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Willst du dein Herz mir schenken

Willst du dein Herz mir schenken

Titel: Willst du dein Herz mir schenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marit Hannis
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Doch aus Christophers Mund ertönte ein schwaches Stöhnen. »Nein, sie ist kein Gast«, sagte er leise.
    Überrascht wandte sich Teresa an ihn. »Du kennst sie? Wer ist sie?«
    Seine Antwort war genauso überraschend wie unglaublich für Teresa. »Meine Ehefrau.«

VON MÄUSEN UND URMENSCHEN
     
    Es war totenstill in der Burg. Kein Klappern von Töpfen aus der Küche war zu hören, kein Rascheln der Vorhänge im Herbstwind, keine Schritte auf den Stufen, kein munteres Plaudern. Nichts. Auch aus dem Salon drang nicht ein einziger Laut, obwohl der Raum rappelvoll war mit Gästen.
    Teresa wagte kaum zu atmen, als sie durch die Diele ging, wie schon so oft in letzter Zeit. Sie schlich auf Zehenspitzen fast unhörbar über den Boden, da jedes Geräusch in der Einsamkeit dieser Stille hallte wie ein Donnerschlag. Und Geräusche musste sie auf jeden Fall vermeiden. Vorsichtig näherte sie sich den Stufen. Nur noch die Treppen hoch, dann war sie aus der kritischen Zone heraus. Doch als sie die erste Stufe nahm, sah sie plötzlich den Schatten eines Mannes draußen am Fenster. Panisch blickte sie nach oben. Es waren zu viele Stufen, um sie in der Kürze der Zeit zu bewältigen. Wenn er jetzt die Tür öffnete und die Burg betrat, würde er sie unweigerlich entdecken. Sie hörte, wie er die Türklinke herunterdrückte. Sie hatte keine Wahl. In Windeseile huschte Teresa hinter den Schrank neben der Treppe.
    Die Tür öffnete sich tatsächlich, und er trat ein. Teresa hörte seine Schritte auf dem Boden der Burg, sehen konnte sie ihn nicht, aber sie hörte, wie seine Schritte leicht zögerten, dann innehielten, als würde er sie wittern.
    Verzweifelt hielt Teresa den Atem an und hoffte, dass das Klopfen ihres Herzens sie nicht verraten würde. Er durfte sie nicht entdecken, auf keinen Fall.
    Er schien sie auch wirklich nicht gespürt oder gehört zu haben, denn die Schritte des Mannes erklangen wieder fester, entfernten sich langsam. Eine andere Tür wurde geöffnet, dann verhallten die Schritte in der Ferne.
    Teresa atmete auf. Vorsichtig steckte sie den Kopf hinter dem Schrank hervor. Die Luft war rein. Niemand befand sich in der Diele. Sie war leer, und die Stille legte sich wieder wie ein schützender Vorhang über sie.
    Leise und schnell eilte Teresa die Treppen hinauf zu den Zimmern der Gäste, wo sie Skizzen von den Räumen anfertigen wollte. Ein paar Gäste hatten in letzter Zeit Vorschläge gebracht, wie man die Zimmer noch gemütlicher und schöner gestalten konnte, und sie wollte sich Gedanken darüber machen, was davon tatsächlich umsetzbar war. Momentan befand sich eine Gruppe Psychologen in der Burg, die für eine Tagung angereist war. Diese Gäste waren jedoch mehr mit seelischen Problemen beschäftigt als mit dem Aussehen ihrer Zimmer, so dass von denen noch keine Anregungen gekommen waren. Aber was nicht war, konnte ja noch werden. Und Teresa wollte einfach, dass sich alle rundum wohl fühlten in ihrer Burg.
    Als Teresa das erste Zimmer betrat, hörte sie unten wieder das Klappen einer Tür. Er kam wohl zurück. Schnell huschte sie in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Jetzt dürfte sie wenigstens für einen Moment in Sicherheit sein. In die Zimmer der Gäste würde er sich nicht wagen.
    Eine Frau wohnte in dem Raum, eine offensichtlich unordentliche Psychologin. Zwei Hosen lagen auf dem Bett, daneben ein kurzer Rock, als hätte sie sich nicht entscheiden können, was sie anziehen wollte. Halb auf dem Boden hing eine grüne Bluse, eine gelbe lag unter dem Bett. Der Koffer stand offen auf dem kleinen Toilettentisch unter dem Spiegel, darin befand sich so viel Kleidung, als wäre sie für mehrere Wochen angereist, dabei ging die Tagung nur über drei Tage. Dessous und Strümpfe teilten sich die Enge des Koffers mit weiteren Blusen, Pullovern und Jacketts, aber auch eine warme Jacke quoll daraus hervor. Vor dem Fenster standen dicke Stiefel, wie man sie im Gebirge trug. Oder, um genau zu sein: Ein Stiefel stand, der andere lag unordentlich daneben.
    Teresa versuchte, die Unordnung der fremden Frau zu ignorieren und betrachtete das Zimmer und dessen Aufbau, um es aufzuzeichnen, als sich plötzlich die Tür öffnete. Teresa zuckte zusammen. Sie wollte sich wieder schnell verstecken, doch es war zu spät. Eine Frau mit kurzen Haaren und lebendigen, hellen Augen trat ein. Sie sah Teresa erschrocken an, als sie sie in ihrem Zimmer erblickte, doch dann lächelte sie. Teresa atmete auf.
    »Entschuldigung, ich

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