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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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gesprochen. Er scheint ihn sehr gern gehabt zu haben, ganz ernsthaft.«
    »Oh, Antoine!« dachte Harriet leicht mißbilligend. Dann fiel ihr die verrückte Mutter und der schwachsinnige Bruder ein, und sie dachte statt dessen: »Armer Antoine!« Aber der Gedanke war und blieb unerfreulich.
    »Lord Peter hat gut reden«, maulte sie innerlich, » ihm hat es noch nie an etwas gefehlt.« Und warum Lord Peter ihr in diesem Zusammenhang einfiel, wußte sie sich selbst nicht zu erklären, aber zweifellos haben die vom Glück Begünstigten etwas an sich, das andere zum Ärger reizt.
    In der Zwischenzeit versuchte dieser ungeratene Adelssproß auch nicht faul zu sein. Mit anderen Worten, er trieb sich auf dem Polizeirevier herum und ging dem Inspektor auf die Nerven. Die Berichte über Bright liefen ein und bestätigten seine Geschichte soweit. Er war, wie er gesagt hatte, von einer Pension in Seahampton aus nach Wilvercombe gekommen, und zwar richtig mit dem angegebenen Zug, und jetzt wohnte er friedlich in einem billigen Zimmer in Wilvercombe, ohne je mit Fremden zusammenzukommen oder die mindeste Neigung zum Verschwinden zu verraten. Die Polizei war gestern mit ihm nach Seahampton gefahren, wo Mr. Merryweather ihn als den Mann identifiziert hatte, dem vor einiger Zeit das Endicott-Rasiermesser verkauft worden war. In wenigen Stunden hatte man alle seine Bewegungen in den letzten Wochen erfolgreich nachgeprüft, und dabei ergab sich folgendes Bild:
    28. Mai. Ankunft aus London in Ilfracombe. Vier Tage beschäftigt. Wegen Unfähigkeit und Trunkenheit entlassen.
    2. Juni. Ankunft in Seahampton. Spricht bei Merryweather vor und kauft Rasiermesser. Fünf Tage Arbeitssuche in dieser Stadt (in allen Einzelheiten überprüft).
    8. Juni. Wilvercombe. Meldet sich bei Moreton, dem Barbier an der Esplanade. Erhält die Auskunft, daß er später vielleicht Arbeit bekommen kann. Soll sich bei Ramage in Lesston Hoe bewerben.
    Begibt sich am selben Tag nach Lesston Hoe; findet bei Ramage Arbeit.
    15. Juni. Wird von Ramage entlassen – Trunkenheit und Unfähigkeit. Kehrt nach Wilvercombe zurück; erfährt von Moreton, daß die Stelle besetzt ist (was nicht stimmt, aber sein Ruf ist ihm per Telefon vorausgeeilt). Versucht es ohne Erfolg noch in ein, zwei anderen Salons. Verbringt die Nacht in Obdachlosenasyl.
    16. Juni (Dienstag). Versucht wieder Arbeit zu bekommen. Kein Erfolg. Verbringt die Nacht in einem Heim für Handwerksgesellen, wo er kurz nach Mitternacht eintrifft. Ursprünglich will man ihn dort nicht einlassen, aber er zeigt zum Beweis seiner Zahlungsfähigkeit eine Pfundnote vor.
    17. Juni. Fährt mit dem Zug um 9.57 Uhr nach Seahampton. Spricht bei einem Friseur namens Lyttleton vor und fragt nach Arbeit. Erfährt, daß Mr. Lyttleton nicht da ist, soll aber am nächsten Morgen nach halb zwölf noch einmal wiederkommen. Geht zu zwei weiteren Friseuren. Mietet sich für die Nacht in einer Pension ein und verbringt den Abend in Gesellschaft anderer Gäste.
    18. Juni (Alexis’ Todestag). Verläßt die Pension um zehn Uhr und begibt sich direkt in die öffentliche Bibliothek, wo er eine Stunde lang im Lesesaal sitzt und in verschiedenen Zeitungen die Stellenanzeigen studiert. Die Aufsicht im Lesesaal hat ihn identifiziert und erinnert sich genau an Bright, weil dieser verschiedene Fragen nach den Erscheinungsdaten der Lokalzeitungen stellt und sich das Regal zeigen läßt, auf dem sich das örtliche Telefonverzeichnis befindet. Um elf Uhr fragt Bright, ob die Uhr in der Bibliothek richtig geht, da er um halb zwölf einen Termin hat. Um Viertel nach elf verläßt er die Bibliothek, angeblich um die Verabredung einzuhalten.
    Es handelte sich natürlich um den Termin bei Lyttleton, der Bright ohne Schwierigkeiten wiedererkannte. Lyttleton war mit dem Zug um 11.20 Uhr nach Seahampton zurückgekommen und hatte beim Betreten seines Ladens Bright darin vorgefunden, der auf ihn wartete. Er hatte zu Bright gesagt, er könne versuchsweise hier arbeiten und sofort anfangen, wenn er wolle. Bright hatte bis ein Uhr im Frisiersalon gearbeitet, dann war er zum Mittagessen gegangen. Kurz nach zwei Uhr war er wiedergekommen und bis zum Feierabend dageblieben. Dann hatte der Besitzer aber festgestellt, daß seine Arbeit nicht gut genug war, und ihn ausbezahlt. Es stimmte zwar, daß ihn in dem kleinen Restaurant, wo er gegessen haben wollte, niemand wiedererkannte, aber andererseits lag es auf der Hand, daß Bright höchstens mit einem fliegenden

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