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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Bart oder so. Und was das Mädchen erzählt hat, kann zum Teil Einbildung sein, genau wie Alcock sagt. Gowan könnte am Dienstagnachmittag nach Kirkcudbright zurückgekehrt sein, anstatt gleich nach London zu fahren, obwohl ich eigentlich nicht wüßte, warum, und der Brief aus dem Mahlstick Club läßt eindeutig darauf schließen, daß er am Mittwoch in London war. Und das Karnickelgesicht kann jemand völlig anderer gewesen sein. Und bei dem Mann, der um Mitternacht angeklopft hat, neige ich sowieso zu der Ansicht, daß es ein ganz anderer war.»
    «Aber», wandte der Inspektor ein, «wenn er doch ins Haus reingegangen ist und Campbell tot und Gowan dabei gefunden hat, warum ist er dann nicht zu uns gekommen und hat’s gemeldet?»
    «Vielleicht führte er nichts Gutes im Schilde», mutmaßte Parker. «Oder er war, wie Sie zuvor schon gemeint haben, eine Sie. Immerhin muß ich zugeben, daß die Geschichte noch ein paar ärgerliche schwache Stellen hat. Ich glaube, wir setzen uns am besten auf die Spur von Gowan und dem Karnickelgesicht und versuchen herauszufinden, wo Gowan nun wirklich gewesen ist. Und wenn wir Gowan haben, ist es vielleicht besser, wir verhaften ihn nicht, sondern laden ihn nur vor, mit der Begründung, daß er uns Informationen geben kann. Sehen Sie, Inspektor, letzten Endes wissen wir ja nicht einmal mit Bestimmtheit, daß es Gowan war, dem Campbell auf der Straße begegnet ist. Es gibt vielleicht noch andere Leute mit schwarzen Bärten.»
    «Aber keinen Künstler mit einem schwarzen Bart wie seinem», erwiderte MacPherson eigensinnig. «In unserem ganzen Bezirk nicht.»
    «Ach ja, Himmel!» sagte Parker. «Der Mann muß ja ein Künstler sein, natürlich. Na ja, jedenfalls werden wir Gowan jetzt vorladen.»
    Inspektor MacPherson dankte ihm.
    «Und nun dieser Farren», fuhr Parker fort. «Wollen Sie ihn auch haben? Angenommen, er liegt nicht in einem Schacht?»
    «Ich denke, der müßte sich finden lassen», meinte der Inspektor. «Man hat ihn Drohungen ausstoßen hören – außerdem ist er verschwunden, was ja für seine Familie und Freunde schon schlimm genug ist.»
    «Eben. Wir lassen ihn mal als vermißt suchen, das kann nichts schaden. Aber ich wette, er steckt noch irgendwo in Ihrer Gegend.
    Wen haben wir sonst noch? Dieser Engländer – wie heißt er gleich? – Waters. Was ist mit ihm?»
    «Waters hab ich ganz vergessen», antwortete MacPherson ehrlich. «Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie er was damit zu tun hat.»
    «Ich auch nicht», sagte Parker. «Also lassen wir ihn mal weg. Und natürlich werden wir dieses Fahrrad im Bahnhof Euston beobachten, falls jemand so dumm ist, es abzuholen. Sie sollten auch jemanden schicken, der es identifizieren kann, denn am Ende ist es gar nicht das richtige. Wäre das alles? Wie wär’s, wenn wir nach dem vielen Reden jetzt einen trinken gingen? Ach, können Sie mir übrigens sagen, auf welche Schule Gowan gegangen ist? Nein? Macht auch nichts. Steht wahrscheinlich alles in den einschlägigen Lexika.»
    Der Inspektor wirkte immer noch nicht ganz glücklich.
    «Was gibt’s denn?» fragte Parker.
    «Sie haben –» begann er. Dann rückte er impulsiv damit heraus:
    «Wenn wir nicht bald was finden, ich glaube, dann hören Sie demnächst offiziell von unserem Polizeipräsidenten.»
    «Aha!» machte Parker. «Aber dafür sehe ich gar keine Notwendigkeit. Sie haben keine Zeit verloren, und nach meinem Eindruck kommen Sie gut voran. Wir müssen Ihnen hier bei uns natürlich helfen, wie Sie mir ja auch helfen würden, wenn eines meiner Schäfchen sich nach Schottland flüchtete – aber es besteht sicher kein Anlaß, daß wir den Fall übernehmen. Das dürfte eher eine Angelegenheit sein, wo der Mann am Ort alle Vorteile auf seiner Seite hat.»
    «Schon», meinte der Inspektor, «aber ein dickes Ding ist das doch.» Er seufzte schwer.

Lord Peter Wimsey
    «Strachan!» sagte Lord Peter Wimsey. Mr. Strachan erschrak so heftig, daß er beinahe seine Leinwand und sich selbst in einen Tümpel gekippt hätte. Er saß ein wenig unbequem auf einem Granitbrocken an der Carrick-Küste und malte eifrig die Isles of Fleet. Es wehte ein kräftiger Wind, aus dem sich ein Sturm zusammenzubrauen drohte, und das ergab einige interessante Wolkeneffekte über seiner rastlos wirkenden See.
    «Ach, Wimsey! Hallo», sagte Strachan. «Wie sind denn Sie in aller Welt hierhergekommen?»
    «Gefahren», antwortete Wimsey. «Frische Luft und so.» Er setzte sich auf einen

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