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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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geschoben.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Jutta erstaunt.
    »Mach mir nichts vor! Ich habe euch beobachtet. Du hast gesagt, du wolltest deine Ehe nicht gefährden, deshalb müssten wir unsere Beziehung beenden. Ich habe das akzeptiert, solange wir uns vertrauten. Aber das du mit dem da deine Ehe aufs Spiel setzt, konnte ich nicht ertragen. Schau ihn dir doch mal an! Abgetragene Klamotten aus der Grabbelkiste. Ein mieser kleiner Schnüffler. Wenn er mit einer Schachtel vor dem Bauch auf der Ludgeristraße …«
    »Es reicht!«, schrie Jutta. »Halt den Mund!«
    Feldhaus hielt den Mund.
    »Wer hat dir die KPD/ML/O-Papiere gegeben?«
    Er richtete sich auf. Ein Teil seiner arroganten Selbstsicherheit kehrte zurück. »Heiner Kleine-Langen. Er will dich absägen, liebste Jutta. Natürlich ohne sich die eigenen Finger schmutzig zu machen. Er hat mir die nächste frei werdende Amtsleiterstelle angeboten. Am Anfang bin ich nur zum Schein darauf eingegangen. Ich wollte wissen, was er in der Hand hat, damit ich dir den Rücken freihalten kann. Aber dann habe ich mir überlegt, dass es vielleicht gar keine so schlechte Idee ist.«
    »Scheißkerl!«, schnaufte Jutta. »Du bist fristlos entlassen. Und glaub nicht, dass ich dir ein positives Zeugnis schreibe.«
    »Vielen Dank, Frau Kämmerin!« Er verbeugte sich ironisch. »Ich wollte ohnehin kündigen. Du bist doch eine politische Leiche. Wie lange kannst du dich noch im Amt halten? Eine Woche? Einen Monat?«
    »Raus!«, sagte Jutta mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Einen Moment noch!« Ich stand auf und trat ganz nahe an Feldhaus heran. »Wo waren Sie gestern Morgen?«
    Er guckte seelenruhig an mir vorbei. »Wieso glaubt er , dass ich seine Fragen beantworte?«
    »Wo hast du das Goldtöpfchen versteckt?«
    Seine Ahnungslosigkeit wirkte echt. »Sind Sie jetzt völlig plemplem geworden? Ich spiele nicht mit Modellflugzeugen.«
    »Wann gestern Morgen?«, fragte die Kämmerin vom Schreibtisch aus.
    »Genau um elf Uhr fünfzehn.«
    »Da war mein sauberer Referent hier im Raum, zusammen mit mir und dem Vorsitzenden der Kaufmannschaft.«
    »Dann wären wohl alle Fragen geklärt«, sagte Feldhaus und knallte die Tür.
    Unschlüssig schlenderte ich durch die Innenstadt. Ich kam am Fürstenberghaus vorbei und an der Statue des Ministers, die ein Witzbold mal wieder rot angemalt hatte. Hier war das alte Universitätsviertel. Ich hatte lange keine Wandsprüche mehr gelesen, und ich wunderte mich, dass viele sehr vertraut klangen: Zusammenlegung von Helmut und Annette! und Schluss mit dem Kolonialismus in der Westsahara! Neben den politischen gab es allerdings erheblich mehr Nonsenssprüche als zu meiner Zeit, Runter mit den Bierpreisen! und ähnlicher Schwachsinn.
    Eine Fußgängerbrücke führte über das Rinnsal namens Aa, das sich nach den Regengüssen der letzten Tage zu einer Flussbreite von einem Meter aufgebläht hatte. Nicht weit von hier befand sich die Universitätsbibliothek, und Schwärme von Studenten schoben mit Büchern beladene Fahrräder über den roten Sandweg. Ich kam mir auf einmal sehr alt und nutzlos vor. Vielleicht hatten meine Kritiker, allen voran Imke, doch recht, wenn sie behaupteten, ich sei niemals mehr als ein äußerst mittelmäßiger Detektiv gewesen. Alle Spuren, die ich verfolgte, lösten sich in Luft auf. Und dabei hatte ich mir gerade in diesem Fall vorgenommen, nicht zu versagen.
    Abrupt drehte ich mich um und ging zum Domplatz zurück. In der Nähe der Lambertikirche fand ich im Café Sonderausgabe einen freien Tisch. Manchmal half die Methode, die Gehirnzellen sich selbst zu überlassen. Die besten Einfälle kamen mir stets dann, wenn ich keine erwartete.
    Ich bestellte einen Cappuccino und rauchte eine süße Cadiz-Zigarre. Ich beobachtete gestresste Einkäuferinnen, die kamen und gingen, und gelangweilte Lebenskünstler, die gelangweilt Zeitung lasen. Ich bestellte noch einen Cappuccino, rauchte noch eine Zigarre und wartete weiter auf den Einfall. Jenseits der Glasfront bewegte sich ein unablässiger Menschenstrom die Salzstraße hinauf und hinab.
    Plötzlich, während ich nach draußen starrte und angestrengt an nichts dachte, sah ich einen Mann im blauen Mao-Hemd und grüner Militärjacke. Neben ihm ging ein hoch aufgeschossener Jüngling mit Pferdeschwanz. Zweifellos handelte es sich um Lars Merten und seinen Zivi.
    Blitzschnell legte ich einen Geldschein auf den Tisch und sprintete den beiden hinterher. Auch wenn ich nicht wusste, was die

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