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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Teppich die vierzig Meilen bis zum Satans-Bügeleisen und zurück hätte bewältigen können, um dort um zwei Uhr den Mord zu begehen. Welche Rolle Bright in dieser Tragödie auch immer gespielt hatte, es war nicht die des Ersten Mörders.
    Hinsichtlich Brights Vorgeschichte in der ferneren Vergangenheit waren sie nicht viel weiter gekommen, nicht zuletzt, weil Bright selbst gar nicht erst vorgab, sich an die vielen Falschnamen erinnern zu können, deren er sich in den letzten Jahren bedient hatte. Das einzige, was sie bisher – halbwegs – bestätigt gefunden hatten, war, daß es irgendwann einmal einen Friseursalon in der Massingbird Street von Manchester gegeben hatte. Der Name des Besitzers war Simpson gewesen, und das stimmte mit Brights Geschichte überein; aber die Massingbird Street war im Zuge der Stadterneuerung längst verschwunden, und wie Bright ihnen selbst schon gesagt hatte, war es schwierig, jemanden zu finden, der sich erinnern konnte, wie der Barbier Simpson ausgesehen hatte.
    »Er muß zu irgendeiner Zeit einmal wirklich in Manchester gewohnt haben«, lautete die Schlußfolgerung des Inspektors, »sonst wüßte er das alles über die Massingbird Street nicht; und es ist durchaus denkbar, daß er wirklich dieser Simpson ist, für den er sich ausgibt. Aber was er zwischen damals und heute alles getrieben hat, das steht auf einem anderen Blatt.«
    Weitere polizeiliche Informationen bezogen sich auf den alten Pollock und sein Boot. Ein junger Konstabler, der erst vor kurzem nach Wilvercombe versetzt worden und darum dem einheimischen Fischervolk noch nicht so bekannt war, hatte sich als Urlauber verkleidet und in Begleitung seiner Freundin am Strand bei Darley herumgetrieben und den alten Pollock überredet, sie beide zu einer Fahrt in seinem Segelboot mitzunehmen. Es war eine ungemütliche Fahrt geworden, was zum einen an der extremen Verdrießlichkeit des alten Fischers gelegen hatte, zum anderen an der unglücklichen Neigung der jungen Dame zur Seekrankheit. Sie hatten ihn gebeten, sie so weit wie möglich zum seeseitigen Ende des Mahlzahn-Riffs hinauszubringen, weil »die junge Dame so scharf darauf« sei, zu sehen, »wie sie nach der Leiche fischen«. Pollock hatte ziemlich gemault, sie dann aber doch gefahren. Sie waren auf der ganzen Fahrt in Sichtweite der Küste geblieben, aber die Fahrt hatte dann an einer Stelle so weit draußen geendet, daß sie von der Arbeit der Suchmannschaften, die gerade in diesem Augenblick an Land in unmittelbarer Nähe des Bügeleisens zu tun zu haben schienen, nicht mehr viel hatten sehen können. Sie hatten Pollock gebeten, sie nah an den Felsen heranzufahren, aber das hatte er entschieden abgelehnt. Während der Fahrt hatte der junge Konstabler das Boot so gut wie möglich auf Spuren von irgend etwas Ungewöhnlichem untersucht. Er war sogar so weit gegangen, eine halbe Krone zu »verlieren« und zu verlangen, daß die Bodenroste herausgenommen wurden, um nachzusehen, ob die Münze daruntergerutscht sei. Er hatte den modrigen Raum darunter mit einer Taschenlampe abgeleuchtet und keinerlei Reste von Blutflecken gefunden. Dem Schein zuliebe hatte er dann die Münze »wiedergefunden«, und dem Frieden zuliebe hatte er sie Pollock als Trinkgeld vermacht. Die Fahrt war eine einzige Enttäuschung gewesen, denn außer Seekrankheit und einem nahen Blick auf zahlreiche Hummerfallen hatte sie nichts eingebracht. Eine Frage nach Alexis’ Reisepaß traf den Inspektor an seiner Ehre. Glaubte Seine Lordschaft wirklich, die Polizei habe diesen offensichtlichen Punkt übersehen? Natürlich habe Alexis einen Reisepaß gehabt, und mehr noch, er habe ihn im letzten Monat sogar mit einem Visum stempeln lassen. Für welches Land? Nun, für Frankreich natürlich. Aber vom dortigen Konsulat habe er natürlich jedes andere Visum bekommen können, das er haben wollte.
    »Das stützt aber doch die These, daß unser junger Freund die Absicht hatte, sich aus dem Staub zu machen, wie?«
    »Ja, Mylord. Und wenn er in irgendeine entlegene Gegend auf dem europäischen Kontinent wollte, fand er die Goldmünzen wohl praktischer als englische Banknoten. Allerdings weiß ich nicht, warum er nicht doch Banknoten hätte mitnehmen und in Paris umtauschen sollen. Aber so ist es nun mal, und irgend etwas muß er im Sinn gehabt haben. Ich gebe gern zu, daß ich allmählich ein wenig zu Ihrer Ansicht neige. Wir haben es mit einem Mann zu tun, der etwas vorhatte – und dieses Vorhaben kann nicht

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