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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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vor drei Wochen hat er alles restlos abgehoben.«
    »So? Wozu denn das nur? Soviel brauchte er doch nicht, um sich ein Rasiermesser zu kaufen.«
    »Das nicht, aber ich würde sagen, er hat seine Schulden bezahlt.«
    »In Höhe von dreihundert Pfund?«
    »Das will ich nicht behaupten. Wir haben auch nur etwa zwanzig Pfund davon wiedergefunden. Aber er könnte schließlich an vielen Stellen Geld geschuldet haben. Da er seine sämtlichen Papiere verbrannt hat, ist das jetzt schwer zu sagen. Wir werden natürlich Erkundigungen einziehen. Aber mich würde es nicht wundern, wenn diese dreihundert Pfund an irgendein Mädchen gegangen wären. Da wäre diese Leila Garland – ein hartgesottenes kleines Biest, wie es im Buche steht. Sie könnte uns einiges erzählen, wenn sie wollte, glaube ich, aber heutzutage darf man den Leuten ja nicht einmal mehr Fragen stellen. Wenn sie sagen, sie wollen nicht antworten, dann wollen sie eben nicht, basta. Zwingen kann man sie nicht.«
    »Leila Garland – ist das die junge Dame, mit der er einmal liiert war?«
    »So ist es, Mylord, und soweit ich herausbekommen konnte, hat sie Mister Alexis einen kräftigen Tritt gegeben. Nach ihrer Darstellung muß es ihn furchtbar hart getroffen haben. Sie hat jetzt einen anderen Kerl – gewissermaßen ein Freund von Alexis, aber ein bißchen was Besseres als er, soweit ich feststellen kann. Irgend so ein Südamerikaner; leitet das Kurorchester im Winterpavillon und macht das anscheinend ganz gut. Sie kennen den Typ – lauter Larifari und Schlangenlederschuhe. Aber er scheint ganz brauchbar zu sein, sofern das was heißt. Er hat ganz offen darüber gesprochen, und das Mädchen auch. Alexis hat sie miteinander bekannt gemacht, und plötzlich kam die junge Dame auf die Idee, daß sie mit dem Südamerikaner besser fahren könnte als mit Alexis. Sie sagt, Alexis sei sehr knickrig mit seinem Geld geworden und habe offenbar nicht so sehr an Miss Leila gedacht, wie er gekonnt hätte. Möglicherweise hatte er die ganze Zeit schon etwas anderes im Auge, und dahin ist dann auch das Geld gegangen. Jedenfalls hat Leila sich entschlossen, ihm den Laufpaß zu geben und sich dafür diesen Südamerikaner, Luis da Soto, anzulachen. Es hat natürlich eine Szene gegeben, und Alexis hat gedroht, sich das Leben zu nehmen –«
    »Hat er gesagt, er wollte sich die Kehle durchschneiden?«
    »Nein, das nicht. Gift wollte er nehmen. Aber was soll’s? Er hat gesagt, er nimmt sich das Leben, und das hat er getan, fertig.«
    »Haben Sie zufällig in seinem Zimmer irgendwelches Gift gefunden – Sie wissen schon, Schlaftabletten und dergleichen?«
    »Nichts«, antwortete der Inspektor triumphierend. »Hm.«
    »Aber Inspektor«, mischte Harriet sich jetzt ein, nachdem sie der Unterhaltung bis dahin mit geziemendem Schweigen zugehört hatte, »wenn Sie annehmen, daß Alexis ein anderes Mädchen im Auge hatte, warum hätte er dann Selbstmord begehen sollen, nachdem Leila Garland ihm den Laufpaß gegeben hatte?«
    »Das kann ich nun wirklich nicht sagen, Miss. Vielleicht hat ihn die andere auch abblitzen lassen.«
    »Verlassen hat sie ihn, ein kleines, verlorenes Geschöpf inmitten einer feindlichen Welt«, sagte Wimsey.
    »Na ja, und dann war ja auch noch diese Mrs. Weldon da. Das haben wir von den anderen Mädchen erfahren. Meinen Sie nicht auch, daß solche Aussichten einen jungen Mann dazu bringen können, sich die Kehle durchzuschneiden?«
    »Er hätte nur wegzugehen brauchen«, sagte Harriet.
    »Und wenn er ihr nun Geld schuldete, und sie ist rabiat geworden und hat gedroht, ihn ins Gefängnis zu bringen? Wie wäre denn das?«
    »Vielleicht die dreihundert Pfund –«, begann Wimsey.
    »O nein, nein !« rief Harriet entrüstet. »Das dürfen Sie nicht glauben. Es ist absolut lächerlich. Die arme Frau war ihm mit Haut und Haaren verfallen. Er hätte sie um den kleinen Finger wickeln können. Sie hätte ihm alles gegeben, was er nur wollte. Außerdem hat sie mir gesagt, daß er kein Geld von ihr nehmen wollte.«
    »Aha. Aber angenommen, er wollte sie sitzenlassen, Miss? Das hätte sie ihm doch übelnehmen können.«
    »Dann hätte sie sich umgebracht«, sagte Harriet bestimmt. »Ihm hätte sie um nichts in der Welt ein Leid angetan, die arme Seele. Ihn ins Gefängnis bringen? Zum Lachen!«
    »Nun wissen Sie aber auch ganz gut, Miss«, sagte Inspektor Umpelty, »daß kein Zorn so bitter ist wie Frauenzorn. Verzeihen Sie, aber so steht es schon in der Bibel. Das weiß ich noch

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