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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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vor. Nicht mehr lange, dann würden auswärtige Horden in die Stadt einfallen und Glühwein trinkend über die Weihnachtsmärkte marodieren. Soweit das möglich war, blieb ich in dieser Zeit lieber in meinem Viertel.
    Im Kiosk am Kreuztor kaufte ich die aktuelle Ausgabe des Magazins, das Peter Fahle erwähnt hatte. Felizia Sanddorns Name stand im Impressum.
    Zu Hause legte ich die fünftausend Euro in meine Schreibtischschublade, setzte mich auf den Drehstuhl dahinter und betrachtete Felizias Porträtfoto. Die Geschichte war verrückt, so verrückt, dass sie schon wieder wahr sein konnte.
    Ich rief die Düsseldorfer Redaktion an. Frau Sanddorn sei leider nicht zu sprechen, wurde mir mitgeteilt, auch in den nächsten Tagen und Wochen würde ich voraussichtlich kein Glück haben.
    Ich warf die Internet-Suchmaschine an und gab die Kombination Regina Fuchs und RAF ein. Keine Einträge. Meine Zweifel, ob ich Fahles Auftrag hätte annehmen sollen, verstärkten sich wieder. Aber fünftausend Euro waren ein gutes Argument, um sie zu unterdrücken.

II
    Am nächsten Tag fuhr ich zum Düsseldorfer Medienhafen. Das NRW-Büro des Magazins, für das Felizia Sanddorn arbeitete, residierte im sechsten Stock eines zweckmäßigen Glas-und-Stahl-Baus. Über eine Sprechanlage musste ich mit einer Sekretärin verhandeln. Erst als ich behauptete, ich besäße Informationen über Felizia Sanddorn, die ihren Chef sicher interessieren würden, wurde ich eingelassen.
    Die Sekretärin brachte mich zum Redaktionsleiter, einem Mann namens Müller, dem man die viele Schreibtischarbeit, das ungesunde Essen und den Alkohol ansah. Er war fett und hatte einen derart roten Kopf, dass jeder Kardiologe sofort die Chance auf eine Herzoperation gewittert hätte.
    »Sie hauen ganz schön auf den Putz«, sagte Müller unfreundlich. Er blieb hinter seinem Schreibtisch sitzen und deutete mit lässiger Handbewegung auf den Besucherstuhl.
    Ich nahm Platz. »Und Sie würden mich nicht empfangen, wenn Sie sich keine Gedanken über Frau Sanddorn machen würden.«
    »Was soll das werden? Ein Handel, eine Drohung oder eine Erpressung?«
    »Handel kommt der Sache am nächsten. Wir tauschen aus, was wir wissen.«
    Ein Lachen versetzte seinen Bauch in Schwingungen. »Wir sammeln Informationen, wir liefern keine. Es sei denn, Sie kaufen unser Heft. Wer sind Sie überhaupt?«
    Ich gab ihm meine Visitenkarte.
    »Privatdetektiv«, las er laut. »Was wollen Sie?«
    »Ich suche Felizia Sanddorn.«
    »Weshalb?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Dann entschuldigen Sie mich bitte, Herr Wilsberg.« Er griff zum Telefon. »Ich habe zu tun.«
    »Sie war in New York«, sagte ich. »Sie wollte sich mit einer Exterroristin der RAF treffen.«
    Er legte den Hörer wieder auf und fixierte mich mit einem Geierblick. »Name?«
    Ich lächelte. »Zuerst sind Sie dran.«
    »Wir haben seit zwei Wochen nichts von ihr gehört. Das ist allerdings nicht beunruhigend, denn sie hat unbezahlten Urlaub genommen. Sie arbeitet an einer Geschichte, die sie schon länger beschäftigt.«
    »Die dritte Generation der RAF.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«, schnappte er.
    »Ihre Familie.«
    »In deren Auftrag Sie arbeiten?«
    »Darüber kann ich nicht sprechen.«
    »Sie können über verdammt wenig sprechen.«
    »Und Sie haben mir noch nichts erzählt, was ich nicht schon wusste.«
    Er bewegte beim Nachdenken den Unterkiefer. »Die Sanddorn ist besessen vom Thema RAF«, sagte er schließlich. »Sie hat nichts anderes mehr im Kopf. Dummerweise hat sie aber bis jetzt nichts herausgefunden, was wir veröffentlichen können. Ich habe sie vor die Wahl gestellt, entweder ihre normale Arbeit wieder mit Herz und Verstand zu machen oder sich beurlauben zu lassen. Sie hat sich für die Beurlaubung entschieden. ›Dann schreibe ich eben ein Buch‹, waren ihre Worte, als sie hier rausspaziert ist.«
    »Haben Sie versucht, mit ihr Kontakt zu halten?«
    »Klar. Wir lassen unsere Leute nicht einfach hängen. Und für unser Blatt wäre es mehr als peinlich, wenn Felizia irgendwo tot in einer Mülltonne liegt. Aber sie hat alle persönlichen Brücken hinter sich abgebrochen. Wann war sie in New York?«
    »Vor drei Tagen«, improvisierte ich.
    »Und dann?«
    »Verliert sich ihre Spur.«
    »Scheiße«, stöhnte Müller. »Das gefällt mir nicht. Die Sanddorn ist kein vorsichtiger Typ. Sie sollten mal ihre Geschichte über die Bandidos in Skandinavien lesen. Sie war ganz allein in deren Hauptquartier. Da würde jedem anderen der

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