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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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denken?»
    «Ist es denn wichtig, was sie von uns denken?» erwiderte Graham. «Ich finde, Sie haben völlig recht, Wimsey. Herrgott noch mal, wir sollten doch wirklich tun, was wir können. Ich bin jedenfalls dabei. Kommen Sie schon, Ferguson, lassen Sie uns nicht im Stich.»
    «Ich komme ja mit, wenn ihr wollt», lenkte Ferguson ein, «aber widerlich finde ich’s trotzdem.»
    «Miss Selby, Bob, Strachan, Ferguson, Graham und ich als Zeitnehmer. Kaffee und Spachtel für sechs. Strachan, am besten nehmen Sie Ferguson und Graham mit, und ich übernehme das Kontingent aus Kirkcudbright. Außerdem nehme ich noch einen Polizisten als Zeugen mit. Sehr gut.»
    «Ich habe den Eindruck, Ihnen macht das Spaß, Lord Peter», sagte Mrs. Terrington. «Sie hat wohl so richtig das Jagdfieber gepackt.»
    «Solche Ermittlungen sind immer interessant», gab Wimsey zu.
    «Jeder Mann begeistert sich für seinen Beruf, hab ich nicht recht, Mr. Doulton?» wandte er sich an den Hafenmeister.
    «Ganz rrrecht, Mylord. Ich weiß noch, wie ich mal so was Ähnliches machen mußte, viele Jahre ist das her, da ist ein Segelschiff in der Mündung auf Grund gelaufen und dann im Sturm auseinandergebrochen. Die Versicherungsfritzen dachten, der Unfall war nicht ganz astrein. Wir haben uns dann die Mühe gemacht, zu beweisen, daß bei den herrschenden Wind- und Flutverhältnissen das Boot längst weit vor der Küste hätte sein müssen, wenn die zu der Zeit aufgebrochen wären, wie sie behauptet haben. Wir haben den Prozeß verloren, aber meine Meinung habe ich nie geändert.»
    «Diese Flußmündung kann tückisch sein, wenn man die Fahrrinnen nicht kennt», sagte Bob.
    «Ja, das schon. Aber ein Mann von Erfahrung wie dieser Skipper hätte so einen Fehler nicht machen dürfen, falls er zu der Zeit nicht wirklich betrunken war.»
    «So was kann jedem passieren», meinte Wimsey. «Wer waren denn diese Kerle, die am Wochenende die Stadt so auf den Kopf gestellt haben?»
    «Och, bloß ein paar Herren aus England, von der kleinen Yacht, die am Doon vor Anker lag», antwortete der Hafenmeister selbstzufrieden. «Die waren völlig harmlos. Sehrrr nette, gastfreundliche Menschen, Vater und Sohn. Und mit dem Boot verstanden sie umzugehen. Sie haben Dienstag früh abgelegt und wollten an der Westküste rauf nach Skye, wie sie mir gesagt haben.»
    «Nun, schönes Wetter haben sie ja dafür», meinte der Doktor.
    «Tja, schon, aber ich glaube, heute nacht wird’s umschlagen. Der Wind dreht sich, und von Irland kommt eine Tiefdruckzone herüber.»
    «Die sollen ihre Tiefdruckzonen gefälligst dort behalten», knurrte Wimsey, denn er dachte an sein Experiment.
    Erst um elf Uhr ging die Versammlung auseinander. Als Wimsey auf die Straße trat, fühlte er sofort den Wetterumschwung. Mildfeuchte Luft legte sich an seine Wangen, und ein dichter Wolkenvorhang zog über den Himmel.
    Er wollte gerade zum Cottage zum Blauen Gartentor einbiegen, da sah er weit weg am Ende der Straße das rote Rücklicht eines Wagens. Es war schwierig, in dieser Finsternis Entfernungen zu schätzen, aber sein Instinkt schien ihm sagen zu wollen, daß der Wagen vor Gowans Haus stand. Von Neugier gepackt, ging er weiter die Straße entlang darauf zu. Er strengte Augen und Ohren an und glaubte bald leises Stimmengemurmel zu vernehmen und zwei verhüllte Gestalten den Gehweg überqueren zu sehen.
    «Da tut sich was!» sagte er bei sich und begann auf lautlosen Gummisohlen zu laufen. Jetzt hörte er deutlich genug einen Motor anspringen. Er verdoppelte sein Tempo.
    Etwas stieß gegen seine Füße – er stolperte und fiel längelang hin, nicht ohne sich gehörig weh zu tun. Als er sich wieder hochrappelte, verschwand das rote Rücklicht um die Ecke.
    Plötzlich tauchte der Hafenmeister neben ihm auf und half ihm aufstehen.
    «Ein rrrichtiger Skandal ist das», schimpfte der Hafenmeister, «wie sie diese Treppen dirrrekt bis an den Rinnstein bauen. Haben Sie sich weh getan, Mylord? Da muß die Stadtverwaltung mal was gegen tun. Ich weiß noch, als ich ein junger Mann war –»
    «Entschuldigen Sie mich», sagte Wimsey. Er rieb sich Knie und Ellbogen. «Nichts passiert. Sie sind mir nicht böse, nein? Ich hab eine Verabredung.»
    Er rannte in Richtung Polizeirevier davon und ließ den Hafenmeister höchst verdutzt hinter ihm dreinblicken.

Konstabler Ross
    Der folgende Tag dämmerte wild und stürmisch. Schwerer Regen und heftige Böen aus Südwest zwangen zu einer Verschiebung von Wimseys

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