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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinein.
    Simons Körper zuckte. Auch sein Kopf machte die Bewegung mit. Er versuchte alles, aber es war vergebens. Immer tiefer wurde sein Körper in die Wand hineingezogen, deren Masse nicht einmal kalt war. Sie fühlte sich lauwarm an, aber sie stank eklig wie die Reste aus dem Höllenofen.
    Er spürte sie am Hals. Da war sie plötzlich wie eine lauwarme Würgeschlange, die Simon den Atem nahm.
    Der letzte Schrei war nur noch ein Röcheln. Dann fuhr die Masse von verschiedenen Seiten auf ihn zu und bedeckte sein Gesicht. Ein letzter, verzweifelter Atemzug, ein Aufbäumen gegen das Schicksal -Simon schaffte es nicht.
    Graystone Hall hatte neue Opfer bekommen. Das Haus war unersättlich, ein Menschenverschlinger. Es lebte von Toten, und es existierte zugleich von dem Leben, das einmal in den toten Leibern gewesen war.
    Simons Gesicht verschwand zuletzt. Wäre es hell genug für einen Zeugen gewesen, er hätte den Wahnsinn erkennen können, der in den Augen des jungen Mannes leuchtete.
    Dann schwappte die Wand wieder zu. Und das an drei Stellen!
    So hatte Graystone Hall wieder neue Kräfte erhalten.
    Es wurde still – totenstill…
    ***
    Kelly Kidman hörte die Schreie nicht mehr!
    Es war in ihrer Umgebung so normal geworden. Auch die übrigen Geräusche hatten sich zurückgezogen. Selbst der Wind schien ihr einen Gefallen getan zu haben und war eingeschlafen.
    Sie selbst stand noch immer in den beiden Strahlen der Scheinwerfer und kam sich vor wie ihr eigenes Gespenst. Den Kopf hielt sie nach vorn gebeugt, die zusammengelegten Hände waren gegen das Kinn gedrückt, und ihre Augen stierten auf das Haus.
    So still war es geworden, so schrecklich still. Angst floß über ihren Rücken als zweite Haut. Sie sah und hörte nichts mehr von ihren drei Freunden. Da bewegte sich kein Fenster, da knarrte kein Balken auf den Veranden, und selbst das kahle Geäst rieb nicht mehr gegeneinander. Die absolute Stille zerrte an ihren Nerven, und sie fühlte sich wie in Eiswasser stehend.
    Ihr Atem ging laut. Es war kalt. Trotzdem schwitzte sie im Gesicht. Nach einer Weile bewegte sich ihr Mund. Es sah aus, als wäre jemand dabei, erst noch sprechen zu lernen, und so tropften auch die Worte nur sehr langsam.
    »S-i-m-on…« Immer wieder flüsterte sie den Namen ihres Freundes, obwohl sie wußte, daß sie Simon nicht mehr zurückholen konnte. Trotzdem versuchte sie es. Und sie schrie plötzlich auf. »Simon!« Dieser wilde Ruf beinhaltete all das, was sie in diesen schrecklichen Augenblicken fühlte.
    Verzweiflung, Angst, eine grausame Furcht, wie Kelly sie noch nie erlebt hatte. So schlimm, daß sie von Fieberschauern geschüttelt wurde, sich nicht mehr halten konnte und auf die Knie fiel. Sie wünschte sich weit weg oder auch, daß sich der Boden öffnen möge, um sie zu verschlingen.
    Nur nicht mehr zurück in dieser Realität und schrecklichen Welt bleiben, die für sie alles Positives verloren hatte.
    Es gab nur noch die Angst und das Grauen, und dagegen kam Kelly nicht an.
    Sie kam irgendwann wieder auf die Füße. Nichts hatte sich verändert. Nach wie vor schickte das Fernlicht seine hellen und auch leicht im Innern bläulich schimmernden Strahlen in die Finsternis hinein und malte die Hauswand mit bleichen Kreisen an.
    Sie ging zurück.
    Es war wie ein böser Traum für sie. Kelly bewegte sich steif und ungelenk. Ein Schutzengel hielt sie einige Male vor einem Fall ab. So starrte sie ins Nichts, aber tief in ihrem Innern wußte sie schon, was sie unternehmen mußte.
    Wegfahren. Anderen Bescheid geben. Sie fuhr nicht gern, denn sie besaß nicht einmal ein eigenes Auto. Wenn sich Kelly hinter das Lenkrad setzte, war das mehr eine Verlegenheitslösung. Jetzt mußte sie es. Zu Fuß konnte sie auch nicht gehen.
    Der Schlüssel steckte im Zündschloß. Kelly ließ sich schwer auf den Fahrersitz fallen und löschte das Fernlicht. Sie wollte es nicht mehr sehen, weil es sie zu sehr an den Schrecken erinnerte, der erst einige Minuten hinter ihr lag.
    Wie eine Puppe saß Kelly Kidman hinter dem Steuer. In ihrem Gesicht regte sich nichts. Alles war dort eingefroren, und selbst die Augen hatten ihren normalen Blick verloren.
    Die Dunkelheit war über Graystone Hall zusammengeschwappt. Jetzt sah es aus, als wäre es von ihr verschlungen worden oder nur zur Hälfte, denn es war mehr als Schattenriß zu sehen, wobei die aufgelockerte Vorderfront nicht einmal auffiel.
    Für Kelly hatte sich nicht nur der Vorhang der Dunkelheit über das Haus

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