freunde sehr genau, als sich in ihrer stockfinsteren Umgebung, in der es kein Fenster gab, etwas tat. Andere Kräfte hatten von ihnen Besitz ergriffen. Noch immer war jeder für sich, keiner sprach mit dem anderen, aber jeder erlebte das gleiche.
    Aus dem Boden mußte sich etwas gelöst haben, das an ihnen hoch kletterte. Es war eine Kraft, mit der sie nicht zurechtkamen. Sie war mächtig und kalt zugleich. Außerdem so stark, daß ihr kein Widerstand entgegengesetzt werden konnte.
    Alte Bretter unter ihren Füßen bewegten sich wie auf dem Wasser schwimmende Planken. Die Eindringlinge kippten, ohne daß sie etwas dagegen tun konnten. Sie kämpften, um ihr Gleichgewicht zu behalten, sie gingen mit langen Schritten zu den Seiten hin, und sie stießen dabei zusammen, wurden aber wieder getrennt, bevor sie sich aneinander festklammern konnten.
    Auch waren sie nicht mehr stumm. Erste Schreie des Erschreckens durchdrangen die Dunkelheit. Sie spürten, wie sich die Kraft des Hauses immer mehr verstärkte und sie von Sekunde zu Sekunde mehr in die Opferrollen hineingedrängt wurden.
    Simon bekam einen Stoß. Er hatte ihn unterhalb des Kinns am Hals erwischt. Er hatte sich angefühlt, als wäre ein dickes, feuchtes Tuch gegen ihn geschlagen worden.
    Für einen Moment

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