Wimsey 09 - Mord braucht Reklame
immer gut an. (Entschuldigung, wir kommen anscheinend nicht von den Babies weg.) Der Text beginnt mit: ‹Tränen sind oft ein Ventil für überbeanspruchte Nerven, aber wenn sie zu oft, zu leicht fließen, ist es ein Zeichen, daß Sie Nutrax brauchen.› Das mache ich. Und dann: ‹Fürwahr, ich weiß nicht, was mich traurig macht.› Antonio zu Salarino und Solanio. Das Zitat wird dann im Text weiter ausgewalzt: ‹Grundlose Niedergeschlagenheit, wie bei Antonio, nimmt nicht nur den Betroffenen mit, sondern auch seine Freunde. Packen Sie das Übel an der Wurzel und stärken Sie Ihre überreizten Nerven mit Nutrax.› Davon liefere ich Ihnen, soviel Sie wollen.»
Mr. Tallboy lächelte dünn.
«Schade, daß wir uns mit unserem Patentrezept nicht selbst kurieren können, nicht?»
Mr. Bredon musterte ihn kritisch.
«Was Sie brauchen», sagte er, «ist ein gutes Abendessen und eine Flasche Schampus.»
14
Hoffnungsvolle Konspiration zweier
schwarzer Schafe
Der Herr im Harlekinkostüm nahm betont langsam seine Maske ab und legte sie auf den Tisch.
«Da mein tugendhafter Vetter Wimsey die Katze schon aus dem Sack gelassen hat», sagte er, «muß ich das Ding wohl nicht mehr anbehalten. Ich fürchte –» wandte er sich an Dian – «daß meine Erscheinung Sie enttäuschen wird. Abgesehen davon, daß ich schöner bin und nicht so ein Karnickelgesicht habe wie Wimsey, hat jede Frau, die ihn gesehen hat, auch mich gesehen. Die Bürde ist schwer zu tragen, doch ich kann nichts daran ändern. Ich darf aber zu meiner Freude sagen, daß die Ähnlichkeit nicht tiefer geht als bis zur Haut.»
«Man soll es fast nicht glauben», sagte Major Milligan. Er beugte sich vor, um das Gesicht des anderen näher in Augenschein zu nehmen, aber Mr. Bredon streckte einen lässigen Arm aus und stieß ihn, scheinbar ohne jede Kraftanstrengung, auf seinen Platz zurück.
«Sie brauchen mir nicht zu nahe zu kommen», bemerkte er frech. «Selbst ein Gesicht wie Wimseys ist immer noch besser als Ihres. Sie haben Pickel. Sie essen und trinken zuviel.»
Major Milligan, der heute morgen zu seinem großen Kummer wirklich ein paar beginnende Pickel auf der Stirn entdeckt, aber gehofft hatte, sie seien nicht zu sehen, grunzte böse. Dian lachte.
«Ich nehme an», fuhr Mr. Bredon fort, «daß Sie etwas von mir wollen. Leute Ihrer Art wollen das immer. Wor um geht es?»
«Ich bin nicht abgeneigt, offen mit Ihnen zu reden», antwortete Major Milligan.
«So etwas freut einen immer zu hören. Man weiß dann schon, daß gleich eine Lüge kommt. Und gewarnt ist gewappnet, nicht?»
«Wenn Sie es so sehen sollen. Aber ich glaube, Sie werden es vorteilhaft finden, mir zuzuhören.»
«Finanziell vorteilhaft?»
«Was für Vorteile gäbe es sonst noch?»
«Wie wahr! Allmählich gefällt Ihr Gesicht mir schon etwas besser.»
«Ach ja? Vielleicht gefällt es Ihnen so sehr, daß Sie mir ein paar Fragen beantworten möchten?»
«Möglich.»
«Woher kennen Sie Pamela Dean?»
«Pamela? Ein reizendes Kind, nicht wahr? Ich bin ihr einmal vorgestellt worden, von einem gemeinsamen Freund, wie die breite Masse, verführt durch das unglückliche Beispiel jenes unvergleichlichen Vulgarisators Charles Dickens, so etwas abscheulicherweise nennt. Ich muß zugeben, daß der Zweck dieser Bekanntschaft für mich ein rein geschäftlicher war; ich kann nur sagen, daß ich mir wünsche, alle geschäftlichen Bekanntschaften wären so angenehm.»
«Was waren das für Geschäfte?»
«Das Geschäft, mein lieber Freund, hatte mit einem weiteren gemeinsamen Freund von uns allen zu tun – dem seligen Victor Dean, der unter größter allgemeiner Anteilnahme auf einer Treppe starb. Ein bemerkenswerter junger Mann, nicht wahr?»
«Inwiefern?» fragte Major Milligan rasch.
«Wissen Sie das nicht? Ich dachte, Sie wüßten es. Wozu wäre ich sonst hier?»
«Ihr beiden Idioten langweilt mich», mischte sich Dian ein.
«Was hat das für einen Sinn, so umeinander herumzuschleichen? Ihr aufgeblasener Vetter hat uns alles über Sie erzählt, Mr. Bredon – haben Sie übrigens auch einen Vornamen?»
«O ja. Er schreibt sich ‹Death› wie Tod. Aussprechen können Sie ihn, wie Sie wollen. Die meisten Leute, die damit geschlagen sind, sprechen ihn so aus wie Keith, aber ich persönlich finde es romantischer, wenn man ihn wie Beth ausspricht. Was hat mein liebenswerter Vetter über mich erzählt?»
«Er hat gemeint, Sie wären ein Rauschgiftschmuggler.»
«Woher mein Vetter
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