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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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ersten Zuschauerreihe? Georg Wilsberg.«
    »Tja, weißt du, ich komme langsam in das Honoratiorenalter. Und da dachte ich, ich sollte mich nach einer angemessenen, ehrenvollen Freizeitbeschäftigung umsehen, zum Beispiel Stadtrat werden.«
    »Erzähl mir keinen Schmu, Georg! Du würdest niemals freiwillig eine politische Veranstaltung besuchen.«
    »Menschen können sich verändern, Sigi. Ich beginne, meine Verantwortung für das Gemeinwesen zu begreifen. Erst kürzlich fiel mir der Spruch von John F. Kennedy ein, den er anlässlich seiner Amtseinführung losgelassen hat: Frage nicht, was die USA für dich tun können! Frage, was du für die USA tun kannst!«
    »Bei der Amtseinführung von John F. Kennedy hast du noch in die Windeln geschissen.«
    »Ich konnte ziemlich früh meinen Stuhlgang kontrollieren.«
    »Hören wir auf, um den heißen Brei herumzureden: Du arbeitest.«
    Ich kannte Sigi lange genug, um zu wissen, wann ein Geständnis fällig war. »Stimmt.«
    »Ich hoffe, dir ist der Paragraf neun deines Arbeitsvertrages bewusst.«
    »Natürlich. Kannst du ihn sinngemäß noch einmal zusammenfassen?«
    »Er verbietet dir Nebentätigkeiten, die in Konkurrenz zu den Interessen von Security Check stehen. Um es anders auszudrücken: Ich stehe personell echt unter Druck. Und ich habe dir Urlaub gegeben, weil du dich angeblich erholen wolltest. Deshalb sehe ich ganz und gar nicht ein, dass du irgendwelche Detektivjobs erledigst, egal ob für eine Konkurrenzfirma oder für die eigene Tasche.«
    »Ich verdiene nichts dabei, ehrlich. Es geht um eine alte Freundin. Sie sitzt im Stadtrat und steht möglicherweise auf der Liste des Grünen-Killers. Ich möchte, dass sie am Leben bleibt. Das ist alles.«
    Als Sigi antwortete, hörte ich sofort, dass ich den richtigen Ton getroffen hatte. »Brauchst du Hilfe, Georg? Ich meine, es ist zwar schwierig, aber zur Not könnte ich jemanden abstellen.«
    »Ich komm schon zurecht. Trotzdem vielen Dank für das Angebot.«
    Ich hatte gerade ein paar Mal an meiner dänischen Crown Viking gesaugt und eine dicke Wolke Virginia-Tabak, geflavoured mit aromatischem Grappa, abgesondert, da klingelte es an der Wohnungstür. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, meine eigene Wohnung zu besuchen.
    Eine Ahnung, die sich in Gestalt von Klaus Stürzenbecher bestätigte. Der Hauptkommissar kam nicht allein, er hatte einen jungen Kollegen dabei.
    »Den beiden geht es gut«, sagte ich in Anspielung auf die Geräusche, die aus Jans Zimmer drangen, »falls sie nicht irgendwann an Entkräftung sterben.«
    Stürzenbecher war nicht zu Scherzen aufgelegt. »Gib mir deine Pistole! Es ist besser, du packst ein paar Sachen ein. Diesmal wird es etwas länger dauern.«
    Mein Puls verdoppelte seine Geschwindigkeit. »Was ist passiert?«
    »Du entwickelst dich zum Sensenmann, Wilsberg. Wo du auch hinkommst, überall bringst du den Tod mit.«
    »Wer?«, fragte ich mit ausgetrocknetem Mund.
    »Ulf Meier. Jemand hat ihm die Halsschlagader aufgeschnitten.«
    »Ich kenne keinen Ulf Meier.«
    Stürzenbecher legte seine Stirn in Falten. »Darüber würde ich an deiner Stelle noch einmal nachdenken. Meier hat vor seinem Tod die Warendorfer Polizei angerufen. Sein Leben sei in Gefahr, hat er gesagt, und die Personenbeschreibung eines Besuchers durchgegeben. Meier machte auf die Warendorfer Kollegen einen alkoholisierten Eindruck, und sie wussten nicht so recht, was sie mit dem Anruf anfangen sollten. Sicherheitshalber schickten sie einen Streifenwagen zu der angegebenen Adresse. Meier saß friedlich auf einem Stuhl. Aber er hatte sein gesamtes Blut verloren.«
    »Na und?« Ich versuchte cool zu wirken. »Ich sehe so gewöhnlich aus, dass meine Personenbeschreibung auf jeden dritten männlichen Münsteraner zwischen dreißig und fünfzig zutrifft.«
    »Aber nicht jeder dritte männliche Münsteraner ist Leibwächter der Stadtkämmerin.«
    Ich besaß die Fähigkeit, bessere Argumente auch dann zu erkennen, wenn sie nicht von mir stammten.
    »Sei bloß vorsichtig!«, riet Stürzenbecher, als wir in seinem grauen Dienstaudi zum Polizeipräsidium fuhren. »Der Alte steht mächtig unter Druck. Wenn er ein Wasserkessel wäre, würde er längst flöten. Die Medien grillen ihn auf kleiner Flamme. Der Innenminister hat bereits sein Unverständnis darüber geäußert, dass die Ermittlungen so schleppend vorankommen. Und nicht zuletzt hat er sich durch seinen Auftritt im Rathaus selbst ins Knie geschossen.«
    »Wie bist

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