Wilson Cole 01 - Die Meuterer
zwei Wochen zurück auf die Brücke«, erwiderte Cole. »Hätte ich mich nicht zu Wort gemeldet, dann hätte Podok sie für immer verbannt. Falls ich dabei hart wirkte, war Podok das Ziel der Aufführung, nicht Rachel.«
»Sie ist in dich verknallt, weißt du?«
»Podok? Gott bewahre!«
»Sei nicht absichtlich begriffsstutzig. Ich rede von Rachel.«
»Nach dem heutigen Tag nicht mehr, nein.«
»Verlasse dich lieber nicht darauf«, meinte Sharon.
Er verzog das Gesicht. »Das ist genau, was ich brauche - einen zweiundzwanzigjährigen Ensign, der in mich verschossen ist.«
»Manche Männer fänden das ganz nett.«
»Manche Männer mögen Kinder. Ich mag Frauen.«
»Ich höre dich gern so reden«, sagte Sharon. »Das bringt mich auf den Gedanken, vierunddreißig wäre gar nicht so alt.«
»Verdammt, ich bin über die vierunddreißig hinweggerasselt, ohne einmal abzubremsen«, sagte Cole. »Ich wüsste nicht mal, was ich zu einem zweiundzwanzigjährigen Kid sagen sollte.«
»Ich denke nicht, dass Reden ganz oben auf ihrer Liste steht.«
»Das tut es nie«, wandte er ein. »Das Nette daran ist, dass sie schließlich doch erwachsen werden.«
»Was hast du mit zweiundzwanzig gemacht?«, fragte Sharon.
»Das Gleiche, was ich jetzt mache«, antwortete er. »Ich versuche, die cleveren Befehle aus den dummen herauszusortieren. Natürlich habe ich damals zweiundzwanzigjährige Mädchen nicht für zu jung gehalten.«
»Na ja, du bist wenigstens ehrlich.« Sie musterte ihn nachdenklich. »Warum bist du zur Raumflotte gegangen?«
»Ich gehe nicht gern zu Fuß.«
»Ich meine es ernst.«
»Die Raumflotte hat mir ein Offizierspatent angeboten. Die Armee nicht. Da habe ich mir überlegt, dass ich als Offizier mehr erreichen könnte denn als Fußsoldat.« Auf einmal lächelte er. »Ich schätze, ich habe Recht behalten.
Bei der Infanterie erlebt man nie, dass einem zwei Schiffe weggenommen werden. Wie war es bei dir?«
»Bei mir?«, fragte sie. »Ich interessiere mich von jeher für die Geheimnisse anderer Leute. Jetzt gehört es zu meinem Beruf, sie zu erfahren.« Sie lächelte. »Eines Tages kenne ich auch alle deine Geheimnisse.«
»Vielleicht erzähle ich sie dir eines Tages alle.«
»Welchen Spaß würde das schon machen?« Sie starrte ihn an, versuchte aus seiner Miene schlau zu werden. »Was ist los?«
»Nichts«, antwortete er. »Es ist nur so, dass ich das Wort >Spaß< gerade zum ersten Mal seit, oh, zehn oder zwölf Jahren gehört habe.«
»Ja, ich vermute, das geht mit Krieg nicht gerade Hand in Hand«, sagte Sharon. »Und wo wir von Krieg reden: Wie dicht waren wir diesem Lodin-Schiff gekommen?«
»Rachel würde sagen: nicht sehr dicht. Ich würde sagen: dicht genug. Falls es nicht in Geschützreichweite war, dann verdammt kurz davor.«
»Ich denke, dass ...« Auf einmal runzelte sie die Stirn, fasste an den winzigen Hörer im linken Ohr und blickte auf.
»Muss sofort los.«
»Was gibt es?«
»Eine Schlägerei ist im Wissenschaftslabor ausgebrochen -ausgerechnet!«, sagte sie. »Die Lage ist unter Kontrolle, aber ich muss hin.«
»Im Labor? Kontrolliere lieber die Vorräte. Wir bewachen die Krankenstation inzwischen so gründlich, dass einige Junkies vielleicht versuchen, sich selbst etwas zu mischen.«
»Mache ich. Möchtest du mitkommen?«
»Nee. Ich bin in dieser Woche ein richtig friedliebender Offizier.«
»Wir sehen uns später«, sagte sie, stand vom Schreibtischstuhl auf und ging zur Tür, deren Irisblende sich vor ihr öffnete.
Der Militärdienst führt dazu, dass ich schnell alt werde, dachte er. Ich müsste mich geschmeichelt fühlen, dass ein hübsches junges Mädchen in mich verknallt ist. Stattdessen bin ich verärgert. Er lächelte. Na, das ist jetzt mal echte Reife! Er rief das Buch auf, in dem er in den zurückliegenden Tagen gelesen hatte, und hatte zwei weitere Seiten geschafft, als das Buch vom Holobildschirm verschwand und durch Sharons Bild ersetzt wurde.
»Was ist?«, fragte er.
»Dein Freund Pampas hat Crewman - oder vielleicht Crewding - Kjnniss von Jasmine III dabei erwischt, wie er die Zutaten zu einem starken Halluzinogen aus dem Wissenschaftslabor entwenden wollte.«
»Also hatte ich Recht.«
»Lass mich ausreden. Sergeant Pampas hat, zweifellos durch Befehle von dir, die er falsch interpretierte, Kjnniss halb tot geprügelt. Kjnniss ist gerade auf dem Weg in die Krankenstation, wo sie ihm gleich als Erstes einen Haufen jener Medikamente zuführen werden, die
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