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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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warten und ihn bei der Ankunft auszufragen. In der Zwischenzeit, fand er, könnten er und Ross etwas zu Mittag essen und sich dann auf die Suche nach jemandem machen, der den Radfahrer den Bahnhof hatte verlassen sehen.
    Bei einem hastigen Mahl im Wartesaal besprachen die beiden Polizisten ihr Vorgehen. Es würde zeitraubend sein, die Spur ihres Opfers nach Verlassen des Bahnhofs von Ayr zu verfolgen, und Dalziel müsse unbedingt so früh wie möglich wieder nach Newton Stewart zurück, um mit MacPherson in Verbindung zu bleiben. In Glasgow gäbe es eine Menge Erkundigungen einzuziehen, und er finde auch, es wäre ratsam, sich Fotografien von den zur Zeit unter Verdacht stehenden Personen zu besorgen, damit der Radfahrer nach Möglichkeit identifiziert werden könne. Da es sich um lauter wohlbekannte Künstler handle, sei anzunehmen, daß man nur einmal bei den führenden Nachrichtenagenturen in Glasgow anzufragen brauche, was sehr viel besser sei, als sich die Bilder direkt in Gatehouse und Kirkcudbright zu besorgen, denn damit erreiche man nur, daß die Verdächtigen auf der Hut seien. Sie beschlossen also, daß Dalziel in den Zug aus Stranraer steigen solle, wenn er komme, und auf der Fahrt nach Glasgow den Schaffner befragen werde. Ross solle den Wagen behalten und die Ermittlungen je nach Lage der Dinge fortsetzen, sich aber von Zeit zu Zeit in Newton Stewart melden. Wenn er auf die Spur des Radfahrers stoße, solle er ihr folgen, wohin sie führe, und nötigenfalls den Mann festnehmen, wenn er ihn finde.
    Um 13 Uhr 48 kam der Zug, und Dalziel stieg ein, nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Schaffner auch wirklich derselbe war, der den Zug am Dienstag begleitet hatte. Während der Zug aus dem Bahnhof rollte, beobachtete er Ross im Gespräch mit dem Zeitungsverkäufer. Ross war ein Mann voll Schwung und Energie, und der Sergeant war überzeugt, daß er bei seinen Ermittlungen nicht locker lassen werde. Er wünschte, er hätte es vor sich selbst rechtfertigen können, diesen abenteuerlichen und unterhaltsameren Teil der Ermittlungen selbst zu übernehmen, aber schließlich, überlegte er dann, bestand ja gar keine Gewißheit, daß der geheimnisvolle Radfahrer überhaupt etwas mit dem Verbrechen zu tun hatte, und es hätte ihm in seiner Position nicht gut zu Gesicht gestanden, sich Ewigkeiten mit einer Spur zu befassen, die sich als blind erweisen konnte.
    Der Schaffner erinnerte sich an den Vorfall mit dem Fahrrad noch sehr genau. Der Zug habe kaum gestanden, als schon ein Passagier – ein jüngerer Mann mit karierter Mütze und grauem Flanellanzug und getönter Brille – den Bahnsteig entlang zum Gepäckwagen gelaufen gekommen sei. Er habe den Schaffner angesprochen und gesagt, er brauche unbedingt sofort sein Fahrrad, denn er habe keine Zeit zu verlieren. Die Dienstmänner seien alle weiter vorn beschäftigt gewesen, und da habe also er, der Schaffner, selbst den Gepäckwagen geöffnet und das Fahrrad herausgegeben, nachdem er zuerst auf den Anhänger geschaut und sich vergewissert habe, daß es das richtige sei. Auf dem Anhänger sei richtig Ayr angegeben gewesen, und er erinnere sich, daß es in Girvan aufgegeben worden sei. Der Herr habe ihm das Billett zusammen mit einem Shilling Trinkgeld in die Hand gedrückt und sich dann gleich mit dem Fahrrad in Richtung Ausgang entfernt. Der Schaffner erinnerte sich des weiteren, daß der Fahrgast eine kleine Aktentasche gehabt habe. Er habe ihn nicht noch aus dem Bahnhof hinausgehen sehen, weil er sich um das Ankuppeln des Speisewagens habe kümmern müssen, der in Ayr angehängt werde. Vor der Abfahrt habe er das Billett einem Dienstmann gegeben, damit es auf dem üblichen Weg an die Direktion geschickt werden konnte.
    Dalziel bat als nächstes um eine Personenbeschreibung des Reisenden. Die war nicht so einfach zu bekommen. Der Schaffner hatte ihn nur für eine halbe Minute gesehen. Er glaubte sich zu erinnern, daß der Mann zwischen dreißig und vierzig gewesen sei, mittelgroß und entweder glattrasiert oder mit einem kleinen hellen Schnurrbart. Kein dunkler Schnurrbart jedenfalls, denn daran, meinte der Schaffner, würde er sich bestimmt erinnern. Von den Haaren war unter der Mütze fast nichts zu sehen gewesen, aber nach dem allgemeinen Eindruck des Schaffners müsse der Mann blond gewesen sein, mit heller Haut. Hellbraun oder sandfarben hätten seine Haare sein müssen. Seine Augen hinter den Brillengläsern seien jedenfalls nicht auffallend dunkel

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