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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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bekommen, und jetzt bin ich ein bißchen neugierig geworden, was den verstorbenen Victor Dean angeht. Von seiner Schwester höre ich, daß er ein guter, liebevoller Bruder war, nur leider ein wenig locker in seinen Moralvorstellungen – was vermutlich heißen soll, daß er Dian de Momerie hörig war. Wie seine Schwester sagt, hat er sie dahin und dorthin mitgenommen, um sie der lieben Dian vorzustellen; Sie haben sich eingemischt; Miss Dean hat dann die Situation begriffen und sich aus diesen Kreisen zurückgezogen, während sie gleichzeitig Ihnen die Einmischung übelnahm, was ebenso natürlich wie unlogisch ist. Und schließlich hat Dian de Momerie Victor den Laufpaß gegeben. Ist das bis hierher richtig?»
    «Ja», sagte Willis, «nur glaube ich nicht, daß Dean dieser de Momerie wirklich hörig war. Ich nehme an, er hat sich geschmeichelt gefühlt und geglaubt, dort etwas für sich herausholen zu können. Er war nämlich so eine schäbige kleine Kreatur.»
    «Hat sie ihm Geld gegeben?»
    «O ja, aber davon hatte er nicht viel, denn es war teuer,
    in diesen Kreisen mitzuhalten. Es entsprach auch nicht seinem Naturell. Glücksspiele mochte er nicht, aber er mußte mitmachen, um zu ihnen zu gehören; und er war auch kein Trinker. Auf eine Weise hätte ich ihn besser verstanden, wenn er einer gewesen wäre. Rauschgift mochte er auch nicht. Wahrscheinlich hatte Miss de Momerie ihn deshalb schließlich über. Das Schlimme an dieser Gesellschaft ist ja, daß sie keine Ruhe geben kann, bevor nicht jeder, mit dem sie zu tun hat, so schlecht ist wie sie selber. Wenn die sich doch nur selbst ins Grab koksen würden, je eher, desto besser für alle Beteiligten. Mit Freuden würde ich ihnen das Zeug gleich waggonweise geben. Aber sie machen sich an anständige Menschen heran und ruinieren sie fürs Leben. Deswegen hatte ich mir solche Sorgen um Pamela gemacht.»
    «Aber Sie sagen doch, daß Victor sich da heraushalten konnte.»
    «Schon. Aber Pamela ist anders. Sie ist impulsiver und läßt sich leichter – nein, nicht verführen, aber leicht für etwas begeistern. Sie ist übermütig und möchte alles einmal probieren. Wenn sie einmal für eine bestimmte Sorte Menschen eingenommen ist, will sie alles genauso machen wie sie. Sie braucht jemanden – ach, lassen wir das. Ich möchte nicht über Pamela sprechen. Ich meine nur, daß Victor das genaue Gegenteil davon war. Er war selbst immer sehr vorsichtig und hatte einen guten Riecher für seinen Vorteil.»
    «Sie meinen, er verstand seine Freunde auszunutzen?»
    «Er war einer von denen, die nie eigene Zigaretten bei sich haben und nie da sind, wenn die Reihe an ihnen ist, einen auszugeben. Und er klaute einem natürlich auch ständig Ideen.»
    «Dann muß er einen triftigen Grund gehabt haben, sich
    mit der de Momerie-Clique einzulassen. Denn wie Sie sagen ist das Leben in diesen Kreisen teuer.»
    «Ja, er muß irgend etwas Lohnendes in Aussicht gehabt haben. Und als es dahin kam, daß er seine Schwester opfern wollte –»
    «Genau. Aber das tut jetzt eigentlich nichts zur Sache. Ich wollte von Ihnen folgendes wissen: Angenommen, er hätte entdeckt, daß jemand – sagen wir in diesem Haus – vielleicht sogar Sie – eine Leiche im Keller hatte, um dieses schöne alte Bild zu bemühen – wäre Victor Dean der Mann gewesen, der – äh – diese Leiche einem Pathologen zugespielt hätte?»
    «Sie reden von Erpressung?» fragte Willis unverblümt.
    «Das ist ein hartes Wort. Aber ich würde es so nennen.»
    «Ich weiß es nicht genau», sagte Willis nach ein paar Sekunden des Nachdenkens. «Das wäre schon eine schwerwiegende Unterstellung, nicht? Aber ich muß Ihnen sagen, daß die Frage mich nicht schockiert. Wenn Sie mir jetzt sagen würden, daß er jemanden erpreßt hätte, wäre ich nicht einmal sehr überrascht. Nur müßte er sich bei einem so schweren Verbrechen schon sehr sicher gefühlt haben, ich meine, das Opfer müßte jemand gewesen sein, der es unmöglich auf einen Prozeß ankommen lassen konnte. Wohlgemerkt, ich habe nicht den geringsten Grund zu der Annahme, daß er wirklich so etwas getan hat. Zumindest schien er nie besonders im Geld zu schwimmen. Das hätte allerdings bei einem vorsichtigen Menschen wie ihm nicht viel zu bedeuten. Bei ihm wäre nie ein Packen Banknoten aus dem Schreibtisch geflattert.»
    «Sie meinen, daß herumliegende Banknotenbündel auf eine gewisse Unschuld schließen lassen?»
    «Keineswegs. Nur auf Leichtsinn, und leichtsinnig

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