Willst du dein Herz mir schenken
Tourist.«
»Nein, dem gehört die Burg. Ich hab die Papiere gesehen. Und er will, dass sofort alle verschwinden.«
Teresa wurde blass.
DER FREMDE
Das Lärmen des Verkehrs vom Damm am Ende des Waldes drang selbst durch die dichten Bäume bis an die Mauern der Burg Lodenstein. Es war Abend, alle kamen von der Arbeit oder anderem Tagwerk und strömten nach Hause in ihre Wohnungen und Häuser. Ein paar Lkw brummten der Autobahn entgegen, Motorradfahrer huschten mit dröhnenden Motoren geräuschvoll am Strom der Fahrzeuge vorbei.
Teresa achtete jedoch nicht auf diese Geräuschkulisse. Ihre Aufmerksamkeit galt etwas völlig anderem.
Am Tor stand der Fremde von vorhin. Seine dunkle Gestalt hob sich in der zunehmenden Dämmerung wie ein düsterer Geist vom hellen Gemäuer des Tores ab. Blaulicht zerteilte das Licht des hereinbrechenden Abends, warf gespenstische Schatten auf das Torhaus und beleuchtete in einem schwachen Radius das Geschehen in der Auffahrt. Neben einem Polizeiwagen, von dem das Blaulicht ausging, standen zwei weitere Gestalten. Wie Teresa unschwer erkennen konnte – zwei Polizisten.
Teresa schluckte. Sie hätte nicht gedacht, dass die Begegnung mit dem Fremden am Nachmittag solche Auswirkungen haben würde. Und das ausgerechnet heute! Jeden Moment konnten die ersten Gäste eintreffen.
Ihr Schritt beschleunigte sich, als sie auf die Gruppe zuging.
Der Fremde stand breitbeinig und selbstbewusst vor den Polizisten. Seine Sonnenbrille hatte er abgenommen, so dass Teresa seine braunen Augen sehen konnte. Sie wirkten lebhaft, aber auch kalt, als wäre er bereit, stundenlange Diskussionen durchzuführen und sich am Ende durchzusetzen.
Doch auch die Polizisten schienen sich nicht so leicht einschüchtern lassen zu wollen. Sie standen lässig neben ihrem Wagen, während sie auf Teresa warteten.
Als Teresa in der Auffahrt ankam, ging eine Beamtin ihr entgegen. Unter der Mütze quoll blondes, lockiges Haar hervor. Die Hände hatte sie in die Hosentaschen gesteckt.
Der männliche Polizist blieb am Wagen stehen. Er war groß und schlank und hatte seine Dienstmütze abgenommen und auf das Dach des Autos gelegt, so dass sein kurzes, braunes Haar sichtbar war.
»Sie sind die Verantwortliche für die Burg?«, fragte die Polizistin sofort.
Teresa nickte. »Ich arbeite für die Eventagentur EVA und betreue die Ausrichtung der Party heute Abend. Insofern bin ich verantwortlich, ja.«
Die Polizistin nahm eine Hand aus ihrer Hosentasche und deutete mit dem Daumen auf den Fremden.
»Dieser junge Mann behauptet, ihm gehöre die Burg, und er möchte, dass die Party abgesagt wird.«
Teresa sah zu dem Fremden, der auf sie zukam. »Mein Name ist Graf Christopher von Woog, ich habe die Burg für neunundneunzig Jahre gepachtet. Ich wohne jetzt hier.«
Er holte Papiere aus seinem Trenchcoat und reichte sie Teresa. Es handelte sich um ein Visum eines Landes, das Teresa noch nie gehört hatte, aber das seinen Namen bestätigte, und eine Urkunde mit einem kunstvollen und beeindruckenden Wappen, die besagte, dass die Burg Lodenstein tatsächlich für 99 Jahre an den Grafen von Woog verpachtet wurde. Unterschrieben von einem deutschen Würdenträger und dem Grafen von Woog.
Teresa schüttelte den Kopf und gab dem Grafen den Vertrag zurück. »Davon weiß ich nichts!«
Der Graf steckte die Papiere wieder ein. »Das ist nicht mein Problem. Ich möchte jetzt in die Burg und dass die Party abgesagt wird.« Seine Augen wurden noch eine Spur kälter.
In diesem Moment bog eine dunkle Limousine vom Damm ab und fuhr die Auffahrt hinauf zum Tor. Teresa trat zur Seite. Die ersten Gäste.
Die Limousine mit den getönten Scheiben bewegte sich fast lautlos an der Gruppe vorüber den Weg durch den Wald hinauf zur Burg.
Teresa blickte Hilfe suchend zu den Polizisten. »Heute findet ein wichtiges Treffen bedeutender Leute statt. Die Party muss stattfinden.« Ihre Stimme war flehend.
Die Polizistin legte ein bedauerndes Lächeln auf. »Wenn der Graf der Besitzer ist, dann kann er bestimmen, was gemacht wird. Was bedeutet, dass die Partygäste verschwinden müssen.«
Der männliche Polizist schien anderer Meinung zu sein. Er löste sich vom Wagen und stellte sich neben seine Kollegin. »Ich glaube nicht, dass das so einfach ist. Die Besitzansprüche des Grafen müssen noch gründlich geprüft werden. Die Burg gehört der Gemeinde, und wenn sie verpachtet worden wäre, hätte ich davon gehört. Ich schlage vor, wir vertagen das
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