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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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was wert, nicht wahr?«
    Die Konferenz fand in der gemütlichen kleinen Villa des Inspektors in den Randbezirken von Wilvercombe statt. Mr. Umpelty erhob sich, ging zu einem Schrank und nahm einen Stapel amtlicher Berichte heraus.
    »Sie sehen, Mylord, wir waren auch nicht untätig, obwohl nach Lage der Dinge ein Selbstmord wahrscheinlicher ist als alles andere. Wir mußten alle Möglichkeiten in Betracht ziehen und haben das Terrain sozusagen mit der Lupe abgesucht.«
    Nach Durchsicht der Berichte mußte Wimsey zugeben, daß diese großspurige Behauptung berechtigt zu sein schien. Der Zufall war der Polizei kräftig zu Hilfe gekommen. Vor einiger Zeit hatte die Gemeindeverwaltung an die Bezirksverwaltung den Antrag gerichtet, die Straße zwischen Wilvercombe und Lesston Hoe auszubessern. Die Bezirksverwaltung hatte eingedenk der schlechten Zeiten und des knappen Geldes höflich geantwortet, sie halte das Verkehrsaufkommen auf der genannten Küstenstraße nicht für groß genug, um die vorgeschlagenen Ausgaben zu rechtfertigen. Infolge dieser Verhandlungen hatte die Bezirksverwaltung nun einige Personen (für ein bescheidenes Entgelt) mit einer Verkehrszählung auf besagter Straße beauftragt, und eine von diesen Personen hatte am Donnerstag, dem 18. Juni, den ganzen Tag an der Einmündung der Küstenstraße in die Überlandstraße von Lesston Hoe nach Heathbury gestanden. Am anderen Ende der etwa zwölf Meilen, für die sich die Polizei interessierte, war Darley Halt, und dort waren, wie Harriet sich schon selbst hatte überzeugen können, die Schranken ständig geschlossen, sofern sie nicht eigens für ein durchkommendes Fahrzeug geöffnet wurden. Neben beiden Schranken befand sich je ein Fußgängerdurchlaß, aber der war so gestaltet, daß man nicht einmal mit einem Fahrrad durchkam. Damit war klar, daß der hypothetische Mörder, wenn er nicht zu Fuß gekommen war, entweder am einen oder am anderen Ende der Straße hätte gesehen werden müssen, es sei denn, er kam von einem der dazwischenliegenden Bauernhöfe. In den letzten vier Tagen hatte die Polizei nun den Leumund aller Personen überprüft, die diesen Straßenabschnitt benutzt hatten. Jedes Auto, Motorrad, Fahrrad, Fuhrwerk und Pferd war mühsam ermittelt und überprüft worden. Nichts war dabei ans Tageslicht gekommen, was auch nur den mindesten Verdacht erregt hätte. Alle Benutzer dieser Straße waren vielmehr Einheimische gewesen, der Polizei wohlbekannt, und alle hatten lückenlose Rechenschaft über ihr Tun und Lassen an diesem Tag ablegen können. Das war gar nicht so erstaunlich, wie es sich anhörte, denn die meisten waren Geschäftsleute, die in einer bestimmten Zeit eine bestimmte Tour zu erledigen hatten, oder Bauern, die auf ihren Äckern oder in den umliegenden Ortschaften zu tun hatten und Zeugen für ihr jeweiliges Kommen und Gehen nennen konnten. Die einzigen, deren Zeitangaben sich nicht so gut nachprüfen ließen, waren die Viehhirten, die ihre Kühe oder Schafe über Land trieben; aber war es schon an sich extrem unwahrscheinlich, daß diese einfachen Menschen hingegangen sein und einem Herrn mit einem Endicott-Rasiermesser die Kehle durchgeschnitten haben sollten, so war Inspektor Umpelty noch zusätzlich bereit, für jeden einzelnen von ihnen persönlich die Hand ins Feuer zu legen.
    »Wirklich, Mylord«, sagte er, »Sie können es mir abnehmen, daß diese Leute, die wir überprüft haben, alle in Ordnung sind. Die können Sie sich alle aus dem Kopf schlagen. Als einzige Möglichkeit bliebe jetzt noch die, daß Ihr Mörder entweder vom Meer oder zu Fuß am Wasser entlang aus Richtung Wilvercombe oder Lesston Hoe gekommen ist, und wie die junge Dame sagt, ist die Richtung aus Wilvercombe die wahrscheinlichere, weil jeder, der aus Richtung Lesston Hoe gekommen wäre, sie gesehen und sein Verbrechen auf einen passenderen Zeitpunkt verschoben hätte, wie es bei Shakespeare heißt.«
    »Schön«, sagte Wimsey. »Das wollen wir gelten lassen. Der Mörder hat sich für den Weg dorthin keines fahrbaren Untersatzes bedient. Trotzdem bleibt noch eine Reihe von Möglichkeiten offen. Lassen wir Lesston Hoe einmal ganz außer acht und beschränken uns auf die Richtung Wilvercombe allein. Jetzt haben wir mindestens drei Theorien. Erstens: Der Mörder ist zu Fuß der Straße von Wilvercombe nach Darley gefolgt und an irgendeiner Stelle, die vom Bügeleisen aus nicht zu sehen ist, an den Strand heruntergekommen, von wo aus er dann am Wasser entlang

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