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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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aus der Schulzeit, und ich finde, in unserm Beruf kann man sich daran ganz gut halten. Wenn diese Mrs. Weldon –«
    »Unsinn!« sagte Harriet. »Sie hätte so etwas nie getan. Das weiß ich.«
    »Aha!« Inspektor Umpelty zwinkerte Wimsey verständnisinnig zu. »Wenn Frauen erst mit ihrer weiblichen Intuition etwas zu wissen glauben, kommt man mit Argumenten nicht dagegen an. Aber ich möchte ja nur, daß wir im Augenblick einmal davon ausgehen.«
    »Ohne mich«, versetzte Harriet.
    »Wir scheinen hier nicht recht weiterzukommen«, bemerkte Wimsey. »Lassen wir das Thema fürs erste, Inspektor. Sie können später mit mir in die Bar kommen und dort in aller Stille ausgehen, wovon Sie wollen. Ich halte es aber selbst nicht für sehr wahrscheinlich. Nun wollen aber wir einmal von etwas ausgehen. Angenommen, ein Fischerboot hätte am Donnerstag kurz vor Niedrigwasser das Bügeleisen erreichen wollen – hätte es das gekonnt?«
    »Leicht, Mylord. Diese Boote haben oft nur einen Tiefgang von weniger als einem halben Meter. Da kommen Sie ohne weiteres heran, wenn Sie von den Mahlzähnen Abstand halten und auf die Strömung achten.«
    »Ein Fremder könnte aber in Schwierigkeiten geraten?«
    »Könnte, aber nur wenn er kein guter Seemann ist und nichts vom Kartenlesen versteht. Mit einem kleinen Boot kommt man jederzeit bis auf ein paar Meter an das Bügeleisen heran, wenn nicht gerade der Wind mit der Strömung quer zur Bucht steht. Dann könnte er nämlich auf die Klippen getrieben werden, wenn er nicht aufpaßt.«
    »Aha. Das macht die Sache sehr interessant. Wir vermuten nämlich Mord, Inspektor, und haben uns zwei Möglichkeiten ausgedacht, wie es zugegangen sein könnte. Dazu möchten wir gern Ihre Meinung hören.«
    Inspektor Umpelty hörte sich mit nachsichtigem Lächeln die rivalisierenden Theorien von dem Mann im Fischerboot und dem Mann in der Nische an und meinte dann:
»Also, Miss, ich kann nur sagen, daß ich gern mal eins von Ihren Büchern lesen möchte. Wunderbar, wie Sie das alles so schön unterzubringen wissen. Aber nun zu dem Boot. Das ist wirklich eigenartig. Wir haben es schon zu identifizieren versucht, denn die Insassen, gleichgültig wer sie waren, müssen irgend etwas gesehen haben. Die meisten Fischerboote waren draußen vor Shelly Point, aber von einigen weiß ich es noch nicht, und es könnten natürlich auch Sommergäste aus Wilvercombe oder Lesston Hoe gewesen sein. Wir warnen diese Amateure immer vor den Mahlzähnen, aber hören sie darauf? Nein. Man sollte meinen, das sind lauter Selbstmordkandidaten, wenn man sieht, was die so treiben. Aber ich habe eine Ahnung, wer es gewesen sein kann.«
    »Was ist mit den Leuten aus diesen Häusern an der Küstenstraße, wo ich Hilfe holen wollte?« fragte Harriet. »Die müssen das Boot doch auch gesehen haben. Ich dachte immer, die Leute hier erkennen jedes Boot, das aus der Gegend ist, auf einen Blick.«
    »Das ist es ja«, antwortete der Inspektor. »Wir haben sie gefragt, aber sie müssen alle mit Blindheit und Taubheit geschlagen gewesen sein. Darum sage ich ja, daß wir dem Boot noch keinen Namen geben können. Aber keine Angst, wir werden uns schon noch etwas einfallen lassen, um sie zum Reden zu bringen. Diese Pollocks und Moggeridges sind ein mürrisches Volk und in meinen Augen nicht ganz sauber. Sie sind bei den andern Fischern unbeliebt, und wenn eine ganze Familie von allen andern geschnitten wird, steckt meistens was dahinter.«
    »Jedenfalls«, sagte Wimsey, »glaube ich, daß wir die genaue Todeszeit inzwischen ziemlich sicher wissen. Das müßte auch schon weiterhelfen.«
    »Das schon«, räumte der Inspektor ein. »Wenn das stimmt, was Sie und die Dame mir erzählt haben, scheint dieser Punkt geklärt zu sein. Natürlich möchte ich trotzdem noch die Meinung eines Arztes hören, nichts für ungut. Ich glaube aber, daß Sie recht haben. Großes Pech, Miss, daß Sie gerade zu diesem Zeitpunkt eingeschlafen sind.« Er sah Harriet vorwurfsvoll an.
    »Aber war es nicht ein Glück, daß ich überhaupt dort war?«
    Das mußte der Inspektor zugeben.
    »Und wenn wir die Frage nach der Todeszeit damit als erledigt betrachten könnten«, fuhr der Inspektor fort, »hätte ich hier noch ein paar Informationen, die etwas Licht in die Sache bringen können. Zumindest zeigen sie meines Erachtens, daß die Idee mit dem Mord schlankweg unmöglich ist, wie ich schon die ganze Zeit gesagt habe. Aber wenn wir das beweisen könnten, wäre es ja auch schon

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