Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gesenkt, sondern auch der des Todes. Sie glaubte nicht mehr daran, daß sie einen ihrer Freunde noch einmal lebend wiedersehen würde. Ihre Schreie waren nicht normal gewesen. So brüllten nur Menschen, die dem Tod ins grausame Antlitz schauten.
    Mit beiden Händen umklammerte sie das Lenkrad, als könnte es ihr Halt geben.
    »Lieber Gott, was haben wir denn so Schlimmes getan? Was ist denn losgewesen? Warum mußten wir das alles so schrecklich durchleiden? Wir haben alles… alles…« Sie konnte nicht mehr reden. Kellys Kopf sackte nach vorn, ihre Stirn schlug dabei gegen den oberen Ring des Lenkrads.
    Kelly versuchte, sich zusammenzureißen. Ich muß es sagen! dachte sie. Ich muß alles sagen! Ich muß zur Polizei! Sie hämmerte sich die Worte selbst ein, doch sie wußte zugleich, daß man ihr zwar zuhören, jedoch nichts unternehmen würde.
    »Ich kann Simon doch nicht allein lassen. Das geht nicht. Er gehört zu mir. Er muß, wenn er tot ist, doch ein normales Grab bekommen und richtig beerdigt werden…«
    Aber wer sollte ihn aus dem Haus holen?
    Kelly traute es sich nicht zu. Ihre Furcht vor dem Gebäude war einfach zu stark. Doch sie schwor sich, alles zu tun, um ihre Freunde dort wegzuholen.
    Sie griff nach dem Zündschlüssel und klemmte den weichen Kunststoffgriff am Ende zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie wollte den Wagen auch starten, aber ihr Körper und auch noch ihr Geist vereisten in diesem Augenblick.
    Etwas passierte mit dem Haus!
    Die junge Frau wußte nicht, ob sich dieser Vorgang innen oder außen abspielte. Jedenfalls verschwand die graue Finsternis in einem bestimmten Gebiet und schuf einem seltsamen roten Licht Platz, das vergleichbar war mit einer untergehenden Sonne.
    Nur stieg hier das Licht in die Höhe. Es war jetzt zu erkennen, daß es seine Quelle hinter dem Haus haben mußte. Immer weiter schob es sich hoch, bis es das Dach erreicht hatte, wo es sich dann konzentrierte und von allen Seiten zusammenzog.
    Jetzt balancierte es auf dem Dach!
    Kelly hielt den Atem an. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Das war unwahrscheinlich, auch unheimlich, und sie fand keine Erklärung dafür. Allerdings wunderte sich die junge Frau über ihre eigene Nervenstärke. Sie hätte normalerweise den Rückwärtsgang einlegen und wegfahren müssen. So hätte sie zumindest früher reagiert. Jetzt blieb sie einfach nur sitzen und schaute zu.
    Das war ein rotes Licht. Es erinnerte sie an den Glutball einer Sonne, doch so genau traf das nicht zu. Die untergehende Sonne bestand aus einem auch innen mit starkem Licht erfüllten Kreis, was bei dem Kreis auf dem Dach nicht der Fall war. Er glich mehr einer mit dünner, roter Farbe gefüllten Luftblase, die auf dem Dach schwebte und sogar einen Inhalt besaß.
    Kelly wollte es kaum glauben. Sie schloß die Augen, weil ein derartiger Irrtum nicht sein konnte. Als sie wieder hinblickte, hatte sich das Bild jedoch nicht verändert.
    Innerhalb der mit rotem Licht gefüllten Luftblase zeichnete sich ein gewaltiger Knochenschädel ab. Eine ebenfalls mit rötlicher Farbe bestrichene Skelettfratze mit tief ausgestanzten Augenhöhlen, einem breiten Nasenloch und einem Maul ohne Lippen, in dem die Zähne wie breite Stifte zu sehen waren.
    Es war ungeheuerlich. Kelly war nicht in der Lage, sich einem Reim auf dieses Bild zu machen. Mit einem derartigen, auch unlogischen Geschehen kam sie nicht zurecht. Dieser Schädel war riesig, und der Ballon um ihn herum war noch größer.
    Mitten auf dem Dach von Graystone Hall hatte er seinen Platz gefunden. Sicherlich war er auch schwer, aber sein Gewicht drückte die alten Pfannen nicht ein.
    Kelly wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war. Sie hockte im Auto und staunte. Der Schädel grinste sie an, als wollte er sie locken, und sie spürte auch etwas von seiner Macht, aber sie kämpfte dagegen durch Gebete an, die sie aus ihrer Kinderzeit kannte.
    Dann schlug sie ein Kreuzzeichen.
    Es hatte ihr früher immer geholfen, wenn sie unter schrecklichen Angstzuständen gelitten hatte.
    Auch jetzt half es ihr. Das heftige Herzklopfen verschwand. Auch gelang es ihr wieder, normal zu atmen, und sie sah, daß sich der rötliche Blutschädel zurückzog.
    Kelly hatte einiges über Graystone Hall gehört. Aber von einem derartigen Schädel hatte ihr nie jemand etwas erzählt. Es war nur über den Besitzer und Erbauer von Graystone Hall gesprochen worden und über ein Wesen namens Zalian, das aber viel später und nur von tatsächlich eingeweihten

Weitere Kostenlose Bücher