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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Einer meiner Vorfahren war während des Krieges Obrist in der kaiserlichen Armee ...«
    »Sie meinen den Dreißigjährigen Krieg?«, vergewisserte ich mich.
    »Selbstverständlich. Er war nördlich von Münster stationiert, um die Angriffe der Schweden abzuwehren. Anscheinend hat er sich recht tapfer geschlagen, denn der Fürstbischof von Münster hat ihm zum Dank das Amt Legden geschenkt. Deshalb Schwelm-Legden, verstehen Sie. Und irgendwie«, der Graf stieß sein überraschendes Lachen aus, »hat er sich dieses kleine Schloss unter den Nagel gerissen, mit nicht ganz sauberen Methoden, wie aus den alten Urkunden zu entnehmen ist. Das heißt, damals war es noch kein Schloss, sondern eine Burg. Zum Schloss ist es erst im achtzehnten Jahrhundert umgebaut worden.«
    Wir stiegen eine Treppe hinauf, dann öffnete er eine Tür und wir befanden uns in einem großen, fast unmöblierten Saal, dessen Boden aus langen Holzplanken bestand.
    »Der Rittersaal«, sagte der Graf. »Ich benutze ihn manchmal für Theater- oder Musikdarbietungen. Da oben sehen Sie meine Vorfahren.«
    Ich schaute nach oben und sah eine Reihe von Gemälden, auf denen mehr oder weniger gelangweilte Damen und Herren den jeweiligen Schick ihrer Zeit zur Schau trugen.
    Der Graf war bereits wieder vorausgeeilt. Ich folgte ihm in den nächsten Raum, der mit seinem Prunkbett und den kunstvoll verzierten Möbeln aus einer anderen Epoche zu stammen schien.
    Der Graf deutete auf einen Schreibtisch. »Ein Stück von André Charles Boulle, dem Hoftischler Ludwigs XIV., davon gibt es nicht viele in Europa. Und auch die Gemälde sind etwas wertvoller als die nebenan. Dort hängt ein van Goyen und da drüben ein Breughel.« Er sprach Breughel holländisch aus, mit kehligem ch.
    Drei Museumsbesucher betraten den Raum und starrten uns neugierig an.
    Der Graf ließ sich davon nicht beirren. »Wir befinden uns hier auf dem ältesten Teil der Anlage, der sogenannten Motte. Die Wasserburgen sind ja ungefähr zur gleichen Zeit entstanden wie die Bergburgen. Und zunächst hat man versucht, künstliche Hügel, eben Motten, zu errichten. Aber das funktionierte im flachen Münsterland nicht besonders gut, die kleinen Hügelchen waren nicht geeignet, Feinde wirksam abzuwehren. Also hat man angefangen, Wassergräben zu bauen und das Wasser vorbeifließender Bäche zu stauen. Diese Gräften stellten einen hervorragenden Schutz gegen Angreifer dar. Zumindest so lange, bis die Entwicklung der Kriegstechnik weit reichende Kanonen hervorbrachte. Kommen Sie!« Er winkte mich zu einem Erker.
    Links konnte man einen Teil der Nachbarinsel mit dem Hotelgebäude erkennen und vor uns schwamm ein englischer Garten im Wasser.
    »Neben dem Herrschaftssitz, dem Palas, entstand eine zweite Insel, die Vorburg, auf der das Gesinde und die Besatzungen untergebracht waren. Und dort«, er zeigte auf die geometrische Gartenlandschaft, »wurde Gemüse angebaut. Während einer Belagerung musste man sich unter Umständen längere Zeit selbst versorgen.«
    Er nickte versonnen. »Dann kamen die Kanonen, die auch dicke Mauern in Schutt und Asche legen konnten, und es kam noch etwas anderes, nämlich – Versailles.« Er riss die Arme auseinander. »Das große, herrliche, wunderbare Versailles, Ausdruck des Absolutismus, der unumschränkten Macht des Herrschers. Alle deutschen Kleinfürsten schielten nach Versailles, wollten in repräsentativen Schlössern residieren. Wissen Sie, was aus den Bergburgen wurde?«
    Ich war überrascht. »Äh ... nein.«
    »Sie verkamen zu Ruinen. Am Rhein können Sie die hohlen Stümpfe besichtigen. Als Festungen hatten sie ausgedient und zu Schlössern ließen sie sich nicht umbauen. Abgesehen davon, dass das Leben auf einem zugigen Gipfel nicht besonders angenehm war. Aber unsere kleinen Wasserburgen – die erlebten plötzlich eine Renaissance. Schutzwälle wurden abgerissen, Fenster vergrößert, barocke Giebel und Portale angebaut, und auf die flachen Befestigungsanlagen wurden Haubentürme gesetzt. Voilà!« Er strahlte. »So entstand Schloss Disselburg. Der Sohn des Obristen hat mit den Umbauten angefangen, im 18. Jahrhundert wurden sie vollendet. Ein Johann Conrad Schlaun hat nicht daran mitgebaut, aber immerhin Ambrosius von Oelde, auch ein berühmter münsterländischer Baumeister. Sicher haben Sie die holländischen Einflüsse bemerkt?«
    Ich bestätigte, dass mir genau dies aufgefallen sei.
    Er schmunzelte. »Die Nähe zu den Niederlanden hat dazu geführt, dass auch

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