Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
gewesen – blau, grau oder haselnußbraun. Besonders war dem Schaffner, wie dem Dienstmann in Girvan, der hohe, affektierte englische Tonfall aufgefallen. Er glaube den Mann auf einer Fotografie wiedererkennen zu können, aber ganz sicher sei er da nicht. Alles an dem Mann, vielleicht mit Ausnahme der Stimme und der Brille, sei nur als unauffällig zu bezeichnen. Das Fahrrad sei alt und schäbig gewesen. Auf die Marke habe der Schaffner nicht geachtet, aber ihm sei aufgefallen, daß die Reifen ziemlich neu gewesen seien.
Dalziel nickte. Er wußte natürlich, daß er keine identifizierbare Beschreibung von einem Mann mit Mütze und Brille bekommen konnte, den ein beschäftigter Beamter in einem Bahnhof nur für wenige Sekunden gesehen hatte. Er ging in sein Abteil zurück und vertrieb sich die Zeit mit Notizen zu dem Fall, bis der Zug nach nur einem kurzen Zwischenhalt am Gilmour Street-Bahnhof in Paisley in den St. Enoch-Bahnhof einfuhr.
Hier gab es für ihn nichts weiter zu tun, als nachzufragen, ob alle am Dienstag eingesammelten Fahrkarten bereits ans Rechnungsprüfungsamt geschickt worden seien. Nachdem ihm versichert worden war, dies sei der Fall, begab er sich ebendorthin und sah sich bald dem leitenden Beamten dort unter vier Augen gegenüber.
Seine Aufgabe hier bestand einfach darin, die am Dienstag zwischen Gatehouse und St. Enoch bzw. zwischen Kirkcudbright und St. Enoch ausgegebenen und wieder eingesammelten Karten nachzuprüfen. Er fand sie bereits geordnet und in vollkommener Übereinstimmung mit den von den Bahnhöfen eingeschickten Unterlagen vor. Wimseys Hinweis, daß Waters vielleicht mit einem Billett nach Glasgow von Kirkcudbright aufgebrochen sein und sich unterwegs abgesetzt haben könne, war augenscheinlich nicht richtig. Selbst wenn er, ohne von den Damen Selby und Cochran und dem Bahnhofspersonal gesehen worden zu sein, mit dem Zug um 8 Uhr 45 von Kirkcudbright aufgebrochen war, mußte er bis zu irgendeinem Zwischenbahnhof gelöst haben. Aber es bestand ja gar kein Grund zu der Annahme, daß er überhaupt mit diesem Zug gefahren war. Waters war schlicht und ergreifend verschwunden und hatte sein Fahrrad mitgenommen. War dies nun oder war es nicht das Fahrrad, das nach Ayr gereist war? Der Sergeant erinnerte sich daran, daß der junge Andrew erst vor kurzem neue Reifen aufgezogen hatte, und neigte eher zu der Annahme, daß es das Fahrrad aus dem Anwoth Hotel gewesen war. Andererseits wußte er natürlich nicht, in welchem Zustand die Reifen an Waters’ Fahrrad waren.
Er erkundigte sich nach Fergusons Fahrkarte, die als einzige Erster-Klasse-Fahrkarte an diesem Tag zwischen Gatehouse und Glasgow leicht zu identifizieren war. Sie war, wie es sich gehörte, in Maxwelltown zwischen Gatehouse und Dumfries sowie in Huriford und Mauchline zwischen Dumfries und St. Enoch gelocht worden und somit der endgültige Beweis dafür, daß Ferguson die ganze Reise gemacht hatte, wie er es vorgab.
Damit nicht zufrieden, verlangte Dalziel eine Überprüfung sämtlicher Fahrkarten, die am Dienstag auf sämtlichen Strecken in einem Fünfzig-Meilen-Umkreis um Newton Stewart ausgegeben worden waren, nur für den Fall, daß sich irgendwo eine interessante Unstimmigkeit ergab, dann begab er sich zum Polizeipräsidium von Glasgow.
Dort veranlaßte er Nachforschungen nach einem Radfahrer, der am Dienstag in der Zeit von 11 Uhr bis 13 Uhr 11 auf der Straße zwischen Bargrennan und Girvan gesehen worden sei, sowie nach einem Radfahrer, den man am Dienstagnachmittag oder Mittwoch in der Umgebung von Ayr gesehen oder in irgendeinem Zug ab Ayr oder einem der Nachbarbahnhöfe festgestellt habe. Denn ihm war eingefallen, daß dieser Radfahrer ja zu einem der Nachbarbahnhöfe geradelt und dort in einen anderen Zug gestiegen sein konnte, vielleicht sogar, nachdem er zuvor sein Aussehen verändert hatte. Dann fiel ihm auch noch ein, daß der Mann das verräterische Fahrrad an einer geeigneten Stelle zurückgelassen haben konnte, und er veranlaßte des weiteren, daß auf allen Bahnhöfen nach herrenlosen Fahrrädern gesucht sowie jedes in der Umgebung von Ayr an der Straße gefundene Fahrrad gemeldet werde. Er hinterließ eine allgemeine Beschreibung der drei vermißten Fahrräder, bat jedoch, die Meldungen nicht auf diese Fahrräder zu beschränken, sondern ihm jedes Fahrrad zu melden, das in dem genannten Zeitraum irgendwo verlassen aufgefunden worden sei.
Nachdem er solchermaßen die Mühlen des Gesetzes in Bewegung
Weitere Kostenlose Bücher