Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Kofferraum nicht groß genug, um darin die Leiche ordentlich verstecken zu können. Er findet, daß es das kleinere Risiko ist, als mit einem Toten auf dem Beifahrersitz ganz offen durch Gatehouse zu fahren. Schön. Und nun muß er an den Tatort zurück. Wie? Zu Fuß? – Nein, ich vermute, jetzt kommt das Fahrrad ins Spiel, das vor dem Soundso-Hotel geklaut wurde.»
«Sehr wahrscheinlich», sagte der Inspektor.
«Sie müssen hier vielleicht Ihre Zeiten ein wenig ändern, aber es bleibt dann immer noch genug Spielraum. Sie hatten 22 Uhr 20 als Ankunftszeit für Campbells Wagen vor Campbells Haus angenommen. Gut. Ihr Mann muß jetzt den Weg zurück mit dem Fahrrad machen. Er braucht aber keine Zeit zu verlieren, indem er zuerst zu Fuß zu Strachans Haus geht. Er trifft also eher noch etwas früher wieder am Tatort ein, als wir angenommen hatten. Er holt seinen Wagen, verstaut das Fahrrad hinter den Sitzen – dieses Zugeständnis muß er wohl machen –, aber inzwischen ist es ja ziemlich dunkel, so daß es wahrscheinlich keiner merkt. Übrigens, ich sehe hier, daß dieser Ferguson sagt, Campbells Wagen sei kurz nach zehn gekommen. Das paßt ja gut in Ihren ersten Zeitplan. Es bedeutet, daß der Täter den Wagen gleich nach dem Mord nach Hause gebracht hat. Aber ich sehe, daß Sie hier eine Änderung gemacht haben.»
«Ja», sagte MacPherson, «wir dachten, er hat Campbells Auto irgendwo am Weg abgestellt und die Leiche auf der zweiten Fahrt umgeladen. Wär ja verdächtig, wenn ein zweites Auto zu Campbells Haus gekommen wäre.»
«Stimmt; aber wenn Ferguson mit den angegebenen Zeiten recht hat, kann das nicht sein. Ist Ferguson ein sehr genauer Mensch?»
«O ja; soll ein grrroßarrrtiges Gedächtnis für Details haben.»
«Dann muß der Mörder ein zweites Mal gekommen sein, und zwar mit der Leiche in seinem eigenen Wagen. Merkwürdig, daß Ferguson den zweiten Wagen weder kommen noch wegfahren gehört haben soll.»
«Ja, das ist rrrichtig.»
«Der zweite Wagen – wann könnte er gekommen sein? 5 bis 6 Meilen mit dem Fahrrad – sagen wir eine halbe Stunde. Dann wäre es 22 Uhr 50. Fahrrad hinter die Sitze und 5 bis 6 Meilen zurück in einem schnellen Wagen – sagen wir höchstens 15 Minuten. Das ergibt für die zweite Ankunft 23 Uhr 05. Ferguson sagt, er sei kurz nach zehn ins Bett gegangen. Er muß einfach geschlafen haben. Und immer noch geschlafen haben, als der Wagen wieder fortfuhr – ich meine den Wagen des Mörders. Nein, das geht nicht. Wie und wann hat Gowan – wenn er der Mörder ist – seinen Wagen nach Kirkcudbright zurückgebracht? Er mußte ja in Gatehouse sein, um die Leiche zu bewachen und sein Täuschungsmanöver für den nächsten Morgen vorzubereiten. Ich nehme an, er könnte den Wagen in den frühen Morgenstunden nach Kirkcudbright gefahren haben und dann zu Fuß oder mit dem Fahrrad nach Gatehouse zurückgekehrt sein.»
«Ja, gekonnt hätte er das sicher, aber nötig gewesen wär’s nicht. Hammond, sein Chauffeur, hätte ihn nämlich auch zurückfahren können.»
«Allerdings. Und das würde Hammond zum Komplicen machen. Aber dagegen spricht nichts. Wenn Gowan den Mord begangen hat, lügen seine Dienstboten, bis auf Betty, sowieso wie Ananias, und da kommt es auf ein bißchen Schuld mehr oder weniger auch nicht an. Gut, damit wäre das geklärt, und wir brauchen nur noch anzunehmen, daß Gowan den Rest genau nach Plan durchgeführt hat, in Ayr in den Zug nach London umgestiegen ist und sich nur in London herumtreibt, bis sein Bart nachgewachsen ist. Und das erklärt zugleich – ansonsten wäre es nämlich etwas komisch gewesen –, warum er, nachdem er den Unfall getürkt hatte, nicht jeden Verdacht zerstreut hat, indem er sich offen in Kirkcudbright zeigte.»
«Ach was!» rief MacPherson erregt. «Sehen Sie denn nicht, daß damit garrr nichts geklärt ist? Es paßt nicht zu der Beschreibung des Mannes im grauen Anzug, der das Fahrrad nach Ayr gebracht hat. Es erklärt nicht, was Betty zu Bunter gesagt hat, es erklärt nicht den vermummten Mann, der mitten in der Nacht aus Gowans Haus geschlichen ist, und nicht den Mann mit dem Karnickelgesicht im Zug von Castle Douglas nach Euston. Und was ist mit dem Mann, der am Montag um Mitternacht an Campbells Tür geklopft hat?»
Parker strich sich nachdenklich übers Kinn.
«Das mit der Beschreibung des Mannes ist wirklich komisch», sagte er. «Vielleicht hat Gowan es fertiggebracht, sich irgendwie zu verkleiden, mit falschem blondem
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