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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ton eines Eton-Schülers, der dem guten Schlag des Kapitäns der Harrow-Mannschaft applaudierte. «Verteufelt gut. Natürlich war Mrs. Green ein unerschöpflicher Informationsquell. ‹Oh, dieser Mr. Campbell, wie der mit seinem Schlafanzug umgeht! Gestern läßt er ihn im Kohlenkasten liegen, und dabei war er frisch aus der Reinigung, und heute finde ich ihn im Atelier zwischen den Farblappen.› Man erfährt so einiges über seine Nachbarn, wenn man Küchengesprächen lauscht.»
    «Stimmt schon», meinte MacPherson ein wenig zweifelnd.
    Sir Maxwell lächelte. «Ja», sagte er, «dieser Punkt drängte sich mir beim Nachdenken geradezu auf. Aber nun weiter mit Strachan. Fest steht, daß er Farren gefunden hat, und da hatte er ziemliches Glück, das muß ich zugeben, wenn ich auch seine Chance nicht unbedingt mit eins zu hundert ansetzen würde. Immerhin hatte er eine ziemlich genaue Vorstellung, wo Farren vermutlich zu finden war, und er kennt die Gegend um Falbae sehr gut.»
    «Das ist wohl wahr, Sir», sagte Dalziel, «aber was hätte er gemacht, wenn Farren sich nun wirklich in einen Schacht gestürzt hätte?»
    «Ich gebe zu, das wäre Pech für ihn gewesen», sagte der Polizeipräsident. «In diesem Fall hätte er sein Alibi für die frühen Morgenstunden fahrenlassen müssen. Er hätte lediglich irgend etwas in der Umgebung von Falbae liegenlassen können, um zu beweisen, daß er da gewesen war – seinen Hut zum Beispiel, oder seinen Mantel. Dann hätte er seine Malerei am Minnoch so früh wie möglich hinter sich gebracht und dann nach seiner Rückkehr Alarm geschlagen und eine Suche nach Farren ausgelöst. Er hätte sagen können, daß er inzwischen noch woanders gesucht habe. Das wäre nicht ganz so gut gewesen, aber doch einigermaßen, besonders da die spätere Entdeckung der Leiche Farrens ein sehr gutes Zeugnis für die Wahrheit seiner Aussage gewesen wäre. Aber er hat ja Farren gefunden, also brauchen wir uns darüber keine Gedanken zu machen.
    Unglücklicherweise jedoch ging nun an diesem Punkt der Plan daneben. Anstatt sich stillschweigend heimführen zu lassen, lief Farren davon, und Strachan stürzte in einen Schacht. Beinahe hätte ihn das daran gehindert, seinen Teil des Komplotts überhaupt durchzuführen. Er ist also hineingefallen, er hat eine Weile gebraucht, sich wieder zu befreien – wenn es ihn auch sicher nicht so viel Zeit gekostet hat, wie er angibt –, und daher ist er erst so spät zum Minnoch gekommen. Wäre alles glatt nach Plan verlaufen, so hatte er sicher gehofft, gegen drei Uhr morgens mit Farren wieder zu Hause zu sein und dann gleich losfahren zu können, um das Auto mit der Leiche dort abzuholen, wo Ferguson es für ihn bereitgestellt hatte.»
    «Und wo würde das gewesen sein?» fragte der Staatsanwalt.
    «Das kann ich nicht genau sagen, aber die Absicht war wohl, daß Ferguson Campbells Wagen an einer geeigneten Stelle deponierte – sagen wir an der alten Straße vom Bahnhof Gatehouse nach Creetown –, wo Strachan ihn abholen konnte. Ferguson wäre dann auf einem Fahrrad zurückgekehrt –»
    «Mit was für einem Fahrrad?» fragte Wimsey.
    «Irgendeinem», antwortete der Polizeipräsident, «nur natürlich nicht mit dem vom Anwoth Hotel , von dem wir so viel gehört haben. Es ist nicht schwer, sich hier ein Fahrrad zu leihen, und er hatte ja Zeit genug, es wieder dorthin zurückzubringen, wo er es weggenommen hatte. Ferguson wäre so gegen sieben Uhr wieder zu Hause gewesen, gerade rechtzeitig, um sein Frühstück zu verzehren und den Omnibus zum Bahnhof Gatehouse zu erreichen.»
    «Er muß inzwischen bis obenhin voll mit Frühstück gewesen sein», bemerkte der Staatsanwalt, «nachdem er Campbells ja auch schon verzehrt hatte.»
    «Mein lieber Mann», antwortete der Polizeipräsident ein wenig ungehalten, «wenn Sie einen Mord begangen hätten und der Entdeckung entgehen wollten, würden Sie das nicht an einem lächerlichen zweiten Frühstück scheitern lassen.»
    «Wenn ich einen Mord begangen hätte», erwiderte der Staatsanwalt, «hätte ich nicht einmal Appetit auf ein Frühstück.»
    Der Polizeipräsident gab seinen Empfindungen ob dieser frivolen Bemerkung keinen Ausdruck. MacPherson, der die ganze Zeit in seinem Notizbuch herumgekritzelt hatte, mischte sich jetzt in die Diskussion.
    «Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Sir, wäre dies also Ihr Zeitplan für den Ablauf des Verbrechens.»
     
     
    DER Fall Ferguson und Strachan
    Montag
    21.15 Uhr Farren

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