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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Sprecher bestimmt, und nun sei er hier. Der Zeuge habe Mr. Farren höchst ungern in Schwierigkeiten bringen wollen, aber Mord sei Mord, und damit basta.
    MacPherson dankte dem Bauern und setzte sofort eine Umfrage in Creetown in Gang, um festzustellen, ob Farren wohl doch noch dieser falschen Spur gefolgt war. Daß er zum Golfgelände abgebogen sein sollte, war schon merkwürdig. Er hatte Campbell zuletzt vor drei Stunden in Kirkcudbright gesehen, da war doch eher anzunehmen, daß er, nachdem er ihn in Gatehouse nicht gefunden hatte, umkehren und auf der Straße nach Kirkcudbright nach ihm suchen würde. Aber warum zum Golfgelände? Es sei denn – Es sei denn, er hatte Strachan besuchen wollen. Man wußte, daß Strachan und Farren sehr gute Freunde waren. War da eine gemeinsame Sache im Spiel? War Strachan am Montagabend zwischen neun und zehn Uhr zu Hause gewesen? Das war noch halbwegs leicht festzustellen. Der Inspektor telefonierte nach Gatehouse, bat um Nachforschungen und wartete.
    Dann kam die zweite Überraschung des Tages – konkreter und hoffnungsvoller. Sie präsentierte sich in Gestalt eines sehr schüchternen kleinen Mädchens von ungefähr zehn Jahren, angeschleppt von einer zu allem entschlossenen Mutter, die ihren Sprößling abwechselnd schüttelte und mit der Drohung, ihr «das Fell über die Ohren zu ziehen», wenn sie nicht tue, was man ihr sage, zum Reden zu bringen versuchte.
    «Ich hab ihr gleich angesehen», sagte die Mutter, «daß sie was ausgefressen hatte, und ich hab keine Ruhe gegeben, bis ich’s aus ihr raushatte. (Putz dir die Nase und sprich höflich mit dem Herrn Inspektor, sonst sperrt er dich ein!) Ein böses Mädchen ist das, zieht mit den Jüngelchen in der Gegend herum, wenn sie eigentlich ins Bett gehört. Aber die hören ja heutzutage nicht mehr auf ihre Mutter. Mit denen ist gar nichts anzufangen.»
    Der Inspektor drückte sein Mitgefühl aus und fragte die Dame nach dem Namen.
    «Ich bin Mrs. McGregor, und wir haben ein Cottage zwischen Gatehouse und Kirkcudbright – Sie kennen die Stelle – in der Nähe von Auchenhaye. Ich und mein Mann, wir waren am Montagabend nach Kirkcudbright, und Helen war allein daheim. Und kaum sind wir weg, schon ist sie aus dem Haus und läßt die Tür hinter sich auf, daß jeder reingehn kann –»
    «Moment mal», sagte der Inspektor. «Die junge Dame ist dann also Helen?»
    «Ja, das ist Helen. Ich hab gedacht, es ist das beste, ich bring sie her, wo doch dieser arme Mr. Campbell totgemacht worden ist, wie der Briefträger sagt. Und da sag ich also zu George, wenn Mr. Campbell sich am Montagabend auf der Straße geprügelt hat, dann muß man das der Polizei sagen. Und George sagt –»
    Der Inspektor unterbrach von neuem.
    «Wenn Ihre kleine Helen uns etwas über Mr. Campbell sagen kann, möchten wir es sehr gern hören. Also, Mrs. McGregor, lassen Sie die Kleine mal die ganze Geschichte von vorn erzählen. Komm mal her, Helen, hab keine Angst. Erzähl mal.»
    Solchermaßen ermutigt, begann Helen mit ihrer Erzählung, die dank ihrer eigenen Erregung und der dauernden Unterbrechung mütterlicherseits ein bißchen wirr ausfiel. Aber mit Hilfe geduldiger Ermunterung und einer Tüte Bonbons, die ein Konstabler schnell holen mußte, gelang es dem Inspektor schließlich, etwas Ordnung in das Durcheinander zu bringen.
    Mr. und Mrs. McGregor waren am Montagabend mit dem Auto eines Nachbarn nach Kirkcudbright gefahren, um Freunde zu besuchen, und Helen hatten sie mit der strikten Anweisung zu Hause gelassen, die Haustür zu verschließen und ins Bett zu gehen. Statt dessen aber war das mißratene Kind nach draußen gegangen, um mit ein paar kleinen Jungen von einem Nachbarhof zu spielen. Sie waren die Straße entlang etwa eine halbe Meile weit zu einer Wiese gegangen, wo die Jungen höchst illegale Karnickelschlingen auslegen wollten.
    Der Inspektor schüttelte darob leicht den Kopf, versprach jedoch, daß den Frevlern nichts Schlimmes widerfahren werde, und Helen, die davor mehr Angst gehabt zu haben schien als vor den Strafandrohungen ihrer Mutter, fuhr jetzt etwas zusammenhängender mit ihrer Geschichte fort.
    Der Ort, wo sie den Karnickeln nachstellen wollten, lag etwa auf halbem Weg zwischen Gatehouse und Kirkcudbright an einer Stelle, wo die Straße zwischen zwei Steinwällen eine scharfe und gefährliche S-Kurve macht. Es war ein schöner Abend, nicht dunkel, nur dämmerig, mit dünnen Nebelstreifen über den Hügeln. Die Jungen

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