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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Dumfries anrufen wollte, um ihn abzufangen, falls er an einem dieser beiden Orte auftauchen sollte, und daß er auch eine Beschreibung des Wagens und seines Fahrers herausgeben wollte.»
    «So, so, so», meinte Wimsey. «Für ein stilles Landstädtchen erfreut sich Kirkcudbright einer quirligen Einwohnerschaft. Die Leute verschwinden und erscheinen wieder wie die Cheshire-Katzen. Ich geb’s auf. Bringen Sie die Arnika und einen Whisky-Soda, und dann nichts wie zu Bett. Ich weiß nur, daß es vollkommen sinnlos ist, wenn ich mal was herauszukriegen versuche. Immer sind Sie mir eine Nasenlänge voraus.»
    Das eigentlich dicke Ende dieser Geschichte kam erst am nächsten Tag. Inspektor MacPherson besuchte ihn nach dem Lunch in gereizter Stimmung. Nicht nur, daß man seine Nachtruhe gestört hatte, weil irgendwo am Ortsrand Einbrecher gewesen sein sollten, die sich dann als reines Phantasieprodukt entpuppten, und nicht nur, daß er dadurch den Knüller mit Gowan verpaßt hatte, nein, nun hatte der Polizeipräsident die Geschichte auch noch irgendwie verpfuscht. Obwohl er (sagte er wenigstens) sofort telefonisch eine Beschreibung des Wagens und seiner Insassen nach Castle Douglas, Dumfries und Carlisle und an alle Zwischenstationen bis nach Euston durchgegeben hatte, war nirgends auch nur eine Spur von ihnen gesehen worden. Nachforschungen in Richtung Stranraer hatten sich als ebenso nutzlos erwiesen.
    «Es ist doch einfach lächerlich», sagte der Inspektor. «Kann ja sein, daß der Wagen nur bis zum Ortsrand von Castle Douglas oder Dumfries gefahren ist, um Gowan zu Fuß zum Bahnhof laufen zu lassen, aber daß sie Gowan übersehen haben sollen, ist einfach unvorstellbar – wo er so auffällig ist mit seinem großen schwarzen Bart und allem.»
    Wimsey jaulte plötzlich auf.
    «Inspektor! Inspektor! Er hat uns reingelegt! Was sind wir doch für Tröpfe und Gimpel! Und dieses dämliche Foto ist jetzt wohl auch schon übers ganze Land verteilt. Zeigen Sie Bunter die Haarprobe, Inspektor. Ich hab Ihnen doch gleich gesagt, das hätten wir vor allem anderen tun sollen. Das ist unser Tod! Wie sollen wir uns je wieder erhobenen Hauptes blicken lassen! Die Haare, Inspektor, die Haare!»
    «Mein Gott», sagte der Inspektor, «ich glaube, Eure Lordschaft haben rrrecht. Das muß man sich vorstellen! Und ich war so sicher, daß es Farren war!»
    Er nahm sein Notizbuch heraus und reichte Bunter das Büschel lockigen schwarzen Haars.
    «Mylord», sagte letzterer vorwurfsvoll, «es ist wirklich bedauerlich, daß ich das nicht früher zu sehen bekommen habe. Ohne mich einen Experten nennen zu wollen, darf ich doch sagen, daß ich schon mehrere Male Gelegenheit hatte, den Bart einer Person mohammedanischen Bekenntnisses zu begutachten. Ihnen ist sicher bekannt, Mylord, daß die strengen Anhänger dieser Sekte es als ungesetzlich ansehen, ihr Gesichtshaar zu schneiden, was zur Folge hat, daß ihre Bärte von extrem seidiger Beschaffenheit sind und jedes Haar noch seine natürliche Spitze hat.»
    Wimsey reichte Bunter wortlos die Lupe.
    «Eure Lordschaft haben zweifellos schon bemerkt», sprach Bunter weiter, «daß dieses Muster in jeder Beziehung dieser Beschreibung entspricht, und da ich Mr. Gowans Bart schon gesehen habe, zögere ich nicht, der persönlichen Meinung Ausdruck zu geben – vorbehaltlich gegenteiliger Belehrung durch Experten –, daß man Mr. Gowan nun ganz oder teilweise seines Gesichtsschmucks beraubt finden wird.»
    «Ich fürchte, Sie haben recht, Bunter», sagte Wimsey traurig.
    «Jetzt wissen wir also, wer der geheimnisvolle Fremde war und woran er litt. Inspektor, Sie werden Ihren Zeitplan umschreiben und Gowan die Hauptrolle darin geben müssen.»
    «Ich muß sofort los und eine berichtigte Beschreibung herausgeben», sagte der Inspektor.
    «Ganz recht», meinte Wimsey. «Aber haben Sie auch nur die allermindeste Vorstellung, wie Gowan ohne Bart aussieht? Inspektor, ich wage die Behauptung, daß es ein Schock für Sie sein wird. Wenn ein Mann sich einen solchen Salat im Gesicht wachsen läßt, bis zu den Wangenknochen hinauf und bis über die halbe Brust hinunter, hat er gewöhnlich etwas zu verbergen. Ich habe schon Offenbarungen erlebt –» Er seufzte. «Ist Ihnen klar, mein Lieber, daß Sie von Gowan noch nie etwas anderes gesehen haben als seine Augen und die etwas zu lang geratene Nase?»
    «Aber an der Nase packen wir ihn», sagte der Inspektor ohne jeden humoristischen Hintergedanken.
    Und fort war

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