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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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die mich kennen und vielleicht anfangen zu reden. Es gibt Spuren, die vor zehn Jahren keine Bedeutung hatten und mit neuen technischen Mitteln ausgewertet werden können. Jeden Tag darauf warten, dass die Bullen vor der Tür stehen? Oder erst schießen und dann fragen? Nein, so ein Leben wäre der Horror.« Pause. »Am liebsten würde ich mich stellen. Ein paar Jahre absitzen und dann von vorn anfangen.«
    »Und warum tun Sie das nicht?«
    »Weil ich nicht weiß, ob ich es in den Gerichtssaal schaffe.« Ihre Stimme troff vor Pathos. »Es gibt Leute in Deutschland, die mich lieber tot sehen würden.«
    Da war sie, die gute alte Revoluzzer-Romantik.
    »Hören Sie auf, sich selbst zu bemitleiden!«, sagte ich. »Oder glauben Sie immer noch, dass die Häftlinge in Stammheim ermordet wurden? Wir leben in einem Rechtsstaat.«
    »Na klar. Und George W. Bush ist ein überzeugter Demokrat.«
    »Das ist ein unfairer Vergleich.«
    Wir erreichten den Ausgang an der Central Park South, nicht weit entfernt vom Plaza Hotel.
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    »Sie gehen nach rechts und ich nach links. Und wir treffen uns nie wieder.«
    Ihre Augen sahen müde und traurig aus. Die Maske hatte Risse bekommen.
    »Wir könnten in eine Bar gehen und noch was trinken.«
    »Nein, danke.« Der Anflug eines Lächelns. »Ich gehe nicht mit Männern aus, die mich aufs Kreuz legen wollen.«
    »Aber einer Journalistin verraten Sie Ihre Geheimnisse? Sie wird darüber schreiben.«
    Fuchs schüttelte den Kopf. »Sie hat mir versprochen, meine Geschichte zu anonymisieren.«
    »Und das glauben Sie ihr?«
    »In diesem Fall: Ja.«
    »Ist Felizia nach Deutschland zurückgeflogen?«
    »Nicht direkt. Sie wollte erst nach Kanada und dann über ein anderes europäisches Land nach Deutschland zurück. Um ihre Spur zu verwischen.«
    »Sie müssen sie ja mächtig beeindruckt haben.«
    Fuchs lächelte versonnen. »Schon möglich. Noch Fragen?«
    »Ja. Wie gut kennen Sie Peter Fahle?«
    Ihr Gesicht wurde wieder hart. »Gut genug. Bestellen Sie ihm, dass er seine Tür abends fest verschließen soll. Sonst besteht die Möglichkeit, dass er eines Morgens nicht mehr aufwacht.«
    Sie war schon zwei Schritte entfernt, als ihr noch etwas einfiel: »Und übrigens …«
    »Ja?«
    »Sie sind ein lausiger Detektiv. Ich habe Sie schon von meiner Wohnung aus auf der Straße stehen sehen.«

IV
    Ich ging über die Nieuwe Spiegelstraat auf das Rijksmuseum zu. Hier reihte sich ein Antiquitätengeschäft an das andere, aber die Einheimischen, die sich wegen des Regens an den überdachten Schaufenstern vorbeidrückten, hatten keinen Blick für die aufpolierten Schätze. Und auch die japanische Reisegruppe, die dem Fähnchen ihrer Führerin folgte, hastete noch schneller als üblich dem nächsten Programmpunkt entgegen.
    Ich suchte den Laden von Albert van Kranenburg. Die Amsterdamer Nummer, die mir Peter Fahle gegeben hatte, war auf den Namen des Antiquitätenhändlers eingetragen. Das hatte ich schon vor meinem Abflug nach New York in Erfahrung gebracht und den Rückflug deshalb gleich zum Amsterdamer Flughafen Schiphol gebucht. Noch einmal würde ich mich von Fahle nicht abwimmeln lassen.
    Ich entdeckte van Kranenburgs Laden kurz hinter der Keizers Gracht. Wie die meisten anderen hatte das Geschäft eine schmale Fensterfront, dehnte sich jedoch weit ins Innere des Gebäudes aus. Es war erleuchtet, aber menschenleer. Beim Betreten bimmelte eine Türglocke. Ich hörte ein schabendes Geräusch hinter einem Paravent in der linken hinteren Ecke, dann erschien ein kleiner, alter Mann im mausgrauen Anzug. Er trug ein steifes, weißes Hemd, eine gestreifte Krawatte und ein paar graue Haarsträhnen, die er von der Seite über die Glatze gekämmt und mit viel Haarfestiger still gelegt hatte.
    »Hallo!«, sagte ich.
    Er nickte mir freundlich zu.
    »Ich suche Peter Fahle.«
    Er schaute mich fragend an.
    Ich wiederholte die Frage auf Englisch.
    »Ich verstehe Deutsch«, sagte er mit kehligem holländischem Akzent, »aber ich kenne keinen Peter Fahle.«
    »Er hat mir Ihre Nummer gegeben.« Ich zeigte ihm mein Handy, bei dem ich die Nummer aufgerufen hatte.
    Er schaute kurz auf das Display. »Das ist nicht meine Nummer.«
    Ich drückte auf die Taste mit dem grünen Telefon. Nach einigen Sekunden war ein schwaches Klingeln zu hören, der Apparat musste in einem Hinterraum stehen.
    »Mir scheint, Sie irren sich«, sagte ich. »Es ist wirklich wichtig, dass ich Herrn Fahle treffe. Mein Name ist

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