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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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bereitgemacht, der ein neues und schnelles Auto sei, und gegen zwanzig nach elf sei der Herr in die Garage gekommen. Er sei groß und dunkeläugig gewesen und habe, so der Garagenbesitzer, ein «Karnickelgesicht» gehabt. Er selbst habe Mr. Rogers nach Dumfries gefahren und genau um vier Minuten vor zwölf am Bahnhof abgesetzt.
    Der Schalterbeamte in Dumfries bestätigte dies bis zu einem gewissen Punkt. Er erinnerte sich, einem Herrn, der kurz vor Mitternacht hereingekommen war, ein Erster-Klasse-Billett nach Euston verkauft zu haben. Sehr genau erinnerte er sich an diesen Herrn jedoch nicht – er sei wie viele gewesen, aber er gab zu, daß er eine ziemlich große Nase und vorstehende Zähne gehabt habe.
    Der Fahrkartenkontrolleur im Zug konnte nicht weiterhelfen. Die Herren Reisenden in den Nachtzügen seien meist schläfrig und zugeknöpft. Einige Herren seien um zwei Minuten nach Mitternacht in Dumfries in die erste Klasse zugestiegen. Mit Bestimmtheit habe er niemanden gesehen, der Gowans Foto auch nur im entferntesten ähnelte. Ob jemand so ausgesehen habe wie Gowan, wenn er glattrasiert sei? Je nun, das sei doch wohl ein bißchen viel verlangt. Ob denn der Herr Inspektor sich vorstellen könne, wie ein Igel ohne Stacheln aussehe? Nein, und das könne wahrscheinlich auch sonst keiner. Er sei Fahrkartenkontrolleur und kein Bilderrätselexperte. Der Schalterbeamte in Dumfries gab eine ähnliche, noch etwas drastischer formulierte Antwort.
    Inspektor MacPherson, den diese trostlose Ermittlungsarbeit bis nach Euston geführt hatte, richtete nun sein Augenmerk auf den Club, von dem aus Gowan angeblich geschrieben hatte. Was er hier erfuhr, war schon etwas erfreulicher. Nein, Mr. Gowan wohne ganz bestimmt nicht hier. Es seien ein paar Briefe für ihn angekommen und von einem Herrn abgeholt worden, der Mr. Gowans Karte präsentiert habe. Der Herr habe dafür quittiert. Ob der Inspektor die Quittung sehen dürfe? Selbstverständlich. Die Unterschrift lautete J. Brown. Der Inspektor fragte sich, wie viele J. Browns es wohl in der Vier-Millionen-Stadt London gab, und wandte die müden Schritte zu Scotland Yard.
    Hier fragte er nach Chefinspektor Parker, der ihn mit mehr als kollegialer Herzlichkeit empfing. Wer ein Freund von Wimsey war, hatte ein Anrecht auf Parkers uneingeschränkte Aufmerksamkeit, und so wurde die verworrene Geschichte von Gowan und dem Schraubenschlüssel, Farren, Strachan und den beiden Fahrrädern voll Anteilnahme angehört.
    «Wir werden Gowan schon für Sie finden», sagte Parker aufmunternd. «Mit diesen genauen Angaben, die Sie uns machen konnten, dürfte es nicht einmal gar zu lange dauern. Was sollen wir denn mit ihm machen, wenn wir ihn gefunden haben?»
    «Ach je, nun, Mr. Parker», antwortete der Inspektor ehrerbietig, «meinen Sie denn, wir haben genug Beweise, um ihn zu verhaften?»
    Parker wägte das sorgfältig ab.
    «Wenn ich richtig verstanden habe», sagte er, «gehen Sie davon aus, daß Gowan diesem Campbell auf der Straße zwischen Kirkcudbright und Gatehouse begegnet ist und ihn im Streit erschlagen hat. Dann hat er Angst bekommen und beschlossen, diesen Unfall vorzutäuschen. Sein erster Schritt war, diesen sehr auffallenden Bart abzurasieren, in der Hoffnung wahrscheinlich, in Gatehouse zumindest schon einmal unerkannt zu bleiben. Muß ein ganz schönes Stück Arbeit gewesen sein. Aber immerhin könnte er es so hinbekommen haben, daß man ihn für jemanden halten konnte, der sich seit vierzehn Tagen nicht mehr rasiert hatte. Dann hat er alles das gemacht, was Sie ursprünglich von Farren angenommen haben. Er hat die Leiche in dem Nebenweg versteckt und Campbells Wagen nach Gatehouse gefahren. Aber warum hätte er das eigentlich tun sollen?»
    «Tja!» sagte der Inspektor. «Das ist das grrroße Problem. Warum hat er die Leiche nicht einfach mitgenommen? Das war ja noch verständlich, solange wir annahmen, daß der Mörder Farren war, in Strachans Wagen, denn da haben wir uns überlegt, daß er zunächst vielleicht vorhatte, Strachan den Morrrd in die Schuhe zu schieben, aber wozu hätte Gowan so etwas Dummes tun sollen?»
    «Nun, dann wollen wir mal sehen», meinte Parker. «Er mußte irgendwie Campbells Wagen zurückbringen. Ferguson hätte es merken können, wenn der falsche Wagen vorfuhr. Aber er hat die Leiche auf dieser Fahrt nicht mitgenommen, weil wiederum Ferguson oder jemand anders ihn damit hätte sehen können. Gowans Wagen war ein Zweisitzer. Vielleicht war der

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