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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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war
    Dean bestimmt nicht.»
    «Vielen Dank für diese offenen Worte.»
    «Nichts zu danken. Aber lassen Sie um Gottes willen Pamela nicht erfahren, was ich über Victor gesagt habe. Deswegen hatte ich schon Ärger genug.»
    Bredon versicherte ihm, daß er eine solch ungeheuerliche Indiskretion nicht zu befürchten habe, und verabschiedete sich freundlich, wenn auch leicht verwirrt.
    Am Ende des Korridors lauerte Mr. Tallboy schon auf ihn.
    «O Bredon, ich bin Ihnen natürlich sehr dankbar. Und ich kann mich doch darauf verlassen, daß diese Geschichte sich nicht weiterverbreitet, als sie es schon ist, ja? Eine idiotische Geschichte, versteht sich. Dieser Tompkin scheint von allen guten Geistern verlassen zu sein. Ich habe ihm schon gehörig die Meinung gesagt.»
    «O ja, ganz recht», meinte Bredon. «Völlig klar. Viel Lärm um nichts. Ich hätte mich da auch nicht unbedingt einmischen müssen, aber man kann ja nie wissen. Ich meine, wenn Sie noch länger aufgehalten worden wären und Miss Vasavour vom Warten die Nase voll gehabt hätte oder – Sie wissen schon, was ich meine.»
    «Ja.» Tallboy leckte sich über die trockenen Lippen. «Es hätte sehr peinlich werden können. Wenn Frauen hysterisch werden, sagen sie oft Dinge, die sie eigentlich nicht sagen wollten. Ich habe eine Dummheit gemacht, wie Sie sich wohl schon gedacht haben. Aber jetzt mache ich reinen Tisch. Ich habe die Sache geregelt. Es ist natürlich unangenehm, aber kein Grund zum Verzweifeln.» Er lachte gequält.
    «Sie sehen ein wenig mitgenommen aus.»
    «So fühle ich mich auch. Ich war nämlich die ganze
    Nacht auf. Meine Frau – na ja, meine Frau hat letzte Nacht ein Kind bekommen. Das war zum Teil auch der Grund – ach was, das spielt ja keine Rolle.»
    «Verstehe vollkommen», sagte Bredon. «Sehr aufreibend, so etwas. Warum haben Sie sich heute nicht frei genommen?»
    «Das wollte ich nicht. Heute ist der Tag, an dem ich die meiste Arbeit habe. Es ist auch besser, man beschäftigt sich mit etwas. Außerdem bestand ja kein Anlaß. Es ist alles gutgegangen. Sie halten mich wahrscheinlich für ein ausgesprochenes Schwein.»
    «Sie sind ja keineswegs der erste», sagte Bredon.
    «Nein – ich glaube, es ist nicht so ungewöhnlich. Aber ich sage Ihnen, das passiert mir nicht noch einmal.»
    «Es muß Sie in eine ziemlich verzwickte Lage gebracht haben – das Ganze.»
    «Ja – das heißt – es war nicht so schlimm. Wie Sie sagen, ich bin nicht der erste Mann, dem so etwas passiert. Es lohnt sich nicht, sich deswegen graue Haare wachsen zu lassen. Also, wie gesagt, vielen Dank und alles – und – na, das wär's, oder?»
    «Selbstverständlich. Und nichts zu danken. Na, mein Kleiner, was willst du denn?»
    «Haben Sie irgendwas zur Post zu geben, Sir?»
    «Danke, nein», sagte Bredon.
    «Halt, Moment!» sagte Tallboy. «Ich habe was.» Er suchte in seiner Brusttasche und holte einen bereits verschlossenen Brief heraus. «Haben Sie mal was zu schreiben für mich, Bredon? Hier, mein Junge, geh mit diesem Geld zu Miss Rossiter und kauf eine Briefmarke für mich.»
    Er nahm den Füller, den Bredon ihm reichte, beugte sich
    über den Tisch und adressierte den Umschlag hastig mit «T. Smith, Esq.». Bredon sah ihm gedankenlos dabei zu, fühlte sich ertappt und entschuldigte sich.
    «Verzeihung, ich habe spioniert. Häßliche Angewohnheit. Von so was wird man im Schreibzimmer angesteckt.»
    «Ist schon gut – das war nur ein Brief an meinen Börsenmakler.»
    «Glücklich, wer was zum Börsenmakeln hat.»
    Tallboy lachte und warf den Brief dem wartenden Jungen zu.
    «Und so endet ein anstrengender Tag», meinte er.
    «Hat Toule sich wieder sehr angestellt?»
    «Nicht schlimmer als sonst. Hat ‹Wie Niobe, ganz Tränen› abgelehnt. Weiß angeblich nicht, wer Niobe ist, und schließt daraus, daß andere es auch nicht wissen. Aber ‹Tränen, eitle Tränen› hat er für diese Woche genehmigt, weil sein Vater ihm früher, als er noch klein war, immer Tennyson vorgelesen hat.»
    «Wenigstens etwas aus dem Scherbenhaufen gerettet.»
    «Doch, ja. Die Idee mit den literarischen Zitaten gefällt ihm schon. Er findet, sie geben seinen Anzeigen Niveau. Sie werden sich noch ein paar in der Art einfallen lassen müssen. Vor allem, wenn sie sich gut illustrieren lassen, mag er sie.»
    «Meinetwegen. ‹Wie ein sommerlich Gewitter stürzten ihre Tränen.› Das ist auch Tennyson. Bild von der neunzigjährigen Amme mit dem Baby auf dem Schoß. Babies kommen

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