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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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bergab. Jetzt sollte ein neues, 20.000 Sitzplätze fassendes Stadion dem in den Tiefen der Regionalliga dümpelnden Klub einen Motivationsschub verpassen.
    Solange Jutta in ihrem Büro saß, konnte ich mir eine kleine Pause in meiner Wohnung gönnen. Also fuhr ich ins Kreuzviertel. In den Straßencafés rund um die Kreuzkirche hatte man bereits die Stühle zusammengeklappt. Der graue deutsche Winter drohte mit seiner feuchtkalten Pratze.
    Nach den hektischen letzten Tagen kam mir meine Wohnung fast fremd vor. Ich sehnte mich nach ein paar Stunden Ruhe, in der Badewanne liegen, nachdenken, Pfeife rauchen. Außerdem musste ich ja noch Juttas Spezialauftrag erledigen.
    Aus Jans Zimmer kam erdiges Grunzen, kakofonisch verknüpft mit schrillem Gewinsel. Danach war mir weniger zumute. Ich verschob das Erholungsprogramm und holte den Staubsauger aus dem Vorratsraum, um einen Lärmschutzwall aufzubauen. Ganz nebenbei wurde mein Zimmer dadurch ein bisschen sauberer.
    Als ich die Arbeit erledigt hatte, waren die Paarungsgeräusche verebbt. Ich klopfte und riskierte einen Blick in die Lasterhöhle.
    »Hallo Sherlock!«, rief Jan. »Wir haben dich gar nicht kommen hören.«
    »Dafür habe ich euch umso besser kommen hören.«
    Jan grinste breit. »Nach dem Frühstück kriegen wir immer Lust auf eine kleine Runde.«
    »Corinna«, wandte ich mich an die Wölbung unter der Bettdecke, »würdest du mir einen Gefallen tun?«
    Sie hob den Kopf und sah überhaupt nicht aus wie Corinna. »Darf ich vorstellen«, sagte Jan. »Das ist Tamara. Mein Vermieter: Georg Wilsberg.«
    Tamara kam mir irgendwie bekannt vor, ich wusste bloß nicht, woher. »Tja, äh, Tamara, würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Och«, nölte sie. »Muss das sein?«
    »Es dauert nicht lange, und ihr habt doch gerade Pause.«
    »Sei so gut, Bärchen!«, redete Jan ihr zu. »Georg ist einer der tolerantesten Vermieter, die ich kenne.«
    »Wenn nicht auf dem ganzen Erdkreis«, bestätigte ich.
    Ich trug das schnurlose Telefon ans Bett, brachte ihr den Text bei und beauftragte Jan, auf seiner Computertastatur zu klappern.
    Eine Minute später kam Tamaras Auftritt: »Schödel-Werning von den Münsterschen Nachrichten . Herr Kleine-Langen, ich habe eine Nachfrage bezüglich der Informationen, die Sie uns gegeben haben.«
    Ich brachte mein Ohr in die Nähe des Hörers.
    »Was für Informationen?«, antwortete Kleine-Langen brummig.
    »Die K-Gruppen-Vergangenheit der Stadtkämmerin betreffend.«
    »Ich habe Ihnen keine Informationen über die Vergangenheit der Stadtkämmerin gegeben. Und auf solche hinterfotzigen Tricks falle ich auch nicht herein.«
    »Das war wohl nichts.« Tamara gab mir das Telefon mit spitzen Fingern zurück.
    Ich überlegte. »Noch einen Versuch, bitte!«
    »Aber das ist der letzte.«
    »Versprochen.«
    Ich wählte, sie sagte ihren Spruch auf.
    »Aber ich habe doch um größte Verschwiegenheit gebeten«, beschwerte sich Axel Feldhaus. »Ich werde in dieser Angelegenheit nur mit dem Chefredakteur reden.«
    »Das wusste ich nicht«, verabschiedete sich Tamara kleinlaut.
    »Danke!«, lobte ich sie. »Du hast mir sehr geholfen. Ich tu euch bei Gelegenheit ein Bier aus.«
    Jan hörte auf zu klappern und kehrte mit einem Hechtsprung ins Bett zurück. »Miss Tamara Watson!«
    Nach diesem durchschlagenden Erfolg hatte ich mir einen längeren Badewannenaufenthalt redlich verdient. Doch was ich im Badezimmer erblickte, war ein harter Schlag gegen die These vom fortschreitenden Zivilisierungsprozess der Menschheit. Ich kam nicht umhin, ein gerade beginnendes Vorspiel zu unterbrechen. Und hätten die beiden nicht so viel guten Willen gezeigt, wäre meine Ansprache um einige Grade autoritärer ausgefallen.
    »Jan, du warst schon letzte Woche mit dem Putzen des Badezimmers dran.«
    »Ich weiß«, entschuldigte er sich. »Aber ich dachte, du kommst erst Ende der Woche zurück. Und so dreckig ist es auch wieder nicht.«
    »Kennst du nicht die alte WG-Regel: Wann ist ein Badezimmer dreckig? Wenn mehr als fünf Schamhaare auf der Kloumrandung liegen.«
    Das heiße Ölbad lullte mich ein. Ich musste wohl schon eine halbe Stunde in der Wanne gelegen haben, als Jan, lässig mit Boxershorts bekleidet, meine kreative Ruhe störte: »Telefon für dich.«
    »Ja«, sagte ich.
    Es war Sigi. »Georg, ich hab dich gestern im Fernsehen gesehen.«
    »Nein«, staunte ich.
    »Zufällig schalte ich das Münsterland-Programm ein. Und wer sitzt da, während der Ratsversammlung, in der

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