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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Malerpicknick. Desungeachtet verlief der Tag nicht ganz ereignislos. Das erste, was passierte, war Konstabler Ross’ plötzliche Rückkehr aus Ayr mit einer erstaunlichen Geschichte.
    Er war am Abend zuvor nach Kilmarnock gefahren, um die Spur eines Radfahrers im Regenmantel zu verfolgen, den man kurz nach 13 Uhr 48 den Bahnhof Ayr hatte verlassen sehen. Die Spur verlief jedoch im Sande. Er fand den Mann ohne die allerkleinste Schwierigkeit. Es war ein ganz und gar unschuldiger und achtbarer junger Bauer, der zum Bahnhof gekommen war, um sich nach einer auf dem Transport verlorengegangenen Fracht zu erkundigen.
    Ross hatte sich dann in und um die Stadt herum weiter erkundigt, mit dem folgenden Ergebnis:
    Der Verkäufer am Zeitungsstand hatte den Fahrgast in Grau um 13 Uhr 49 am Kiosk vorbeigehen sehen, Richtung Ausgang. Er hatte ihn nicht aus dem Bahnhof hinausgehen sehen, weil eine Ecke des Zeitungsstandes ihm den Blick zum Ausgang versperrte.
    Ein Taxifahrer, der unmittelbar vor dem Bahnhofsausgang stand, hatte einen jungen Mann mit Regenmantel und Fahrrad herauskommen sehen. (Das war der Bauer, den Ross daraufhin aufgesucht hatte.) Außerdem hatte er einen jüngeren Mann mit Mütze und grauem Flanellanzug herauskommen sehen, der eine Aktentasche bei sich hatte, aber kein Fahrrad. Dann war ein Fahrgast zugestiegen, und er war weggefahren, glaubte sich aber zu erinnern, er habe den Mann in Grau in eine kleine Nebenstraße einbiegen sehen. Das müsse so ungefähr zwei Minuten nach Einlaufen des Zugs aus Stranraer gewesen sein, etwa um zehn vor zwei.
    Gegen zwanzig nach zwei bemerkte ein Dienstmann, der gerade einen Gepäckkarren zum 14.25-Uhr-Zug nach Carlisle schob, ein Herrenfahrrad, das an einer Anschlagtafel mit Fahrplänen und Eisenbahnplakaten auf der zu den Schaltern hin gelegenen Seite des Bahnsteigs lehnte. Beim näheren Hinsehen entdeckte er, daß es einen Gepäckanhänger nach Euston hatte. Er wußte nichts von dem Fahrrad, glaubte sich aber dunkel zu erinnern, daß es schon eine ganze Weile dort gestanden hatte. Da er annahm, daß es einem seiner Kollegen anvertraut worden war und einem Reisenden gehörte, der seine Fahrt in Carlisle unterbrechen wollte, ließ er es stehen. Als es aber um 17 Uhr noch immer dastand, fragte er seine Kollegen danach. Keiner von ihnen erinnerte sich, das Fahrrad in der Hand gehabt oder den Gepäckanhänger daran befestigt zu haben, doch da es nun einmal da war und einen ordnungsgemäßen Anhänger hatte, tat er seine Pflicht und lud es in den 17.20-Uhr-Express nach Euston. Wenn der Fahrgast, dem es gehörte, mit dem Zug um 14 Uhr 25 gefahren war, würde das Fahrrad mit demselben Zug wie er in Euston ankommen, denn der 14.25er fuhr nicht nach Euston, und Reisende nach London mußten in Carlisle umsteigen und zweieinviertel Stunden warten, bis sie mit dem 17.20er weiterfahren konnten.
    Dieser Dienstmann, dessen Augenmerk nun direkt auf das Fahrrad gelenkt worden war, hatte es sich recht genau angesehen. Es war ein Raleigh, nicht mehr neu und auch nicht in besonders gutem Zustand, aber mit guten Reifen vorn und hinten.
    Ross machte einen Luftsprung, als er diese Beschreibung hörte, und befragte nun eifrig alle Dienstmänner. Es gelang ihm jedoch nicht, den ausfindig zu machen, der den Gepäckanhänger nach Euston daran befestigt hatte, geschweige etwas über den Eigentümer in Erfahrung zu bringen.
    Der Schalterbeamte hatte für den 14.25-Uhr-Zug nach Carlisle zehn Fahrkarten verkauft – drei Einzelfahrkarten dritter Klasse, drei Rückfahrkarten dritter Klasse, eine Einzelfahrkarte erster Klasse und eine Rückfahrkarte erster Klasse – sowie zwei Einzelfahrkarten dritter Klasse nach Euston. Er hatte weder für diesen Zug noch für den um 17 Uhr 20, in den in Ayr acht Reisende zugestiegen waren, einen Fahrradgepäckschein für eine weitere Strecke ausgestellt. Ein Dienstmann, nicht derselbe, der das Fahrrad in den Express nach Euston geladen hatte, erinnerte sich, einen Herrn mit grauem Anzug gesehen zu haben, der mit dem 14.25-Uhr-Zug ohne Gepäck nach Carlisle gefahren sei; er habe ihn gefragt, welche Strecke der Zug fahre, nämlich über Mauchline. Dieser Mann habe weder eine Brille aufgehabt noch etwas von einem Fahrrad gesagt, ebensowenig einer der Passagiere des Expresszugs um 17 Uhr 20.
    Konstabler Ross versuchte als nächstes die Spur des Mannes im grauen Anzug zu verfolgen, der in der Nebenstraße verschwunden war, doch ohne Erfolg. Es war mehr ein Gäßchen denn

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