Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
geöffnet und vernichtet. Ob sie den nächsten, der käme, zurückbehalten und ihm schicken könnten? Da Lord Peter Wimsey, wie sie sähen, Scotland Yard hinter sich habe, ja. Wimsey dankte dem Beamten und ging nachdenklich seines Weges.
    Beim Verlassen der Agentur um halb sechs ging er die Southampton Row hinunter zur Teobald's Road. An der Ecke stand ein Zeitungsverkäufer. Wimsey kaufte sich einen Evening Comet und blätterte geistesabwesend die Nachrichten durch. Da fiel ihm ein kurzer Absatz unter «Letzte Meldungen» ins Auge:

    LEBEMANN TÖDLICH VERUNGLÜCKT

    Heute nachmittag um 3 Uhr geriet ein schwerer Lastwagen auf dem Piccadilly ins Schleudern, erfaßte den auf dem Trottoir stehenden Major Todd Milligan, einen bekannten Lebemann, und verletzte ihn tödlich.

    «Die arbeiten schnell», dachte er schaudernd. «Wieso in Gottes Namen laufe ich noch frei herum?» Er verwünschte seinen eigenen Leichtsinn. Er hatte sich gegenüber Cummings verraten; er war ohne jede Tarnung in seinen Laden gegangen; inzwischen wußten sie, wer er war. Schlimmer noch, sie mußten ihm zur Postdirektion und zu Pyms Werbedienst gefolgt sein. Wahrscheinlich folgten sie ihm auch jetzt. Hinter der Zeitung hervor warf er einen raschen Blick über die belebte Straße. Jeder von diesen herumstehenden Männern konnte der Mann sein. Phantastische, romantische Pläne schossen ihm durch den Kopf. Er würde seine Meuchelmörder an einen entlegenen Ort locken, etwa in die Blackfriars-Unterführung oder unter die Treppe von Cleopatra's Needle, sich ihnen dort entgegenstellen und sie mit bloßen Händen töten. Er würde Scotland Yard anrufen und ein paar Kriminalbeamte als Begleitschutz anfordern. Er würde mit einem Taxi («Nicht mit dem ersten, das kommt, und nicht mit dem zweiten», dachte er mit einer flüchtigen Erinnerung an Professor Moriarty) geradewegs zu seiner Wohnung fahren, sich dort verbarrikadieren und warten – worauf? Auf einen Luftangriff? … In diesem Augenblick der Ratlosigkeit erblickte er plötzlich eine bekannte Gestalt – Chefinspektor Parker persönlich, offenbar auf einem frühen Heimweg, in der einen Hand eine Fischhändlertüte, in der andern eine Aktentasche.
    Er ließ die Zeitung sinken und sagte: «Hallo!»
    Parker blieb stehen. «Hallo!» antwortete er zögernd. Er war sich offenbar nicht ganz sicher, ob er von Lord Peter Wimsey oder von Mr. Death Bredon angesprochen wurde. Wimsey trat auf ihn zu und erlöste ihn von der Fischtüte.
    «Das trifft sich gut. Du kommst sekundengenau aufs Stichwort, um zu verhindern, daß ich ermordet werde. Was ist das? Hummer?»
    «Nein, Steinbutt», antwortete Parker gelassen.
    «Ich lade mich bei euch zum Essen ein. Sie werden uns ja wohl nicht beide zusammen angreifen. Ich habe eine Dummheit gemacht und alles verraten. Also können wir uns auch gleich offen zeigen und guter Dinge sein.»
    «Schön. Ich möchte so gern mal guter Dinge sein.»
    «Stimmt etwas nicht? Warum gehst du so früh nach
    Hause?»
    «Ich habe die Nase voll. Das Yak war ein Reinfall, fürchte ich.»
    «Habt ihr eine Razzia gemacht?»
    «Noch nicht. Den ganzen Vormittag ist gar nichts passiert, aber beim Mittagsandrang sah Lumley, wie ein Kerl, der aussah wie ein Schieber, einem anderen etwas zusteckte. Sie haben sich den Kerl gegriffen und durchsucht. Es kamen aber nur ein paar Wettscheine zum Vorschein. Möglicherweise ist erst für heute abend etwas geplant. Wenn nichts passiert, mache ich eine Razzia. Kurz vor der Polizeistunde dürfte die beste Zeit sein. Ich will selbst dabei sein, darum gehe ich jetzt ein bißchen früher zum Abendessen nach Hause.»
    «Gut. Ich habe dir etwas zu erzählen.»
    Schweigend bogen sie in die Great Ormond Street ein.

    «Cummings?» meinte Parker, nachdem Wimsey ihm die Geschichte erzählt hatte. «Über den ist mir nichts bekannt. Aber du sagst, er kannte Milligans Namen?»
    «Ganz gewiß. Hier ist übrigens der Beweis.»
    Er zeigte Parker die Zeitungsmeldung.
    «Aber dieser Tallboy – ist das der Kerl, hinter dem du her bist?»
    «Ehrlich gesagt, Charles, ich verstehe das nicht. Ich kann ihn einfach nicht als den großen Drahtzieher ansehen. Sonst wäre er doch viel zu reich, um durch ein billiges Mädchen in Verlegenheit zu geraten. Und sein Geld käme auch nicht in Raten zu 50 Pfund. Aber eine Verbindung besteht. Sie muß bestehen.»
    «Vielleicht ist er nur ein kleines Rädchen im Getriebe.»
    «Möglich. Aber ich komme nicht um Milligan herum.
    Nach seinen

Weitere Kostenlose Bücher